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Frankfurt am Meer

■ Mit New Electronica in Pop-Gewässer: Shantel stellt als Gast bei Electric Mojo die Frankfurter Schule vor

Immer wenn man auf der WG-Anlage diese Platte auflegt, kommen dieselben Reaktionen. „Nicolette wird aber auch immer langweiliger“, sagt Mitbewohner 1. Der zweite legt nach mit „Endlich die neue Mouse On Mars?“, und der letzte meint, daß Kruder & Dorfmeister in letzter Zeit wohl zu viel gekifft haben. Alle haben sie recht und auch wieder nicht. Denn es handelt sich nicht um eine Compilation angesagter Downtempos und New Electronicas, sondern um Higher Than The Funk, das zweite Album von Shantel.

Hinter diesem Projekt, dessen Name eher an eine R'n'B-Sängerin aus L.A. erinnert, verbirgt sich Herr Stefan Hantel aus Frankfurt. Der DJ und Betreiber des „Lissania Essay“-Clubs in der Kaiserstraße hat im Schatten der großen Frankfurter Technoclubs seine Nische für Downtempo ausgebaut, die sowohl vom Sound of Cologne als auch vom Wiener Pendant regelmäßig bespielt wird. Der Impresario, der sein Lacoste-Hemd mit Stolz trägt, ist schon zu lange mit von der Partie, als daß er sich mit elektronischen Frickeleien aus der guten Stube austoben würde. Shantel will als Produzent, und wahrscheinlich auch als Gast-DJ bei Electric Mojo, auf Elektro-Pop hinaus. Eben Higher Than The Funk. Dafür ist ihm kein Mittel zu schade. Ziemlich kitschige Soundflächen, Frauenstimmchen ohne großes Engagement und plätschernde Beats.

Nicht daß Higher Than The Funk richtiger Soundschrott wäre, nur eben ein wenig lau, mau und anlehnungsbedürftig. Wenn es die ganzen anderen „Listenschaftler“ in unserer WG nicht geben würde, böte Shantel sogar einen ganz feinen Überblick, der kaum Probleme macht. Volker Marquardt Fr, 11. September, 23 Uhr, Mojo

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