piwik no script img

Fragwürdiges Champions-League-SpielSieben Tore, viele Fragen

Die Vereine wehren sich, die UEFA ermittelt - noch - nicht. Das 1:7 im Champions-League-Gruppenspiel zwischen Dinamo Zagreb und Olympique Lyon hat Manipulationsvorwürfe ausgelöst.

Tor für Lyon – am Mittwoch ein normales Bild. Bild: dapd

PARIS/NYON dpa | Nach dem skandalumwitterten 7:1-Erfolg von Olympique Lyon bei Dinamo Zagreb wehren sich die Vereine gegen einen Betrugsverdacht, die Uefa sieht keine Gründe für Ermittlungen. "Zum jetzigen Zeitpunkt" habe das Warnsystem "keine irregulären Wettmuster bezüglich des gestrigen Spiels gezeigt, die eine Untersuchung rechtfertigen würden", teilte die Europäische Fußball-Union am Donnerstag in einer schriftlichen Stellungnahme mit.

Nach dem 0:3 von Ajax Amsterdam gegen Real Madrid, bei dem zwei offenbar reguläre Ajax-Tore aberkannt wurden, und dem parallel gespielten 7:1 von Lyon in Zagreb hatten die Franzosen den niederländischen Rekordmeister dank der besseren Tordifferenz noch abgefangen und das Achtelfinale der Champions League erreicht. Vor allem in niederländischen Medien war anschließend von Betrug die Rede. In Internet-Foren tauchten Fotos eines Zagreb-Spielers vor einem Wettbüro auf.

"Das Resultat ist auffallend. Aber wenn seltsame Dinge geschehen sind, muss man diese beweisen können", sagte Ajax-Trainer Frank de Boer zurückhaltend. Hätte Lyon nur 4:1 gewonnen, wäre Ajax trotz der 0:3-Heimniederlage gegen Real Madrid ins Achtelfinale eingezogen. Die Uefa könne darüber nicht einfach so hinweggehen, erklärte Ajax-Direktor Martin Sturkeboom am Donnerstag. Das Begehren um Klärung werde der Uefa offiziell per Brief übermittelt, kündigte er an. "Wir wollen auf alle Fälle eine Reaktion von der Uefa", erklärte Sturkenboom. "Wir erwarten zwar nicht, dass dabei viel herauskommt. Aber gar nichts tun, ist auch keine Option."

Die Uefa warte nun die Berichte des Schiedsrichters, der Schiedsrichterbeobachter und der Match-Delegierten ab, hieß es in dem Uefa-Schreiben. Man wolle sehen, ob nach deren Ansichten "etwas Verdächtiges passiert sein könnte". Wenn es Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten gebe, werde die Uefa Untersuchungen einleiten. "Aber im Moment gibt es dafür keine Gründe", schrieb der Verband. Das Wettbetrugs-Warnsystem habe bislang keine Auffälligkeiten gemeldet.

Kroatisches Bauernopfer

Kroatiens Meister fand in Trainer Krunoslav Jurcic ein Bauernopfer und gab die Trennung bekannt. Der Verein wies später auf seiner Internetseite die "unverschämten und bösartigen Vorwürfe" zurück.

Olympique Lyon "bedauert, dass die Kommentare sich nicht auf den sportlichen Teil einer unglaublichen Heldentat beschränken, die sowohl Olympique Lyon als auch der französische Fußball vollbracht haben", so der Verein. Die französische Kontrollbehörde für Online-Wetten Arjel teilte mit, dass man eine Ermittlung eingeleitet habe und die Wetteinsätze vor und während des Spiels untersuchen werde. Lyon begrüßte das: "Der Verein stimmt dieser Aktion, die wegen eines untypischen Ergebnisses eingeleitet wurde, völlig zu."

Zur Pause stand es in Zagreb 1:1. Um den Rückstand im Fernduell mit Ajax noch wettzumachen, benötigte Lyon nach dem Wechsel mindestens fünf Tore. Nach 52 Minuten führte Lyon 4:1, wenig später waren das 7:1 und die Qualifikation für das Achtelfinale perfekt. Franz Beckenbauer sagte der Bild, die Partie sei ein Fall für die Uefa-Disziplinkommission. "Die Zagreber Mannschaft hat sich völlig gehen lassen." Ihr Auftreten widerspreche den Kernwerten der Uefa von Fairplay und Respekt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Z
    zastan

    Der Schmu, der dort inszeniert wurde, ließ sich nach jedem Gegentor an der (unnatürlichen) Körpersprache der Zagreber ablesen.

  • A
    AjaciedBerlin

    Ich als Ajax-Fan habe am Mittwoch den schrecklichsten Tag in meinem Leben als Fußballfan erlebt! Erst die beiden klaren Tore für uns nicht gegeben und dann diese Manipulation in Zagreb! Auch ich halte den Verlauf in Zagreb für "nicht mit rechten Dingen" abgelaufen! Man führt nicht 1-0 bis zur 43 Minute und verliert dann 1-7!!! Deshalb werde ich die Mannschaft von Zagreb bei der Staatsanwaltschaft in Kroatien anzeigen! Dieses Spiel muss überprüft werden!!

     

    Erst die komischen WM-Vergaben, dann sowas in der CL! So macht Fußball keinen Spass mehr!!