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Fragwürdige Boni beim GroßbäckerMenschenfeindlichkeit statt Lila-Laune

Der Lila-Bäcker zahlt seinen MitarbeiterInnen einen ordentlichen Bonus, wenn sie sich möglichst lange nicht krank melden. Das ist zynisch.

Lecker Schrippen, doch die Arbeitsbedingungen der VerkäuferInnen sind weniger appetitlich Foto: Federico Gambarini/dpa/picture alliance

„Herzlich Willkommen in der Lila-Welt!“ So nett bescheuert wird die geneigte Besucherin auf der Webseite des Lila-Bäcker begrüßt, einem Backwarenunternehmen aus dem mecklenburg-vorpommerischen Pasewalk. Die Backshop-Kette hat Filialen im gesamten Nordosten der Republik, auch in Berlin. In der Lila-Welt haben die Papiertüten einen lustigen lila Streifen, doch die Arbeitsbedingungen der MitarbeiterInnen können einem die Lila-Laune so gründlich verhageln, dass man die trockene Schrippe vor Schreck glatt zurück auf den Tresen hustet.

Von einer Art „Gesundheitsbonus“ für die Angestellten war da am Donnerstag in der Berliner Zeitung zu lesen, eine Mitarbeiterin aus der Lila-Welt hatte sich an die Zeitung gewandt. Da wird aus einem Merkblatt zitiert, wonach die Angestellten 100 Euro Bonus pro Monat bekommen, wenn sie sich acht Monate nicht krank gemeldet haben. Wer 18 Monate durchhält, hat die Höchststufe erreicht und bekommt ein Plus von 250 Euro.

Angeblich liegt das Gehalt der Verkäuferin nur knapp über dem Mindestlohn, da sind 250 Euro jeden Monat eine Menge Geld. Und ist sie einmal krank oder muss wegen einem hustenden Kind zu Hause bleiben, fällt sie wieder auf null zurück. Auf Presseanfragen, auch der taz, ob man dieses Bonusmodell näher erläutern möge, antwortet die Firma nicht.

Selbstausbeutung für Extrageld

Wow, so viel unternehmerischer Zynismus kann einen schon mal krank machen. Der Berliner Landesverband des Deutschen Gewerkschaftsbund kritisierte am Donnerstag prompt die „familienfeindliche“ Philosophie hinter diesem Bezahlmodell des Großbäckers.

Man könnte es auch noch härter formulieren: Wenn man Menschen gering entlohnt und das dann auch noch benutzt, damit sie sich für ein bisschen (mehr) Extrageld selbst ausbeuten, ist das ganz einfach menschenfeindlich. Wer Migräne hat, sollte weder Schrippen noch Streuselkuchen verkaufen müssen, sondern im Bett liegen dürfen. Wer Schnupfen oder Magen-Darm-Grippe oder eine andere ansteckende Krankheit hat, darf auch gar keinen Streuselkuchen verkaufen.

Bleibt zu hoffen, dass der Gesundheitsbonus – auf der Webseite der Firma ist von einem „attraktiven Gehaltsmodell mit Sach- und Geldprämien“ die Rede – also nicht zu etwaigem Brechdurchfall bei der Kundschaft führt. Na dann: Gesundheit allerseits!

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3 Kommentare

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  • Dann, Frau Klöpper, erklären Sie uns doch mal die Entwicklung der Krankentage über die letzten Jahre und deren auffällige Korrelation mit den BIP, sprich der Konjunktur:



    www.iwd.de/artikel...k_kwd=Krankenstand



    de.statista.com/in...igt-um-07-prozent/



    17,4 Arbeitstage sind beinahe ein ganzer Monat. Da wird der /die Eine oder Andere schon mal "seine Grippe genommen" haben. Diese Bonizahlungen sind übrigens im gesamten produzierenden Gewerbe üblich, nicht nur bei Provinzbäckern.

    • @Saccharomyces cerevisiae:

      Wer wissentlich mit einer Infektion Lebensmittel verkauft macht sich strafbar und nimmt schwere Körperverletzung und bei älteren Personen den Tod in kauf.



      Es ist kein produzierendes Gewerbe.

      • @SixT8:

        Die Angestellten in Produktion und Verkauf sind über das IfSG informiert und werden jährlich in der Folge belehrt.



        Ihre Ausführungen über "Infektionen" sind sehr oberflächlich und treffen nicht den Kern der Thematik.



        Natürlich sind die Bäckerei in Pasewalk und auch die Backshops ein produzierendes Gewerbe.