Kommentar: Fracksausen
■ FDP: Angst essen Liberalität auf
Was ist bloß mit den Liberalen los? Die Umfragen zur Bundestagswahl können die FDP noch so sicher über den magischen fünf Prozent sehen, sie wird ihre schlimmste Krankheit nicht mehr los: politisches Fracksausen. Die Angst vor dem Aus in Bonn läßt die Restliberalen Amok laufen. Vorbei die Zeiten, als es FDP-PolitikerInnen waren, die das Demonstrationsrecht gegen geifernde Scharfmacher verteidigten. Perdu die Nachdenklichkeit, wenn eine autoritäre Mehrheit unbequeme Randgruppen aus der Legalität drängen wollte. Die Blaugelben versuchen sich als bessere CDU.
Der dritte Oktober hat einen Riß in der Stadt hinterlassen – der FDP-Innensenator schickt die Polizei. Mehr hat er zur Bewertung der Ereignisse nicht zu bieten. Und dem FDP-Innenpolitiker Adamietz fällt nicht mehr ein als die These von den geistigen MittäterInnen. Kein Wort von der eigenen Sprachlosigkeit gegenüber den Jugendlichen, gegenüber allen KritikerInnen im Vorfeld der Krawalle. Dabei hätte er als ehemaliges Mitglied der KPD-AO, als ehemaliges Mitglied der Bremer Grünen Liste bestimmt einiges beizutragen gehabt zur Frage, warum der Protest auf der Straße eskaliert.
Vielleicht reicht es ja am kommenden Sonntag nochmal, aber Wirtschaftsliberalismus allein genügt nicht für das Überleben der FDP. Sie verläßt ihren gesellschaftsliberalen Platz, und das ist auf Dauer politischer Selbstmord. Jochen Grabler
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