Forschung: Wowi im Glanz der exzellenten Unis
Der Regierende Bürgermeister würdigt die Berliner Elite-Unis - doch in der Hochschulpolitik gibt es einige offene Fragen.
Für Klaus Wowereit (SPD) scheint es ein rundum angenehmer Termin zu sein. Das Flughafendesaster ist weit weg, niemand zitiert miese Umfragewerte. Der Regierende Bürgermeister steht im Lichthof der Humboldt-Universtität zu Berlin, er kommt aus der Sitzung des Senats, die am Dienstag wegen des erfolgreichen Abschneidens der Berliner Universitäten bei der Exzellenzinitiative hier stattfand. Vor dem gleich folgenden Rundgang wirft Wowereit nun große Worte in den Raum: „Spitzenforschung“, „herausragender Erfolg“ und immer wieder „Exzellenz“. Hinter ihm haben sich Senatoren aufgereiht, neben ihm steht HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz. Es soll ein großer PR-Termin sein: Die Wissenschaftler sind hier, um ihre Forschungsprojekte zu bewerben. Wowereit ist hier, um sich nach vielen politischen Pleiten mit einer Erfolgsgeschichte zu schmücken. Doch ein ungeklärtes Thema kommt immer wieder auf: Die Zeit nach der Förderung.
Der Senat, gibt Wowereit bekannt, wird die erfolgreichen Exzellenzprojekte kofinanzieren. Er kündigt die Finanzierung an wie ein Geschenk: Knapp 78 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt sollen in den kommenden fünf Jahren fließen – das entspricht dem Anteil von 25 Prozent des Landes an dem bis 2017 laufenden Förderprogramm. Insgesamt beträgt die Fördersumme der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern für alle elf Elite-Universitäten 2,7 Milliarden Euro.
Der Rundgang beginnt: Die FU hat einen Tisch mit eingelassenen Tabletcomputern aufgestellt. Sie zeigen eine Diashow der „German Oxford“ – gemeint ist die FU selbst. HU-Studenten stellen im Foyer selbstgebaute Radioempfänger vor, die sie in einem interdisziplinären Studium Generale gebastelt haben. Wowereit nickt interessiert, setzt sich Kopfhörer auf und lässt sich Audioproben vorspielen.
In einem Hörsaal präsentieren Wissenschaftler ihre Projekte, häufig klingt das wie ein Verkaufsgespräch. Michael Brecht etwa ist Professor am Exzellenzcluster „NeuroCure“, seine Kollegen und er erforschen neurologische Erkrankungen. Brecht referiert kurz zum Forschungsinhalt, dann berichtet er, welche Spitzenleute er anwerben konnte und wie weit er das Projekt mit noch mehr Geld vorantreiben könnte. Zum Schluss dankt er dem Senat für die Finanzierung und äußert die Hoffnung auf Zuschüsse auch nach 2017.
Ähnlich verfahren auch seine Kollegen – die Zeit nach der Exzellenzinitiative wird immer wieder thematisiert. Was passiert, wenn die Exzellenzinitiative ausläuft? Wer zahlt dann? Allein können sich die Unis die kostspieligen Forschungsprojekte nicht leisten.
Ein Beispiel ist etwa das Exzellenzcluster „Languages of Emotion“, das überraschend nicht weiter gefördert wurde. Eine Graduiertenschule mit etwa 140 Doktoranden wird vermutlich in den nächsten zwei Jahren abgewickelt. Eine nachhalitge Förderung haben sich die Mitarbeiter des Clusters anders vorgestellt.
Auch an anderer Stelle in der Berliner Hochschulpolitik ist vieles offen: Bald müssen neue Hochschulverträge ausgehandelt werden. Die klammen Unis verlangen eine deutlich höhere Grundfinanzierung, auch die wachsende Zahl an Erstsemestern verursacht Kosten. Wowereit bleibt bei all diesen Fragen vage. Mal verweist er auf den Bund, dann auf die Schuldenbremse im Haushalt. Insgesamt, sagt er immer wieder, bedeute ihm die Wissenschaft viel, auch das Angebot in der Breite solle nicht zu kurz kommen. Wieviel Wowereit die Hochschulen wert sind wird sich erst amVerhandlungstisch zeigen.
Leser*innenkommentare
grummelkuss
Gast
Hätte Wowi die Gebühren des Flughafen Schönefelds
erhöht und keinen Flughafen für Dumpingflugverkehr
in Berlin-Brandenburg eröffnet, wäre Wowi Wow!
Klar hätten wieder die Flughafenbetreiber
geheult und die Fluggesellschaften gestöhnt,
aber der Flughafen wäre mit rentablen Preisen
und rentableren Fluggesellschaften betrieben worden.
Das Aufkommen für Berlin reichte dicke für
Preissteigerungen!!!!
Preissteigerungen sind besser,
als unkalkulierbare Neubauten.
Selbst wenn dieses Projekt der Unfähigkeit
funktioniert hätte, hätte schon bei den
bisherigen Milliarden-Schulden sich diese
verdammte Berliner Klüngel sich das gar nicht
leisten können.
Der Unterhalt der Kindergärten, Schulen,Unis,
andere Hochschulen, Polizei, Militär, Krankenhäuser,
Feuerwehr, der bisherigen Flughäfen, Wohnungsgeld
für Familien etc
Anschubfinanzierung für Gewerbe usw.
hätte alles viel mehr Priorität gehabt,als dieser
Scheißflughafen.
Und schon für die nötigen Dinge reicht das Geld
bei denen doch nicht!!!!!!!!
Unabhängig vom Wählerwillen gehören die notorischen
Supermißwirtschafter abgesetzt!
Das Berlin zu bewirtschaften schwierig ist, ist klar. Das es hochverschuldet ist und das Management
gar nicht fehlerfrei sein kann, ist klar.
Aber in dieser Situation neue Milliarden!!!-gräber
aufzubauen ist unverzeihlich!
Immerhin hat Wowereit wenigstens zeitweise
in Sachen Unis, Philharmonie, Firmenansiedlungen
etwas zu Stande gebracht. Im Vergleich
zu Platzeck ist er gut.
Aber Platzeck muss gehen! Und Wowereit
muss auf den Prüfstand. Es muss ein Bilanz
über seine Erfolge und Mißerfolge her.
Wenigstens hat dieser wirklich Erfolge gehabt!
Warum warnt keiner der HochschulprofessorInnen
und Mitarbeiter(Baubetriebslehre, Bauingenieurwesen) Ihre Landesfürsten nicht vor eigenmächtiger
Bauaufsicht über derartige Unterfangen und
überlassen das Profis!
Berlin hätte einfach einmal wissen müssen, was
es Wert ist und wieviel es einnehmen muss,
um auch für die Zukunft noch etwas wert zu sein.
Diese Stadt hat hohe Unterhaltskosten, die bedient
werden müssen. Eine Verknappung des Angebots
bewirkt eine Preiserhöhung und einen Klientelwechsel
weg vom Billigsttouristen, der sein Geld
ins Ausland verprasst und Holzklasse fliegt.
Da hätten eben die Discunttouristen von den
Kleinflughäfen in Brandenburg aus starten müssen.
Es gibt weiß Gott genug halb Brache liegende
Flughäfen in Deutschland!
Es ist nicht die Aufgabe des Bürgermeisters
maximale Bequemlichkeit für finanzschwache oder
geizige Bürger der Stadt zu ermöglichen, sondern
die strategischen Kernaufgaben der Stadt bestmöglich
zu erfüllen und diese Stadt mit Ihren Bürgern
erfolgreicher, wohlhabender,finanzsicher und lebenswerter zu machen.
Gerade Wowereit agiert zu Weilen wie ein
prahlsüchtiger Statthalter eines Imperiums
mit Queenallüren, dass im hedonistischen
Todestanz liegt und seine gesellschaftliche Morbidität nicht
wahrhaben will.
[Diskriminierende Äußerung zensiert. Beim nächsten Mal bitte davon absehen. D. Red.]
Gott verschone uns vor den Populisten!
alcibiades
Gast
Wenn Wowereit Geldsegen verspricht, müssen anderswo andere zittern. Wieviel Geld wurde denn bei der TU gestrichen, damit die FU mehr bekommt? Diese Exzellenzinitiative ist nur Augenwischerei. Man will nicht mehr Genug Geld aufbringen und erzählt deshalb denen, die noch was kriegen, sie seine jetzt Elite.