Forschung zum Umweltschutz: Schwamm zur Reinigung der Meere
Wissenschaftler haben einen Schaumstoffschwamm entwickelt, der bei Ölkatastrophen eingesetzt werden soll. Naturschützer sind skeptisch.
Der „Oleo-Schwamm“ besteht aus dem Schaumstoff Polyurethan, wie Seth Darling, einer der leitenden Wissenschaftler des Projekts, erklärt. Dieser werde auch für Polstermöbel verwendet. Die Oberfläche sei jedoch mit Molekülen besetzt worden, die ölliebend und wasserabweisend sind. Diese binden normalerweise nicht den Schaumstoff. Den Forschern sei es durch eine eigens entwickelte Methode gelungen, diese Moleküle an den Schaumstoff zu heften. Dabei würde die Oberfläche durch Metalloxide chemisch verändert, diese dienten also als „Kleber“.
Die Erfindung soll zur Reinigung von Hafenbecken genutzt werden, die häufig stark verschmutzt sind durch aus Schiffen auslaufenden Diesel. Aber auch bei Ölkatastrophen soll das Material zum Einsatz kommen. Es gibt bereits Möglichkeiten, das auf der Wasseroberfläche schwimmende Öl abzuschöpfen, zu verbrennen oder durch Chemikalien zu spalten. Letztere Methoden sind dem Wissenschaftler zufolge aber auch belastend für die Umwelt.
Zudem schwimmt das Öl nicht immer oben, sondern formt teilweise Blasen unter der Oberfläche, die nicht gebunden werden können. Hierbei soll der neue Schaumstoff helfen, der auch das tiefer schwimmende Öl aufsauge. „Es gibt im Moment keine Technologie, von der wir wissen, die das kann“, sagt Seth Darling.
Prävention von Ölkatastrophen wichtiger
Umweltschützer setzen trotzdem nicht allzu viele Hoffnungen in derartige Erfindungen. „Es gibt bereits andere Anwendungen, um Wasser von Öl zu reinigen, Pulver oder andere schwammartige Mittel“, sagt Jörg Feddern, Ölexperte bei Greenpeace. „Doch bei großen Ölkatastrophen scheitern diese alle an der Logistik. Ich will nicht bestreiten, dass dieser Schaumstoffschwamm funktioniert, doch bei größeren Einsätzen wird er an seine Grenzen kommen. Bei Unfällen, bei denen 20- bis 30.000 Tonnen Öl austreten, müsste man riesige Mengen dieses Materials vorhalten, an den Unfallort transportieren und mit riesigen Maschinen das Öl auspressen. Das sind gigantische logistische Herausforderungen, die nicht umsetzbar sind.“
Am besten sei es daher immer noch, wenn das Öl erst gar nicht in die Umwelt gelange. Die Technik für die Förderung müsse optimiert und in der Tiefsee und der Arktis dürfe überhaupt nicht gebohrt werden. Bei kleineren Öl- oder Dieselmengen könne der Schwamm aber durchaus sinnvoll sein, etwa bei der Reinigung von Hafenbecken oder kleineren Ölunfällen. Grundsätzlich sollte laut Feddern aber mehr in die Prävention von Ölkatastrophen investiert werden.
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