Forderung von Wirtschaftsforschern: Rot, Gelb und Grün für die Quote
Das DIW empfiehlt, Unternehmen den Stand ihrer Frauenförderung zu bescheinigen. Die von Frauenministerin Schröder empfohlene Selbstverpflichtung bringe nichts.
BERLIN taz | Neun von zehn Unternehmen haben immer noch kein Frau in ihrem Vorstand, weist das "Managerinnen-Barometer" des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) nach. Demnach hat es im Jahr 2011 keine großen Fortschritte beim Aufstieg der Frauen in Führungspositionen gegeben.
In Beteiligungsunternehmen des Bundes, etwa der Bahn AG, ist die Zahl an exklusiv männlichen Aufsichtsräten sogar deutlich gestiegen. Die männliche Monokultur löst sich von sich selbst nicht auf.
In den Aufsichtsräten hat der Frauenanteil seit 2010 von immerhin 10,6 Prozent auf 11,9 Prozent zugenommen. Bei den DAX-30-Unternehmen wuchs der Frauenanteil von 1,5 Prozent im Jahr 2010 auf 3,7 Prozent. Was immer noch wenig genug ist, aber immerhin eine Verdopplung.
Eine möglicher Grund könnten die öffentliche Debatte und die politische Drohung mit einer gesetzlichen Quote sein. Obwohl Frauen seit Jahren die Mehrheit der Beschäftigten im Finanzsektor stellen und es viele Neubesetzungen und Umstrukturierungen in den Banken, und Versicherungen gab, sind sie kaum in den Vorständen zu sehen. "Sie haben ihre Chance verpasst", sagte DIW-Forscherin Elke Holst am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des "Managerinnen-Barometers".
Ampel-Indikator
Die DIW schlägt einen Ampel-Indikator vor, um klar aufzuzeigen, wo genau die Unternehmen mit der Frauenförderung stehen. Er würde eine Reihe von Kriterien zu drei Kategorien - rot, gelb oder grün - verdichten. Die Kraft dieses Indikators, führte Holst aus, könnte dadurch gesteigert werden, dass Staat oder Verbände Preise verleihen oder Sanktionen verhängen, je nachdem, ob Unternehmen aufsteigen oder absteigen.
Die Douglas Holding (Parfüme, Bücher, Juwelen etc.) bekäme in solch einem System sicherlich als erstes "grün". Mit 50 Prozent Frauen im Aufsichtsrat führt die Holding die Tabelle in Holsts Barometer an. Weil die allermeisten Unternehmen davon jedoch weit entfernt sind, wird die politische Debatte gegenwärtig von der Frage einem Gesetz für eine 30-Prozent-Frauenquote in Unternehmensspitzen beherrscht. Hierfür sammelt auch das überparteiliche Bündnis "Berliner Erklärung" aus PolitikerInnen und anderen Prominenten Petitions-Unterschriften.
Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) plant dagegen eine "Flexi-Quote" für Unternehmen und Bundesbehörden, wonach diese sich selbst zu einer Erhöhung des Frauenanteils verpflichten sollen. Nur zeigt das Barometer auch, dass nicht davon auszugehen ist, dass die Situation sich von allein verbessert.
Denn die bisherige freiwillige Selbstverpflichtung der Unternehmen habe bis jetzt keinen Fortschritt gebracht, erklärte Holst. Die Berliner Erklärung hat Holst selbst auch unterzeichnet. "Ich persönlich sehe gar keinen anderen Weg", erklärte sie.
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