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Foodwatch-Kampagne schadet Joghurtmarke"Dreisteste Werbelüge des Jahres"

Die Verbraucher reagieren auf den Schmähpreis für den angeblichen Gesundheitsjoghurt "Actimel": Dessen Imagewerte sind um 40 Prozent eingebrochen.

Fragwürdige Auszeichnung: Die Joghurtmarke Actimel bekam den "Goldenen Windbeutel". Bild: dpa

BERLIN taz | Kampagnen gegen Verbrauchertäuschung wirken: Ende März verlieh die Verbraucherorganisation Foodwatch dem angeblich die Gesundheit fördernden Trinkjoghurt Actimel einen Preis für die "dreisteste Werbelüge des Jahres". Nun beurteilt die Öffentlichkeit Actimel wesentlich kritischer, zeigt die Studie "Brandindex" von YouGovPsychonomics. "Unsere Umfrage belegt, wie stark Kampagnen wie die von Foodwatch eine Marke negativ beeinflussen können", sagt Marktforscher Boris Hedde von YouGovPsychonomics. Die Firma ist nach eigenen Angaben eines der größten Marktforschungsunternehmen in Deutschland und lässt täglich 1.000 Menschen mehr als 500 Marken bewerten.

Über den "Goldenen Windbeutel", wie der Preis heißt, lässt Foodwatch im Internet abstimmen. Er soll das Lebensmittel auszeichnen, das am wenigsten hält, was es verspricht. Von 35.000 abstimmenden Verbrauchern entschieden sich 47 Prozent für den Joghurt des französischen Herstellers Danone, dessen wichtigster Werbeslogan lautet: "Actimel activiert Abwehrkräfte". Danone suggeriere, dass der Drink vor Erkältungen schütze. "Aber genau das ist keinesfalls bewiesen", urteilt Foodwatch. Actimel stärke das Immunsystem nur ähnlich gut wie normaler Joghurt, sei aber viermal so teuer und doppelt so zuckrig - was Danone auch nicht bestreitet. Das Unternehmen wiederholte in einer Stellungnahme zur Nominierung lediglich, dass Actimel nach wissenschaftlichen Studien "die Abwehrkräfte aktiviert".

Dass das Abstimmungsergebnis, das am 20. März bekannt gegeben worden war, die Verbraucher nicht unbeeindruckt lässt, zeigen nun die veränderten Imagewerte des Trinkjoghurts: Laut YouGovPsychonomicsals sind sie um 40 Prozent eingebrochen. "Das ist schon etwas nachhaltiger, was da passiert ist", sagt Marktforscher Hedde.

Danone erklärte auf taz-Anfrage, es nehme grundsätzlich nicht Stellung "zu Promotion-Aktionen von anderen Unternehmen oder Organisationen". "Actimel gehört zu unseren umsatzstärksten Produkten im Kühlregal. Daran hat sich auch in den letzten Wochen nichts geändert."

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31 Kommentare

 / 
  • A
    Adlatus

    foodwatch produziert zuvorderst heiße Luft im BILD-Zeitungsstil! Da sind mir eher unbekannte Seiten wie www.warnliste.1bis6.net mit zahlreichen konkreten Informationen quer durch alle Gebiete lieber und nützlicher.

  • H
    Horst

    Pavlovs klassische Konditionierung (Geschlechtsunabhängig).

    Alter Hut. Klappt nicht immer, wenn man sich nicht gerade dauerhirnberieseln lässt.

     

    Kill your TV befor your TV kills you!

  • J
    Johannes

    @ Wahrheitsprüfer:

    Guter Hinweis, sollte ich auch mal wieder essen. Fühle mich so schlapp heute!

  • AD
    Axel Dörken

    "Frauen sind eben..."

     

    Genauuuu! Frauen an den Herd, Neger in die Sklaverei...

     

    Wie bewusst ist ein Mensch, der in heutigen Zeiten noch immer glaubt, dass irgendeine Aussage pauschalisiert werden kann?

     

    Jeder reagiert da, wo er sich angesprochen fühlt. Ängstliche Menschen reagieren, wenn sie glauben etwas machen zu können, dass sie vor dem bewahrt, wovor sie sich ängstigen. Geschlechtsunabhängig, wie ich denke.

     

    Ich find´s toll, dass sich immer weniger Menschen zu blindem Konsum animieren lassen. Auf dass die bisherige Wirtschaft zusammenbricht! Auch wenn das bedeutet, dass ich meinen Arsch zukümftig, und ich hoffe vorübergehend, mit Zeitungspapier abwischen muss.

     

    So geht es nur mit den eben üblichen bisherigen Resultaten weiter.

     

    Und jeder fühlt wie er agiert, wenn er Parasiten an sich wahrnimmt, die ihm zu schaffen machen.

     

    Die Erde auch.

     

    Auch für Danone-Manager gilt: Aufwachen, umdenken, nützlicher sein.

     

    Wie habe ich Heute so trefflich gelesen:

    Die Kommunikation, die sich noch so manche Manager von Firmen zu Nutze machen (und übrigens auch so mancher "Normalmensch"), ist eingleisig.

     

    Meiner Meinung nach hat das etwas mit Angst vor Verlust zu tun. offene Kommunikation fängt da an, wo die Meinung des Kunden und des Mitarbeiters in die Firmenabläufe mit einbezogen wird.

  • G
    GonZoo

    Ein kleiner Sieg gegen einen multinationalen, ausbeuterischen Konzern, der sich mit einer besonders dreisten Lüge unglaublich bereichert hat.

    Das ist doch schon einmal eine Basis, auf die sich aufbauen läßt.

  • W
    wawawawumm

    wawawawumm

  • V
    v.b.

    Kaufe niemals ein Produkt für das Werbung gemacht wird.

    Zitat: Rudolf Steiner

     

    Wer weiß den schon das die Premiumtrinkwassermarke des größten Getränkeherstellers der Welt, nichts anderes ist wie minaralisiertes Londoner Trinkwasser?

  • MB
    Michael B

    Genau, Wahrheitsprüfer,

    allerdings nur die mit hausgemachter Currysauce. Mit Ketchup und Currypulver ist pfui bah und deaktiviert die Abwehrkräfte. Und das auch noch für Männer UND Frauen.... Toll, oder?

  • W
    Wahrheitsprüfer

    Ich esse ab und zu Curry-Wurst und bin mir sicher, es aktiviert meine Abwehrkräfte! :-D

  • M
    mrsrogers

    @ mr. "Frauen sind eben leicht zu beeinflussen":

    ich wäre sehr interessiert an den statistiken, die du für deine sexistische aussage bezüglich der verkaufszahlen von "actimel" zu rate gezogen hast - ich könnte mir vorstellen, dass vor dem hintergrund der marketingstrategie von beispielsweise grillfleisch- oder bieranbietern von den verkaufszahlen auch einige fakten über die manipulierbarkeit der männlichen verbraucher abgeleitet werden könnten - aber davon würdest du dich sicher nicht zu allgemeingültigen aussagen über die männliche anfälligkeit für verkaufsstrategien verleiten lassen, vermute ich?

    achja, es waren ja mal wieder die frauen, die sich leicht beeinflussen lassen.

  • P
    Pummelchen

    foodwatch;-) Früher haben sich Linke noch für mehr Gerechtigkeit eingesetzt, jetzt setzen sie sich für gutes Essen für reiche Leute ein.

  • KK
    Karl Kraus

    Ach ja... ICh weiß immer nicht, was ich dümmer finden soll: Die Werbelügen oder die, die sie glauben.

  • V
    vic

    Vor Actimel darf man schon warnen. Dazu ist Foodwatch da. Es ist zumindest unlautere Werbung.

    Viel zu teuer, viel zu viel Zucker, und ob das Zeug irgendwem nutzt außer dem Hersteller, ist nicht bewiesen.

    Mein Vater konsumierte das lange Zeit, und ich habe lange daran gearbeitet ihn zu überzeugen mal eine Alternative zu testen. Z.B den von mir bevorzugten Andechser Bio-Aktiv. Kein Zucker, 1,8% Fett, und im Vergleich zur selben Menge Actimel geschenkt.

  • G
    grafinger

    Ein Ernst gemeinter Vorschlag:

    Wer 'was "probiotisches" will sollte Joghurt selbst herstellen oder Hefeweizen (nur Flaschengärung oder Gasthausbrauerei) trinken.

    Und noch einen zum Abgewöhnen: Ratet mal, woher der ofmals verwendete "Lactobacillus acidophilus" stammt? Die MiBis unter Euch werden es wohl wissen...(SCNR)

  • D
    Denninger

    Ach ja, "Moxie" für Dich sind Frauen also manipulierbare Doofchen?

    Hast Du Dir vielleicht schon einmal Gedanken über das massive Auftreten mehr oder weniger bekleideter Schönheiten in der Werbung gemacht?

    Wenn sogar KFZ, Bier und Spirituosen mit "Sex" offenbar erfolgreich beworben werden, dann sind Männer wohl, mit Verlaub gesagt, schwanzgesteuerte Trottel.

    Aber Du bist ja anders als die Anderen. Du hast das Werbekonstrukt ja von Anfang an durchschaut. Dir macht keiner ein X für ein U vor. Oder bemerkst Du es etwa nur nicht?

  • DP
    Diarrhoide Peristaltik

    YouGovPsychonomics könnte sich gerne mal fragen, wie die Öffentlichkeit eine Firma beurteilt, die "YouGovPsychonomics" - oder, nach anderen Angaben im selben Artikel, "YouGovPsychonomicsals" - heißt.

     

    Note to self: unbedingt iRuleByScientificLogic registrieren lassen!

  • HG
    Horst G.

    Wow Moxie, das is ja mal böse sexistisch. Als würde die Werbranche nicht mit gleichem Erfolg auf Männer abzielen: Dicke Autos, Rasierer mit fünf Klingen, Shampoo gegen Haarasufall, Deo mit Aufreiss-Effekt, Werkzeug, Bier, die Burgerking Mancadamy...

    Menschen sind beeinflussbar, und das macht Werbung sich nun mal zu nutze. Das hat weder mit Geschlecht, Bildung noch Alter oder sonstwas zu tun. Ist nur eine Frage der Ansprache.

  • J
    Jemand

    Natürlich lässt sich jetzt schlagartig die ganze Frauengemeinschaft als "leicht beeinflussbar" deklarieren.

    Danone, wahrscheinlich haben sie in ihrer Unternehmensstruktur auch das ein oder andere Gender Studies-Abteil integriert, ist ja auch repräsentativ ohne Ende und hat mit Actimel nun endlich die weibliche Psyche durchdrungen, von vorn bis hinten.

     

    Frauen sind scheisse! Endlich sagt's mal einer.

  • C
    Caramba

    Wahrhaft grotesk ist auch, dass Menschen, die eine qualitativ hervorragende Trinkwasserversorgung genießen könnten, Geld für Marken-Wasser ausgeben, das x-mal teurer ist als Leitungswasser. Marktwirtschaft beruht eben darauf, den Menschen zu manipulieren, damit er Dinge kauft, die er (so) eigentlich nicht bräuchte. Unter anderem diese Unsäglichkeiten der Marktwirtschaft führten zur Gründung der Stiftung Warentest.

  • A
    aha

    Mich interessiert aber immer noch, wer damals nun als erster in die Milch geschissen hat, damit der gesunde Joghurt entsteht!

    Eigentlich nicht unlogisch, dass da Abwehrkräfte aktiviert werden...

    Hmm lecker

  • FV
    fred vogel

    Was habe ich denn unter einem "Imagewert" zu verstehen, der "um 40%" einbricht?

     

    Gut, so ne Aussage klingt nicht superdufte aus Sicht von "actimel", aber konkret darunter vorstellen kann ich mir nichts. Was ist denn da bitteschön gefragt & geantwortet worden?!?!?!

  • ID
    Irgen dwer

    Schade das nur eine organisation wie foodwatch über volksverdummende werbung abstimmen läßt. Aber ein image baut sich eine firma wie danone eigenverantwortlich auf; wenn dieses auf lügen basiert ist es eben so. Ein produkt kann man eben schönreden, ob es gut ist steht auf einem anderen blatt.

    Letztendlich ist aber jeder käufer an der ladenkasse für sein tun und lassen selbst verantwortlich. Es ist seine eigene gesundheit!

  • S
    sinDY

    Meinste das kaufen nur Frauen?

    Hat nicht dieser Wetter-Fuzzi für Actimel geworben?

  • F
    Frau

    @ Moxie:

     

    Hej, Du Frauenversteher aus der Steinzeit: Schon mal darüber sinniert, dass solche "Damenjoghurts" vielleicht nicht von den Personen konsumiert werden, die den Einkauf erledigt haben (und dass erstere sich von zweiteren auch durch ihre biologische Geschlechtszugehörigkeit unterscheiden)?

  • S
    Studentin

    Wo genau ist die Lüge?

     

    Es aktiviert gewissermaßen die Abwehrkräfte.- Wenn auch nicht tausendmal besser als anderes Joghurt..

    So ist Werbung nunmal.

  • A
    ajas

    @Moxie: Und weil Männer nicht leicht zu beeinflussen sind gibt es z.B. Coke Zero?

  • J
    jonas

    hehe prompt heute 3 mädels im rewe gesehen die leuten gratis actimel unterjubeln wollten, zwei von sind auf meiner uni (eine süß :D ). 8.50 die stunde hab ich mir sagen lassen.

  • S
    Sunny

    Ist doch egal. Wenn der Joghurt gerade nicht so en vogue ist, nimmt die aufgeklärte Frau von heute so lange den super Molke-Drink, der das Bäuchlein ein bisschen schlanker machen ... soll.

  • H
    hinten

    Haette man nicht versucht seine Kunden mit Irrefuehrender-Werbung zu Verarschen dann Staende man nicht vor dem Problem... Also Danone ist selbst Schuld... Ich begrueße die Aktionen von "Foodwatch", koennten ruhig mehr und oeffter Ergebnisse veroeffentlichen...

  • M
    Moxie

    Frauen sind eben leicht zu beeinflussen. Mal sehen, was den Kundinnen als nächstes aufgeschwatzt werden soll. Ich konnte über diese Damenjoghurts, die nur zu 6% von Männern gekauift wurden, ohnehin von Anfang an nur den Kopf schütteln.

  • B
    BENHUR

    Es gibt noch viel schlimmere Werbelügen.

     

    zum Beispiel welche Dreckschleuder-Angeberautos angeblich umweltfreundlich sind. Das sind sie natürlich relativ zu älteren, noch größeren Dreckschleudern, aber eben nur sehr sehr relativ. Die Absolutheit, die dabei suggestiv vermittelt wird, ist eine Lüge.