Fördergelder für Krebsgesellschaft: Das Land hat kein Interesse mehr

Die Krebsgesellschaft NRW muss sich womöglich bald ohne Mittel aus dem Landeshaushalt finanzieren und ist empört. Die Gesundheitsministerin keilt zurück.

Gemeinsam, aber mit gekürzten Mitteln – wenn es nach dem Gesundheitsministerium in Düsseldorf geht. Bild: dpa

DORTMUND taz | Die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) liegt im Clinch mit der altehrwürdigen Krebsgesellschaft NRW. Ihr Ministerium hat gegenüber der Organisation Mittelstreichung angekündigt, was deren Arbeit für Krebskranke gefährdet.

Die Krebsgesellschaft ist seit 62 Jahren tätig, viele ärztliche Koryphäen sind hier organisiert. Sie versteht sich als Bindeglied zwischen Wissenschaft, Medizinern und Patienten. Neben Tagungen für Mediziner organisiert sie Veranstaltungen für Erkrankte und Angehörige, unterstützt Selbsthilfegruppen und erstellt Patienteninformationen. Jeder Zweite erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs, in NRW jährlich rund 100.000 Menschen. Die Tendenz ist steigend.

Jetzt sieht die Organisation ihre Arbeit für die Patienten bedroht. Das Landesgesundheitsministerium habe in einem Schreiben angekündigt, die Projekte nicht mehr zu unterstützen, sagt die Sprecherin der Krebsgesellschaft, Dinah Oelschläger. „Das Ministerium hat uns mitgeteilt, dass die Förderung nicht mehr im Landesinteresse sei“, berichtet sie.

Ein Schock für die Organisation, die bislang vom Land für die Projekte mit Patienten 400.000 Euro jährlich bekommen hat und die übrigen Mittel dafür in gleicher Höhe durch Spenden finanziert. „Die Mittel des Landes sind existenziell für unsere Arbeit“, sagt Oelschläger.

Nachdem die Krebsgesellschaft wegen der Mittelstreichung an die Öffentlichkeit gegangen ist, hat Gesundheitsministerin Steffens scharf zurückgeschossen. Die Krebsgesellschaft habe Anträge nicht ordnungsgemäß eingereicht, außerdem wolle sie Struktur- statt Projektförderung.

Von der Politik „ungehört“

„Diese Vorwürfe sind vorgeschoben“, kontert Oelschläger. Zwar habe es inzwischen ein Gespräch mit der Ministerin gegeben. „Aber inhaltlich hat sich nichts getan“, sagt sie. „Wir fühlen uns ungehört.“

Das kann man im Gesundheitsministerium nicht nachvollziehen. „Wir sind höchst irritiert über das Verhalten der Krebsgesellschaft NRW“, sagt Christoph Meinerz, Sprecher des Landesgesundheitsministeriums. Die Organisation habe zu einem Zeitpunkt den Vorwurf der Mittelstreichung erhoben, zu dem sie ihre Anträge noch nicht eingereicht habe.

Außerdem habe es ein Gespräch zwischen Vertretern von Krebsgesellschaft und Ministerium gegeben. „Dort wurde – aus unserer Sicht einvernehmlich – verabredet, die Projektanträge für 2014 in Ruhe detailliert zu prüfen und darüber offen und konstruktiv im Gespräch zu bleiben“, sagt Meinerz.

Unterstützung bekommt die grüne Landesministerin von der Krebsberatungsstelle Aachen. Die kritisiert nicht etwa die mögliche Mittelkürzung: Vielmehr schüre die Krebsgesellschaft Ängste, wenn sie öffentlich verbreite, künftig würden viele Angebote der Krebsprävention und -beratung beendet werden müssen.

„Durch die Kürzung bei der Krebsgesellschaft NRW werden die flächendeckenden psychosozialen Beratungs- und Begleitungsangebote für die Bevölkerung in NRW nicht wegfallen“, heißt es in einer Erklärung der Krebsberatungsstelle Aachen. Unterzeichnet hat unter anderem deren Leiterin Helga Ebel, die auch gesundheitspolitische Sprecherin der Linkspartei in NRW ist.

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