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Flügellahmer Vogel „Greif“

■ Traditionsreicher Verlag in Rudolstadt steht kurz vor dem Verkauf

Rudolstadt. Der Rudolstädter „Greif“ ist flügellahm. Frischen Wind unter die Schwingen machen soll ihm nun der in Kürze ins Haus stehende Verkauf an den westdeutschen Verlagsbuchhändler Pröhmer. Eigentlich in der Touristikliteraturbranche zu Hause, bringt der neue Chef die entsprechenden finanziellen Voraussetzungen mit, um den Greifenverlag, der immerhin auf eine fast 72jährige editorische Tätigkeit zurückblicken kann, am Leben zu erhalten.

Das zumindest hoffen die derzeit noch 18 Mitarbeiter um den amtierenden Direktor Lothar Seyfarth, denen ihre Übernahme zugesichert wurde. Wie sich der Wechsel „ganz oben“ auf das Verlagsprofil auswirken wird, bleibt abzuwarten. Fehlende, bislang in diesem Metier durchaus übliche Subventionen ließen das diesjährige Angebot erst einmal von früher etwa 35 Titeln auf acht zusammenschrumpfen. Dazu gehört als einziger Belletristikband unter den drei wirklichen Erstauflagen Stefan Wachtels Delikt 220. In diesem Tatsachenbericht arbeitet der heute in Wiesbaden lebende Autor Erlebnisse bei der Verbüßung einer siebenjährigen Militärhaftstrafe in der DDR auf.

Alle anderen Titel bedienen das Genre der Landschaftsliteratur mit sehr genauen Beobachtungen und tiefgreifender Aufarbeitung, was in DDR-Zeiten immer nur dem diesseits der Grenze liegenden vorbehalten war. Während Schlösser, Kirchen und Burgen in Rudolstadt des Autorenteams Deubler/Koch eine Reverenz an die Heimatstadt des Verlages ist, stellt Ingrid Burghoff in dem Text-Bild-Band Das Eichsfeld diese Region als Ganzes vor. Diese Geschlossenheit hat nun auch das Rennsteig-Buch. Der im letzten Oktober verstorbene Otto Ludwig fügte dem Bestseller kurz vor seinem Tode noch ein Kapitel über den in den letzten 30 Jahren nicht begehbaren Teil ein.

Mit einem neuen Teil über das bayerische Vogtland erscheinen in diesem Jahr auch die Vogtlandbilder von Blechschmidt/Walther. Vorbereitet wird ein ebensolcher Band von H. F. Schmidt über den Harz. Daneben präsentieren sich einige Editionen mit überarbeiteten Text- und neuen Fototeilen. Mehr sei im Augenblick „nicht drin“, meinte Lothar Seyfarth, Erweiterung jedoch geplant. Uschi Lenk/adn

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