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Fluchhafen BERMilliarden in die Luft gejagt

Der neue Berliner Großflughafen wird auch nach seiner Eröffnung auf Dauer Verluste einfahren, berechnet ein Professor im Auftrag der Grünen.

Die Kunst am BER ist immerhin schon fertig: Fluggastbrücke mit Perlenkette Bild: Flughafengesellschaft

Die Milliarden für den BER-Neubau sind auf Dauer verloren: Der Flughafen wird nach seiner Eröffnung nicht so rentabel sein, dass er die Investitionen wieder reinholen könnte. Das prognostiziert Friedrich Thießen, Professor für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre an der Technischen Universität Chemnitz, in einem am Mittwoch vorgestellten Gutachten im Auftrag der Grünen.

Thießen geht davon aus, dass die Flughafengesellschaft die wesentlichen Ziele nicht erreicht, die sie mit dem BER-Neubau verfolgt: Dank BER soll sich Berlin zu einem Drehkreuz im Luftverkehr entwickeln. Die Flughafengesellschaft Air Berlin soll ihre Passagiere von anderen Flughäfen in Europa nach Berlin bringen und von hier aus dann zu Langstreckenzielen aufbrechen. Nach der Eröffnung soll die Kapazität des BER daher von zunächst rund 28 Millionen Passagieren pro Jahr durch mehrere Satellitengebäude erweitert werden.

Thießen hält es dagegen für realistischer, dass die Zahl der Passagiere nach der Eröffnung des BER im Vergleich zu jetzt nur langsam um 2,3 Prozent pro Jahr steigt. Außerdem vermutet er, dass in Berlin auch in den nächsten Jahrzehnten die Billigflieger dominieren. So kommt er zu der Annahme, dass die Einnahmen pro Passagier für die Flughafengesellschaft in Berlin dauerhaft unter den Vergleichswerten anderer großer Flughäfen bleiben werden. Unter diesen Voraussetzungen würde der BER nach Thießens Berechnung einen jährlichen Verlust von 150 Millionen Euro machen – die Investitionen in den Neubau könnten nicht refinanziert werden.

Auch die Berliner Grünen-Fraktionsvorsitzende Ramona Pop geht nicht davon aus, dass die Zahl der Passagiere in Berlin durch den Neubau des BER stark steigt. Sie sagte, das Passagieraufkommen der bisherigen Flughäfen Tegel und Schönefeld sei „eine gute Richtgröße“ für die Zahl der Passagiere am neuen Standort. Die Konsequenz aus dieser Annahme: „Schon jetzt zeichnet sich ein finanzielles Desaster ab“, so Pop.

Mittelgroßer Flughafen

Der brandenburgische Grünen-Fraktionsvorsitzende Axel Vogel sagte: „Unser Ziel ist, dass wir den Flughafen am vorhandenen Standort fertigstellen und als mittelgroßen Flughafen für die Region Berlin-Brandenburg entwickelt sehen wollen. Es ist nicht unser Ziel, ein Luftdrehkreuz in Konkurrenz zu München und Frankfurt am Main zu entwickeln.“ Zu den bisher investierten 4,7 Milliarden Euro sagte Vogel: „Das Geld ist weg. Und alles, was jetzt noch zusätzlich ausgegeben wird, ist auch weg.“

Vogel forderte, „der Flugverkehr müsste reduziert und weiter auf die Schiene verlagert werden“. Die Grünen seien der Auffassung, „dass Billigfliegen tatsächlich viel zu billig fliegen ist, dass Kerosinsteuer beispielsweise ein Instrument ist, um dazu beizutragen, dass Flugtickets auch wenigstens ansatzweise einen realistischen Preis bekommen“.

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5 Kommentare

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  • Ein Flughafen oder ein Bahnhof soll ja auch keinen Gewinn erwirtschaften. Er soll die Mobilität der Bürger bestmöglich sicherstellen. Von mir aus können Bahn- und Flugbetrieb ein Minusgeschäft sein. Allein funktionieren soll alles und der Bürger soll von A nach B kommen.

  • Es zeichnet sich doch schon längst ab, dass dieser Flughafen ein Skandal in der Größenordnung des Berliner Bankenskandals wird! Es gibt bereits seriöse Prognosen, dass noch mindestens weitere 4 Milliarden Euro benötigt werden. Die werden dann Futsch sein, das heißt: Dafür dürfen wir Steuerzahler aufkommen.

     

    Es wird auch bereits diskutiert, ob eine "Bad Bank" die Milliardenschulden schultern soll (Verluste sozialisieren), um das Flughafenunternehmen privatisieren zu können (Gewinne privatisieren).

     

    DAS IST EINE RIESENSCHWEINEREI! ICH FORDERE EIN VOLKSENTSCHEID!

     

    Die Arroganz; die Widrigkeiten, unter denen das gesamte Procedere von statten ging; die Außerachtlassung aller Planungsergebnisse, die Sperenberg als geeigneten Standort auswiesen: Beweis für den Stellenwert, den Volkes Interesse bei den Politikern einnimmt. Missachtung allerorten!

     

    BAUSTOPP JETZT SOFORT!

    • @ThinkGreen:

      Ein Baustopp scheint wirklich eine Möglichkeit geworden zu sein. Nur, wer traut sich?

       

      Und dann nochmal 4-5 Mrd. in Sperenberg investieren?

      • @wirdschonnoch:

        Es handelt sich hier um die sogenannte "Sunk-Cost-Fallacy": "jetzt haben wir doch schon die Hälfte des Films gesehen und dafür bezahlt, jetzt müssen wir uns auch noch den Rest anschauen", oder "“Jetzt sind wir schon so weit gefahren . . .” “Ich habe schon so viele Seiten in diesem Buch gelesen"-

         

        „Sunk Costs“ führen nicht nur zu kostspieligen, sondern gerade zu verheerenden Entscheidungsfehlern. Der Vietnamkrieg war dafür ein Beispiel.

         

        Dieses irrationale Weitermachen stellt ökonomisch betrachtet „Sunk Costs“ dar.

         

        Die 4-5Mrd, von denen Sie sprechen wären im BER verschwendet, verbrannt, versunken. Für Sperenberg hingegen könnte der Einsatz dieser Mittel Sinn machen. In Sperenberg könnte ein Flughafen mit 24h Stundenbetrieb und internationaler Drehkreuzfunktion entstehen, der sich auch tatsächlich rechnen würde...

        • @ThinkGreen:

          Aber wer hört auf mich?

           

          Stolpe ließ sich mal vor gar nicht so vielen Jahren mit der Bemerkung zitieren, Sperenberg wäre Anfang der 90er Jahre politisch nicht durchsetzbar gewesen.

          Vielleicht wäre es das angesichts des finanziellen Desasters jetzt?