Floskeln, die die Welt nicht braucht (4): Sankt Floriane
■ Die Bewohner von Borgfeld West diskutierten erregt über die Linie 4
In der jüngsten Sitzung des Beirats rechtes Borgfeld machten Anwohner ihrem Ärger über die Baustelle an der Lilienthaler Heerstraße, dem „Langen Jammer“, Luft. „Die Baustellenplanung schlägt dem Fass doch den Boden aus“, schimpfte Walter Schmock von der Initiative „Linie 4 – ja, aber nur mit Stadtautobahn“. Der Senat betreibe eine Politik nach Gutsherrenart, betonte Schmock, Schilda sei im Vergleich zu Bremen das reinste Paradies.
Wie berichtet, wird im Vorfeld der geplanten Verlängerung der Straßenbahnlinie 4 jetzt der Autobahnzubringer Horn-Lehe auf vier Spuren ausgebaut. Die damit verbundenen Verkehrsbehinderungen sorgen seit Wochen für lautstarke Proteste der Anwohner. Ortsamtsleiter Benno Lehe (Freie Liste Borgfeld) zog deshalb unter dem Beifall der etwa 400 Anwesenden folgendes Fazit: „Angesichts dieses Planungsdesasters darf man sich über Politikverdrossenheit und die immer geringere Wahlbeteiligung nicht wundern.“ Auch die jüngsten rechtsextremen Vorfälle seien vor diesem Hintergrund keine Überraschung.
Vertreter von Umweltverbänden und der Initiative „Linie 4 geht vor“ erinnerten unter Protest an die bei der Umweltkonferenz in Rio 1992 vereinbarten Ziele zum Klimaschutz. „Wir müssen raus aus der automobilen Gesellschaft, und auch wir in Borgfeld können nicht einfach Politik nach dem Sankt-Florians-Prinzip machen“, sagte Hugo Klüver-Bremer vom Europäischen Naturschutzverein. Walter Schmocks Entgegnung, auch Klüver-Bremer sei mit dem Auto gekommen, ging genauso wie die Abstimmung einer gemeinsamen Beiratsresolution im allgemeinen Tumult unter. Christoph Köster
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