piwik no script img

Fliegerbombe in München gesprengtSchwabing entglast

In München ist ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt worden. Die Explosion war kilometerweit zu hören und zerschmetterte die Fensterscheiben in der Umgebung.

Bumm. Bild: Simon Aschenbrenner / CC-BY

MÜNCHEN dpa | Wenige Stunden nach der Sprengung einer Fliegerbombe in München am Dienstagabend sind die ersten Anwohner wieder nach Hause zurückgekehrt. Der Evakuierungsbereich sei am frühen Mittwochmorgen verkleinert worden, teilte die Feuerwehr München mit. Wegen einer hoch explosiven Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg hatten in der Nacht zum Dienstag 2.500 Anwohner ihre Häuser verlassen müssen.

In den Straßen um die Explosionsstelle lagen laut Feuerwehr nach der Explosion viele Glassplitter zerborstener Fensterscheiben. Außerdem habe es dort stellenweise Folgebrände gegeben. Daher durften Bewohner aus dieser Gegend zunächst nicht zurück nach Hause. Experten sollten vorher die direkt an der Fundstelle gelegenen Häuser auf eventuelle Schäden untersuchen.

Nachdem der am Montag entdeckte Blindgänger nicht wie geplant entschärft werden konnte, wurde er am Dienstagabend wenige Minuten vor 22 Uhr von Spezialisten kontrolliert gesprengt. Die Detonation war in der 1,4 Millionen Einwohner großen Stadt kilometerweit zu hören, verletzt wurde laut Feuerwehr bei der ganzen Aktion niemand. „In der näheren Umgebung sind fast alle Scheiben kaputt gegangen“, sagte Diethard Posorski vom Sprengkommando München.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Die Feuerwehr musste nach der Explosion allerdings mehrere kleine Brände löschen. Ein Feuerwehrsprecher sagte, dass das Stroh, das in der Umgebung aufgebaut wurde, um den Druck bei der Detonation zu verringen, in Flammen aufging und durch die Gegend geschleudert wurde. Die brennenden Strohballen landeten teilweise auf den Dächern der Nachbarhäuser. „Das sieht dann spektakulär aus“, meinte der Feuerwehrsprecher. Die Brände seien aber schnell gelöscht worden, auf die Häuser hätten die Flammen nicht übergegriffen. Insgesamt sei die Sprengung gut verlaufen.

Ursprünglich sollte die 250 Kilogramm schwere Bombe bereits am Abend des Montags entschärft werden, dies war aber nicht möglich. Als die Experten erkannten, dass die Bombe extrem gefährlich ist und jederzeit hochgehen könnte, lief noch in der Nacht zum Dienstag eine große Evakuierungsaktion in einem Radius von 300 Metern an.

Bei der Bombe, die sich etwa einen Meter tief im Erdboden befunden habe, handelte es sich nach Angaben Posorkis um eine amerikanische Fliegerbombe mit Langzeitzünder, der durch eine Glasampulle mit Aceton ausgelöst werden sollte. Eine Entschärfung sei deutlich schwieriger als bei einer rein mechanisch funktionierenden Bombe mit Aufschlagzünder. Nur rund zehn Prozent der Sprengbomben waren nach Expertenangaben mit derartigen Langzeitzündern ausgerüstet. Weil sie aber häufig versagten, ist ihr Anteil an den Blindgängern hoch.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • M
    mark

    Stroh brennt. Diesen Umstand haben sich die Sprengmeister vor Ort auch ganz bewusst zu Nutze gemacht. Stroh brennt relativ schnell ab, entzieht dabei Sauerstoff aus der Luft und reduziert damit die Sprengwirkung der Bombe.

    Trocken muss es also schon sein.

  • TS
    taz-Rechtslasiger Sprech

    "Schwabing entglast", das wurde zur Progromnacht 1938 in Deutschland gesagt / gehetzt.

    Weshalb muss die taz sich dieser Tradition bedienen? Gibt es keine geschichtssachkundigen Redakteure mehr bei der taz???

  • A
    AntiFunt

    Ob jene, die Geldzahlungen an die verhinderten Freibenzinempfänger von Kundus unterstützt haben, nun wohl auch nach Entschädigungen durch die Amis rufen?

    Man darf gespannt sein.

     

    Gruß an den Zensor.

  • R
    rolff

    Ich frage mich auch, weshalb das Stroh nicht vorher feucht gemacht wurde.

    In Schwabing mögen einige gut Betuchte wohnen, aber das teuerere Vietel ist Bogenhausen, bzw. Solln.

    Grüße aus Haidhausen.

  • S
    Strohbombenfeuer

    Interessant das mit dem Stroh.

     

    Macht man das so?

  • D
    derSpain

    Hätte man die doch zu Sylvester egsprengt :(

  • W
    wunderbare Überschrift

    "Schwabing entglast".

    Wunderbare Überschrift für das Wohngebiet der Reichen Münchens und für das, was da passiert ist.

    Nicht in Berlin-Kreuzberg wurden die Woh- und Geschäftsgebäude reicher SäckInnen entglast, nein, in München!

    Wunderbar!

    Reiche SäckInnen von München; trollt Euch!

  • H
    henford

    Experten, Spezialisten ... alles richtig gemacht. Ist Wasser nass? Brennt Stroh? Wären ausweisliche Idioten nicht auf bessere Ideen gekommen?

  • E
    e.a.

    "Nie wieder Krieg!" sagen uns die immernoch zahlreich verbudelten Blindgänger... Aber bis unsere Regierung das versteht...?