piwik no script img

Fleischindustrie unter BeschussKein Recht auf Billigfleisch

Landwirtschaftsministerin Klöckner will mehr kleine Schlachtbetriebe. Die Achtung von Tier- und Menschenrechten erfordert eine Änderung des Systems.

Nur ein Schaubild: Demonstrierende mit Klöckner-Plakaten, Berlin Ende Juni Foto: reuters

Berlin taz/epd | Kleinere Schlachtbetriebe können nach Ansicht von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zur Achtung des Tierwohls in der Fleischindustrie beitragen. Angesichts der Corona-Infektionen in der Tönnies-Fleischfabrik stelle sich die „Systemfrage“, sagte Klöckner der FAS. Die Lebensmittelstandards in den meisten Betrieben seien sehr hoch, zugleich arbeiteten dort aber Menschen unter Bedingungen, bei denen jeder Cent zähle.

Das sei der Nährboden für das System der vielen Subunternehmer im Rahmen der Werkverträge. „Verantwortung wird delegiert. Das geht zu Lasten der Menschen, das System ist massiv krisenanfällig“, sagte Klöckner. Eine Antwort könnten wieder mehr kleinere Schlachthöfe in der Fläche sein. Das setze aber Akzeptanz vor Ort voraus und die Möglichkeit, die hohen Standards einzuhalten.

Auch der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck sprach sich für ein Ende der Fleischfabriken und für mehr regionale Schlachtereien aus. Die Transportzeit der Tiere zum Schlachthof dürfe nicht mehr als vier Stunden betragen, sagte er der Bild am Sonntag. Zugleich forderte er angesichts des Corona-Ausbruchs bei Tönnies von der Bundesregierung strengere Sicherheitsregeln für die Mitarbeiter wie einen verpflichtenden Mindestabstand von 1,5 Metern. Habeck hält auch eine Reduzierung des Arbeitstempos in den großen Schlachtbetrieben für sinnvoll.

Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner unterstützt den Vorstoß von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), der Werkverträge in der Fleischindustrie verbieten möchte. Sie setzt sich außerdem für eine Tierwohlabgabe ein und will Werbung mit Lockangeboten an der Fleischtheke verbieten. „Billigstfleisch wird gekauft, gleichzeitig werden höchste Tierschutzstandards erwartet. Mehr Tierwohl kostet natürlich Geld“, sagte die Ministerin. Es gebe kein „Recht auf täglich Billigfleisch“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • 0G
    02612 (Profil gelöscht)

    Was Frau Klöckner, wie die anderen Experten sicher nicht wissen können, die Tönnies ApS & Co. KG ist mit ihrem Geschäftsführer Herrn Anders Ruff, der auch parallel als Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie ( BVE ) in Berlin und Brüssel recht gut aufgestellt....



    https;www.bve-online.de



    Wer etwas über den Begriff des " Fachkräftemangels " )erfahren möchte :



    https.toennies.de/verant...hemen/arbeitgeber/

    • 0G
      02612 (Profil gelöscht)
      @02612 (Profil gelöscht):

      Sorry, Geschäftsführer bei der Tönnie Holding ApS & Co. KG



      Herr ANDRES Ruff