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■ Über einen Haushaltsgegenstand DuchampsFlaschentrockner

„Ein Charakteristikum der Ready-mades Marcel Duchamps ist ihre Symmetrie – beinahe alle sind zu einer Achse symmetrisch, der Flaschenständer hat sogar zwei Symmetrieachsen. Es ist kein Zufall, daß 99 Prozent aller industriell gefertigten Massenartikel symmetrisch sind. Marcel Duchamp stimmt dem zu, daß seine Auswahl von symmetrischen Gegenständen eine Reaktion gegen das Milieu der Asymmetrie gewesen sein könnte, in dem er sich damals befand.

Symmetrie nämlich galt als Domäne der dekorativen Kunst und war deshalb unter Künstlern verpönt. Marcel Duchamps Anerkennung einer Symmetrie, die vom Stigma des Dekorativen befreit war, zeigt sich als Akt der Wahrnehmung. Dieser Akt manifestiert sich in der Geste des Kaufens und in der Geste, daß ein Gegenstand in eine neue Umgebung versetzt wird.“ Richard Hamilton, 1996

„Zum Flaschentrocknen ist das Gerät jedoch sehr geeignet. Es bietet Platz für 50 Flaschen, gehört also in jeden Junggesellenhaushalt. ,Über die Bedeutung entscheidet der Gebrauch‘, sagte schon Wittgenstein. ,Forget Duchamp‘, meinte schon Beuys.“ Christoph Blase, 1989

„Ich ,Nestor Burma‘ ging hinein, schloß die Tür hinter mir und machte mich an die Kellerdurchsuchung. Hinten links stand ein Flaschenständer mit leeren Flaschen.“ Léo Malet, 1982

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