First Lady in Regensburg

55,5 Prozent erhielt Christa Meier (SPD) bei der Stichwahl und wurde erste Oberbürgermeisterin im Freistaat  ■ P O R T R A I T

Von Luitgard Koch

Regensburg (taz) - An der Wiege war es ihr nicht gesungen worden, daß sie einmal Bayerns erste Oberbürgermeisterin werden sollte. „Das Mädl soll heiraten“, meinten die Verwandten, wie es halt üblich war, oft noch ist. Doch die gebürtige Regensburgerin, Christa Meier, durfte trotzdem aufs Gymnasium. Einfach war das nicht, für sie als Arbeiterkind aus „einfachen Verhältnissen“ und als Mädchen dazu.

Der Vater, Reichsbahngehilfe, starb im Krieg. Die Mutter mußte ihre Tochter alleine durchbringen. Und so wuchs die kleine Christa in einer Dachwohnung auf, ohne Bad und Toilette. Das ist heute für die frühere Hauptschullehrerin vorbei. Zusammen mit ihrem Mann, einem Architekten, bewohnt sie einen Bungalow am Sandberg über der Domstadt. „Die graue Maus aus der Millionärsvilla“, titelte denn auch die 'Bild' -Zeitung gehässig. Freilich, im Vergleich etwa zu ihrer quirligen Bonner Genossin Renate Schmidt oder der vehement auftretenden bayerischen Landtagsabgeordneten Carmen König, wirkt Christa Meier ruhiger und etwas bieder. Trotzdem: zäh und fleißig setzte sich die ehemalige Regensburger Stadträtin durch. Im Landtag leitete sie als erste Frau den Kulturausschuß. Innerhalb der SPD war sie eine der ersten, die gegen das WAAhnsinnsprojekt, die „Oberpfälzer Atommüllfabrik“ kämpfte. Was sie nicht ist und auf keinen Fall sein will: Eine „Quotenfrau“. Die Hobbyzüchterin von stachligen Kakteen stimmte in ihrer Partei gegen die Quotenregelung. „Wer seine Arbeit ordentlich macht, hat auch Erfolg“, lautet ihr Credo. „Lange Zeit mußten Frauen doppelt so gut sein wie Männer“, weiß die kinderlose Ehefrau zwar. Doch die Zeiten sind ihrer Meinung nach vorbei. Ein Beispiel sei sie selbst.

Christa Meier will vor allem mehr Bürgerbeteiligung in Regensburg. Denn was ihr total gegen den Strich geht, ist die Arroganz der Macht. Jene Besserwisser kann sie nicht ausstehen, die zu keiner Selbstkritik fähig sind. „Dem Vorwurf, durch die Macht sei ich arrogant geworden, kann ich nicht völlig widersprechen“, gab selbst der Verlierer, CSU -Oberbürgermeister, Viehbacher (57), kleinlaut zu. Die Regensburger hatten die Nase voll von der CSU -Spezlwirtschaft. „D‘ Leit hier meng mi“, ist sich die Oberbürgermeisterin sicher. Und deshalb hofft sie, ihr Konzept von Verkehrsberuhigung und bezahlbaren Mieten durchsetzen zu können, mit weiblicher Geduld und Kompromißbereitschaft. Denn im Rathaus regiert sie nur mit knapper Mehrheit. Zusammen mit Grünen, FDP und Unabhängigen kommen die Sozis auf 25, CSU und drei Republikaner auf 22 Sitze.