Firefox Version 11: Feuerfuchs wehrt sich gegen Chrome
Der Open-Source-Browser Firefox verliert Marktanteile – ausgerechnet gegenüber Googles Browser. Die neue Version 11 bietet kleinere Verbesserungen.
Man könnte es eine selbsterfüllende Prophezeiung nennen. Vor ziemlich genau einem Jahr entschieden sich die Macher des populären Open-Source-Browsers Firefox, ihren Arbeitsprozess zu ändern und statt auf wenige große Programmversionen auf viele kleine zu setzen.
Die Begründung: Sie wollten dem Konkurrenzbrowser Chrome Paroli bieten, der nach diesem Verfahren entwickelt wurde und den der Internetkonzern Google gerade in den Markt zu drücken versuchte. Damals verstanden viele Beobachter in der Web-Szene diese Entscheidung nicht – Firefox war so groß und Chrome noch so klein, dass die Firefox-Macher sich eigentlich gar nicht hätten darum scheren müssen, was Google da so treibt.
Vorspultaste ins Jahr 2012. Das Szenario, vor dem sich das Firefox-Team zwölf Monaten zuvor noch gefürchtet hatte, hat sich mittlerweile bewahrheitet: Chrome soll, zumindest nach der letzten Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Net Market Share, inzwischen 18,9 Prozent weltweiten Marktanteil errungen haben.
Der Internet Explorer von Microsoft hat in einer aktuellen Studie zu Sicherheitsfunktionen von Browsern die Konkurrenz geschlagen. Das Fraunhofer Institut SIT untersuchte spezielle Abwehrmechanismen gegen Schadsoftware. Bei der Abwehr von Angriffen von infizierten Websites mit Hilfe sogenannter Malware hat sich dabei der Internet Explorer deutlich gegen Googles Chrome und Apples Safari durchgesetzt, teilte das Institut am Donnerstag mit. Absolutes Schlusslicht bildete der Firefox 6. Aktuell ist bei dieser Open-Source-Software allerdings jetzt die Version 11.
Das Fraunhofer Institut untersuchte in seiner Studie ausschließlich gängige Verfahren zur Abwehr von Schadsoftware auf Webseiten. Bei den Verfahren werden aufgerufene Webseiten anhand aktueller Listen überprüft, ob sie bereits als Verbreiter von Schadsoftware bekannt sind. Dabei wurde gemessen, welche Malware-Angriffe der Browser insgesamt erkennt und wieviel Zeit dafür gebraucht wird. Unter die Lupe nahmen die Forscher Chrome 14 (Google), Safari 5 (Apple), Internet Explorer 8 und 9 (Microsoft) sowie Firefox 6 (Mozilla).
„Insgesamt haben Internet Explorer 9 und Internet Explorer 8 über alle Teilergebnisse betrachtet die besten Leistungen erzielt“, heißt es in der Studie. Als einziger Browser unterstützte der Internet Explorer 9 zudem die sogenannte inhaltsbasierte Reputation, das heißt das automatische Analysieren und Erkennen von Inhalten einer heruntergeladenen Datei.
Die Studie wurde unter anderem von Microsoft mitfinanziert. Einfluss auf Methodik und Durchführung habe es jedoch zu keiner Zeit gegeben, betont das Fraunhofer Institut. Anfang Februar hatte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine konkrete Empfehlung für den Chrome-Browser von Google ausgesprochen. (dpa)
Der Firefox-Vorsprung ist auf ganze zwei Prozent zusammengeschmolzen „Die glorreichen Tage von Firefox sind vorbei“, kommentiert die US-Fachpostille Computerworld und prophezeit gleich einen weiteren Niedergang.
„Rapid Release“-Zyklus
Tatsächlich haben viele Nutzer nicht verstanden, was das Firefox-Team in den letzten Monaten bezweckte. Erschien im März 2011 Firefox 4, ging es von April 2011 bis zum März 2012 mit Firefox 5 bis Firefox 11 weiter. Die Versionssprünge bedeuteten dabei nicht etwa großartige Änderungen – stattdessen ging man „iterativ“ vor, beschleunigte den Browser, ergänzte hier und da neue Funktionen, für die man sonst nie eine eigene Punkt-Version auf den Markt gebracht hätte.
Das Problem: Während bei Google Chrome fast niemand auf die Versionsnummern achtet, wird Firefox in Unternehmen eingesetzt, in denen die IT-Abteilung darauf pocht, jede neue Version unter die Lupe zu nehmen. Bei einem „Rapid Release“-Zyklus, wie ihn Firefox seit einem Jahr pflegt, kommen EDVler kaum hinterher. Hinzu kam, dass Firefox qualitativ nachließ – mit dem neuen Druck, alle paar Monate eine neue Version herauszubringen, schlichen sich auch Bugs ein.
Wenn es nach dem Firefox-Team geht, wird spätestens mit der gerade erschienenen Version 11 nun alles besser. Unternehmen will man mit einem sogenannten Langzeit-Release länger garantieren, dass es zu Updates kommt – allerdings wird dieser „Firefox ESR“ derzeit noch gut versteckt.
Firefox 11 bringt aber weiterhin nur kleinere Neuerungen mit: So können Web-Entwickler die Struktur von Seiten in einer 3D-Ansicht betrachten, die HTML5-Unterstützung wurde erweitert und das neue Protokoll SPDY, das eines Tages das Web-Protokoll HTTP ersetzen könnte, lässt sich testen.
Hoffnung noch nicht aufgegeben
Optimiert wurden außerdem die Synchronisationsmöglichkeiten, die nun auch Firefox-Erweiterungen auf mehreren Maschinen abgleichen können. Die Hoffnung, Chromes Aufstieg noch zu stoppen, hat das Firefox-Team nicht aufgegeben: Firefox 11 kommt mit einem eigenen Migrationswerkzeug, dass es erlaubt, Daten und Einstellungen von Chrome zu importieren, auf dass man den Google-Browser wieder von der Festplatte verbannen kann. Es dürfte spannend werden, wie sich der Wettstreit zwischen Chrome und Firefox weiterentwickelt.
Chrome hat Vorteile bei der Geschwindigkeit und fühlt sich insgesamt kompakter an, man muss dabei aber akzeptieren, dass Google den Browser nutzen könnte, noch mehr Daten zu sammeln, als der Internet-Riese sowieso schon vorhält. (Mit etwas Mühe im Einstellungsmenü lassen sich die meisten Google-Funktionen, die potenziell Daten senden, allerdings abdrehen.)
Klar ist, dass ein Niedergang von Firefox der Freiheit im Netz nicht dient – tatsächlich schickt sich derzeit auch Microsoft wieder an, im Kampf um Browser-Marktanteile mitzumischen. Dessen aktuelle Internet-Explorer-Version 9 ist technisch durchaus fortschrittlich (siehe Kasten). Und dann wäre da auch noch Apple, dessen Browser Safari auf Mobilgeräten Marktführer ist, aber auch für PC und Mac zur Verfügung steht.
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