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Finnischer Amoklauf im InternetYouTube-User warnte vor Täter

Finnland diskutiert: War das Internet Mitschuld am Amoklauf? Kann Technik Morde verhindern? Auf den Schützen hatte im Juni ein User aufmerksam gemacht.

"Die besten Überwacher sind die Millionen Surfer im Netz": Ankündigung des Amoklaufes per Video Bild: dpa

Kann nicht das Internet besser überwacht werden? Gibt es keine technischen Möglichkeiten, Schulmassaker zu stoppen, die offen vorher angekündigt werden? Könnte nicht Interpol eine Software entwickeln, die das Netz ständig in allen Sprachen nach Schlüsselwörtern wie "Massaker" durchkämmt und dann Alarm schlägt?

So lauten die Fragen, welche Medien und PolitikerInnen nach dem Amoklauf im finnischen Jokela jetzt aufwerfen. Und schon versprechen die finnischen Sicherheitsdienste, ihre sowieso betriebene ständige Netzüberwachung nach Betrügern und Pädophilen auch auf Inhalte wie angekündigte Schulmassaker ausdehnen zu wollen. Womit die nicht einmal ein Dutzend Internetfahnder aber vermutlich ziemlich überfordert sein dürften. Denn welcher gewaltverherrlichende Eintrag in einem Chatforum ist denn nun ernst gemeint? Nach Jokela wimmelte es gleich von falschen Ankündigungen. Am Wochenende wurde ein 16-Jähriger festgenommen, der auch ein Schulmassaker auf YouTube angekündigt hatte.

In Deutschland sollen derzeit 350 Internet-Ermittler arbeiten. Darunter ein großer Teil beim Bundeskriminalamt und der "Zentralstelle für anlassunabhängige Recherchen in Datennetzen". Ein vertraulicher Bericht von dieser "virtuellen Front", aus der im Juli der Spiegel zitierte, zeigt aber, wie chancenlos die Ermittler sind. Allenfalls "ein bisschen Abschreckung" könne man bieten.

Vielleicht helfe ja das in den USA beliebte "Hate Watching", wird in Finnland gefragt. In Version 11.2 liegt so beispielsweise das aktuelle "Hate Directory" des Publizisten Raymond A. Franklin vor. Von Holocaust-Verleugnern bis Ziopedia reicht die 153-seitige Liste der Adressen von Webseiten und Mailinglisten.

Ob das Massaker hätte verhindert werden können, wenn das FBI vor einigen Wochen alle Kontakte des 14-jährigen Schülers Dillon Cossey überprüft hätte?, spekuliert mittlerweile die finnische Polizei. Cossey hatte in der Stadt Philadelphia ein ähnliches Massaker geplant, konnte aber rechtzeitig gefasst werden. Pekka-Eric Auvinen soll sich mit Cossey über Internet ausführlich ausgetauscht haben.

Doch auf Auvinen hatte bereits im Juni ein anderer YouTube-User aufmerksam gemacht, wie Wired berichtete (siehe externen Link rechts). Auch andere Profile hatte er als "Investigation Worthy" eingestuft. Einige davon hat YouTube danach entfernt, andere sind nach wie vor vorhanden.

"Die besten Überwacher sind die Millionen Surfer im Netz. Wenn sie eine gefährliche Person oder Botschaft entdecken, sollen sie die Polizei kontaktieren", appelliert Rune Fløisbonn, Leiter der norwegischen Einheit für Computerkriminalität.

Und die Bibliotheken? Einen Großteil seiner Gedanken hatte Auvinen von dem finnischen "Ökophilosphen" - einige nennen ihn "Ökofaschisten" - Pentti Linkola übernommen. Der als Mittel gegen die Zerstörung der Umwelt u. a. eine radikale "Verminderung" der Anzahl der Menschen auf der Erde empfiehlt - in vor drei Jahrzehnten veröffentlichten Büchern.

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