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■ KommentarFingerspitzengefühl

Christian Hinzpeter hat Wort gehalten. „Mit Fingerspitzengefühl“ wolle man die Entscheidung treffen, hatte der Vize-Präsident des FC St. Pauli erklärt. Gestern folgte der Präsidiumsbeschluß, das DFB-Urteil zu akzeptieren. Ihn weise zu nennen wäre etwas zu hoch gegriffen, aber wohl überlegt ist er allemal. Das ist schon einiges wert in einer Affäre, die vor allem von Rostocker Seite zumeist unter der Grasnarbe geführt wurde.

Von Manipulation war dort die Rede gewesen, von Schauspielerei und von noch viel mehr, teilweise so absurd, daß es sich im nachhinein nicht mehr lohnt, darauf noch weiter einzugehen. Doch auch bei St. Pauli wurden einige unbedachte Formulierungen getätigt, die man sich – sogar eingedenk des Zorns über die üblen Ereignisse im Ostseestadion – besser verkniffen hätte. „Ein Fehlurteil“ sei die DFB-Entscheidung, schimpfte St. Paulis Fan-Beauftragter Sven Brux. Der erfahrene Trainer trug ebenfalls nicht dazu bei, die Wogen zu glätten: Über „das Skandal-Urteil“ konnte sich Uli Maslo auch noch Tage später ereifern, so sehr, daß der 58jährige dem Keeper Thomforde zu einer zivilrechtlichen Klage riet. Der lehnte ab: „Das paßt nicht zu meinem Rechtsverständnis.“

Zum Glück für den Hamburger Verein und „den deutschen Fußball“, wie das Präsidium sehr zu Recht meint, setzten sich am Ende die besonnenen Kräfte durch. Was hätte eine Berufung auch bringen sollen? Gerechtigkeit wäre dem FC nicht widerfahren, der gute Ruf des toleranten Vereins eventuell beschädigt worden. Der FC St. Pauli hat Größe gezeigt, Rostock den Sieg behalten: Drei Punkte, null Verstand. Clemens Gerlach

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