: Finanznöte in der Fremde
■ Internationaler Studentenausschuß AISA unterstützt ausländische Studierende
Wer als NichteuropäerIn in Deutschland studieren möchte, hat es nicht gerade einfach: Am Anfang steht die Prüfung zum Nachweis der deutsche Sprache (PDNS). Nur wer die besteht, hat in Kombination mit einem Visum die Chance auf einen Studienplatz in deutschen Landen. Doch hier fangen die Probleme oft erst an: durch Wohnungssuche, soziale und finanzielle Schwierigkeiten, Sprachbarrieren und Diskriminierungen fällt der Start ins Unileben nicht leicht.
Unterstützung gibt es vom AISA, dem Autonomen internationalen StudentInnenausschuß an der Uni Bremen, der ausländischen StudentInnen bei Problemen hilft, Sprachkurse und kulturelle Veranstaltungen organisiert. Doch in der Kasse des AISA sieht es nicht gerade rosig aus. Rund 26.000 Mark, also fünf Prozent des Gesamtetats des AStA (Allgemeiner StudentInnenausschuß), stehen dem AISA in diesem Jahr zu. Eine eigenartige Kalkulation, finden Losseni Kone und Cemal Töngel vom AISA: Denn der vertritt immerhin 1.300, also 8,9 Prozent der insgesamt 16.000 Bremer StudentInnen. Dabei hatten sie sich schon einiges vorgenommen: Durch eine Veranstaltungreihe sollten den einheimischen StudentInnen verschiendenste Kulturen nahegebracht werden. Ein Fußballturnier zwischen den einzelnen Fachbereichen, den AISA-Uni-Cup –95, möchte der AISA ausrichten, durch den sich ausländische und Bremer StudentInnen näherkommen könnten.
„Die Aktivitäten des AISA sind in den letzten Jahren etwas eingeschlafen“, erzählt Töngel, „deshalb stellen wir uns vor, erstmal innerhalb der Uni Solidarität zu uns herzustellen. Damit wäre eine Basis geschaffen, von der aus man an die Öffentlichkeit herantreten könnte, um bei den Leuten Vorurteile abzubauen“.
Doch ohne Moos nix los. Gerade die Finanzen sind bei ausländischen Studierenden ein wichtiger Faktor, von dem die Fortsetzung des Studiums abhängt. Wer kein Stipendium hat, bekommt kein BaföG, sondern wird nur von den Eltern unterstützt. Und die sind bei den meisten außereuropäischen Studis nicht gerade gut bei Kasse.
Da die deutschen Gesetze den ausländischen StudentInnen verbieten, länger als drei Monate im Jahr zu arbeiten, können sie gerade mal einen Semesterferienjob annehmen - zu einer Zeit, in der der Arbeitsmarkt sowieso überfüllt ist. Da wirken auch die vom Deutschen Akademischen Auslandsamt einmalig gezahlten 700 Mark und die einmaligen Zuwendungen der Evangelischen StudentInnengemeinde und des Diakonischen Werks nur wie Tropfen auf den heißen Stein. Doch da die permanente Geldknappheit ihre Studiendauer in die Länge zieht, sitzt den StudentInnen die Ausländerpolizei im Nacken: die Verlängerung ihres Visums hängt nur allzu oft von der Willkür eines Sachbearbeiters ab.
Um gegen diese und andere Benachteiligungen (sie dürfen beispielweise kein Urlaubssemester beantragen) ausländischer StudentInnen zu protestieren, entschloß sich der AISA zu einer Unterschriftenaktion an die Adresse der bremischen Ausländerbeauftragten Dagmar Lill. Der AISA schwebt die Einrichtung eines Fonds vor, in den sowohl Senat als auch Privatpersonen einzahlen könnten. „Dafür stellen wir uns wahrscheinlich auch auf den Marktplatz und trommeln“, meint Kone grinsend. rem
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