Finanzkrise: Hedge-Fonds sollen schuld sein
Die US-Kreditkrise verschärft sich weiter, weltweit schwanken die Börsen. Forderungen nach mehr Transparenz auf Finanzmärkten und bei Hedge-Fonds werden lauter.
Während US-Hypothekenbanken immer tiefer in die Krise schlittern und die Börsen weltweit unberechenbar schwanken, werden jetzt Forderungen nach stärkerer Regulierung der Finanzmärkte laut. So verlangte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, auf Ebene der G-7-Konsequenzen aus der Krise zu ziehen. In einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb er: "Wir müssen über die Transparenz der internationalen Märkte wachen." Die EU-Kommission kündigte zudem an, die Rolle von Rating-Agenturen und Hedge-Fonds genauer zu untersuchen. Bisher hatte sich die Kommission in Sachen Hedge-Fonds zurückgehalten.
Mehr Transparenz bei Hedge-Fonds hatte die Bundesregierung bereits vor dem G-8-Gipfel in Heiligendamm gefordert - war mit ihren Vorschlägen aber am Widerstand der großen Finanzplätze USA und Großbritannien gescheitert. Durch die Krise könnte ihr Anliegen doch noch Rückenwind bekommen. "Die Bundesregierung begrüßt natürlich die jetzt zum Ausdruck gekommene internationale Unterstützung der deutschen Forderung nach mehr Transparenz an den Finanzmärkten", sagte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums der taz.
Hedge-Fonds sind kurzfristige Spekulanten, die anders als Banken oder Versicherungen keinen Regeln unterliegen. 2006 wurde ihr Gesamtvolumen auf 1.500 Milliarden US-Dollar geschätzt. Beobachter geben ihnen eine Mitschuld an der aktuellen Kreditkrise. "Ohne Hedge-Fonds hätte es diese Krise nicht gegeben", sagte Finanzmarktexperte Joachim Voth von der Uni Pompeu Fabra in Barcelona der taz. Wo Banken schon längst keine Kredite mehr vergeben hätten, pumpten Hedge-Fonds als renditehungrige neue Player immer mehr Geld in riskante Geschäfte. "Dadurch wurden sehr hohe Risiken viel zu billig", so Voth.
Das hat sich mit der Krise schlagartig geändert. Selbst Hedge-Fonds sind risikoscheu geworden und stoßen spekulative Anlagen ab. Ein Indiz dafür geben die aktuellen Entwicklungen auf dem Währungsmarkt. Dort ziehen sich Anleger in großem Stil aus spekulativen "Carry-Trade"-Geschäften zurück.
Das Ergebnis: Der japanische Yen steigt, während die Währungen in Hochzinsländern wie Australien, Neuseeland oder Brasilien abwerten. Die Exportwirtschaft dieser Länder hatte in der Vergangenheit darunter gelitten, dass Carry-Trader mit Billigkrediten aus Japan ihre Währungen in die Höhe getrieben hatten.
Aus dem US-Bankensektor gab es derweil weitere schlechte Nachrichten: Eine der größten Hypothekenbanken des Landes, First Magnus Financial, stellte ihre Geschäfte ein und schließt einen Konkurs nicht aus. Die US-Notenbank reagierte gestern überraschend mit einer Zinsentscheidung. Sie senkte den Diskontsatz, zu dem Banken bei der Zentralbank Geld leihen, um einen halben Prozentpunkt auf 5,75 Prozent. Die Situation an den Finanzmärkten habe sich verschlechtert, so die Begründung.
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