Finanzkrise: Nächstes Fass ohne Boden
Nach der HSH Nordbank droht dem Hamburger Senat mit Hapag Lloyd ein neuer Subventionskandidat. Die Stadt hält 23 Prozent und muss als Eigentümer zuerst ran.
Die kriselnde Reederei Hapag Lloyd ist der nächste Kandidat für eine Geldspritze vom Senat. Bei einer Gesellschafterversammlung am heutigen Mittwoch werden die Anteilseigner darüber verhandeln, wer in welchem Umfang frisches Kapital in Deutschlands größte Containerschiffreederei pumpt. Mit einer Hilfe des Bundes kann fürs Erste offenbar nicht gerechnet werden. Dieser erwarte, dass zunächst die Anteilseigner ihre Möglichkeiten ausschöpfen, sagen Insider.
Im März hatte sich ein Konsortium unter Führung der Stadt nach langen Verhandlungen 57 Prozent der Anteile in die Reederei eingekauft. Ziel war es, der Unternehmensstandort in Hamburg zu halten. Hamburg hat sich mit 500 Millionen Euro in dem "Albert-Ballin-Konsortium" engagiert, die marode HSH Nordbank, die zu gut 40 Prozent der Stadt gehört, mit weiteren 100 Millionen.
Die Reederei leidet wie die gesamte Branche daran, dass der Welthandel stark zurückgegangen ist. Seit Beginn der Wirtschaftskrise schrumpfte ihre Flotte von 148 auf 128 Schiffe. Die Auslastung liege bei 80 Prozent, sagte der Vorstandsvorsitzende Michael Behrendt der FAZ. Unter dem Strich musste Hapag Lloyd im ersten Quartal 2009 einen Umsatzrückgang von 23 Prozent und einen Verlust von 222 Millionen Euro hinnehmen.
Zwar hat der Hapag-Vorstand im Januar ein Sparprogramm im Umfang von 400 Millionen Euro und einen Investitionsstopp beschlossen. Ob das weitere Verluste in diesem Jahr verhindern kann, ist aber offen. Berichte, das zweite Quartal sei noch schlechter ausgefallen als das erste, wollte Hapag nicht kommentieren. Vorstandschef Behrendt lässt die Unternehmensberatung Roland Berger gerade nach weiteren Sparmöglichkeiten forschen. Hapag hofft zudem, höhere Preise durchzusetzen.
Die Hapag-Lloyd-Führung prüft außerdem, ob sie um staatliche Hilfen oder Bürgschaften nachsuchen soll. Ein Hapag-Sprecher stellte bislang lediglich klar: "Wir haben keinen Antrag auf Staatshilfe gestellt." In Berliner Regierungskreisen war zu hören, es gebe weder einen entsprechenden Antrag noch eine Voranfrage.
Der Hamburger Spediteur Klaus-Michael Kühne, zweitgrößter Anteilseigner im Ballin-Konsortium, hatte das Thema "staatliche Hilfen" in einem FAZ-Interview vor ein paar Tagen aufs Tapet gebracht: Staatliche Hilfe "würde sicherlich Sinn machen und müsste dann zügig gewährt werden", sagte er.
Als Erste sollen heute jedoch die Anteilseigner in die Pflicht genommen werden. Neben der Stadt Hamburg, der HSH Nordbank und der Kühne-Holding sind das im Ballin-Konsortium die Versicherungen Iduna und Hanse Merkur sowie die Privatbank Warburg. 43 Prozent der Hapag-Anteile hält nach wie vor die ehemalige Mutter-Gesellschaft TUI.
Zum Gesellschaftertreffen schwiegen sich die Anteilseigner aus. "Die Gespräche laufen noch", sagte ein Sprecher der Finanzbehörde. Es sei nicht einmal mit Gewissheit zu sagen, ob das Treffen zu einem Ergebnis führen werde. Wichtig sei es vor allem, das Unternehmen erfolgreich durch die Krise zu lotsen.
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