Finanzkrise ungebremst: Panik an den Börsen
Am Freitag sind die Börsen weltweit eingebrochen. Die G-7-Staaten, die Weltbank und der Internationale Währungsfonds suchen nach Wegen aus der Finanzkrise.
Die meisten Prognostiker haben längst das Handtuch geschmissen. Wie lange der Verfall der Aktienmärkte noch anhalten wird? Welche Auswirkungen das auf die Wirtschaft hat? Seriöse Aussagen ließen sich nicht mehr treffen, heißt es bei Analysten und in Wirtschaftsinstituten, nachdem die Finanzkrise nun endgültig auch zur Börsenkrise geworden ist.
Am Freitag herrschte helle Panik an den Aktienmärkten. Der Dow Jones stürzte nach Handelsbeginn in New York um gut 9 Prozent ab und blieb danach wankelmütig. In Tokio hatte der Nikkei-Index ein Minus von 9,6 Prozent verbucht, den höchsten Verlust seit gut 20 Jahren. Allerdings hatte mit der 100 Jahre alten Lebensversicherung Yamato Life Insurance auch das erste japanische Finanzinstitut Konkurs anmelden müssen. Auch an den europäischen Handelsplätzen lief es schlecht: Die Börse in Wien setzte den Handel zwischenzeitlich aus, die Londoner Börse meldete "blinde Panikverkäufe". In Deutschland notierte der DAX zeitweise fast 12 Prozent im Minus. Seit dem 15. September, dem Tag der Lehman-Pleite, hat er rund 28 Prozent verloren.
Kein Wunder, dass Finanzpolitiker und Notenbanker mächtig unter Druck stehen. Am Wochenende wollen sie gemeinsam mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank auf deren Herbsttagung nach Auswegen aus dem Chaos suchen. Bislang hat noch keine Rettungsmaßnahme mehr als eine kleine Verschnaufpause erbracht. Jetzt soll vor allem über koordinierte Aktionen gesprochen werden.
Schnell schnürten einige Regierungen am Freitag weitere nationale Rettungspakete. Die niederländische stellte 20 Milliarden Euro für Notkredite bereit und gab Garantien für niederländische Kunden der zusammengebrochenen isländischen Bank Icesave bekannt. Das russische Parlament winkte das von Präsident Dmitri Medwedjew vorgeschlagene rund 63 Milliarden Euro teure Rettungsprogramm durch, mit dem den Banken des Landes Kredite zur Verfügung gestellt werden. Den weitreichendsten Eingriff erwägen einem Bericht des Wall Street Journal zufolge die USA. Die Regierung diskutiere eine "Garantie für Milliarden an Bankschulden" sowie eine "zeitweise Versicherung aller Bankeinlagen", hieß es dort. Präsident Bush erklärte in einer Ansprache, die Ängste der Investoren und der Öffentlichkeit verschärften die Krise. "Wir können die Krise lösen, wir werden sie lösen", sagte er.
Mit den staatlichen Eingriffen sollen nicht nur Banken gerettet werden. Man will auch das Übergreifen der Krise auf die reale Wirtschaft verzögern. Die ist jedoch längst dabei, sich selbst zu wappnen. Vorsorglich suchen immer mehr Unternehmen nach Sparmöglichkeiten. Nachdem die deutsche Autoindustrie bereits Produktionskürzungen verkündet hatte, froren andere Konzerne wie etwa der Softwareanbieter SAP oder der Chemieriese Henkel Investitionen ein.
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