„Financial Fairplay“ im Fußball: Überteuerte Brüste an der Seine
Paris Saint-Germain schmeißt mit Geld aus Katar nur so um sich. Die Uefa-Regeln wurden mit einem irren Sponsorendeal umgangen.
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„Das wird sich für Frankreich schon noch lohnen.“ Der schwedische Stürmer Zlatan Ibrahimovic hat das in dieser Woche in einem Interview der französischen Sportpostille Équipe gesagt. Seit dieser Saison spielt der Stürmer bei Paris Saint-Germain – für ein Jahressalär von 14 Millionen Euro. Das irrwitzige Gehalt ist schon von Ministern der sozialistischen Regierung kritisiert worden.
Für Ibrahimovic ist das kein Problem. „Qualität gibt es nicht gratis“, sagt er lapidar und freut sich über die Kohle, mit der der Kronprinz des Emirats Katar, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, und seine Qatar Sports Investments aus dem Hauptstadtklub eine ganz große Nummer machen wollen.
140 Millionen Euro an Ablösesummen hat PSG in diesem Sommer gezahlt. Die katarischen Gönner haben es möglich gemacht. Dabei ist ein derartiges Mäzenatentum gar nicht mehr erwünscht im Bereich der Uefa. Die Klubs sollen sich selbst finanzieren können, sonst dürfen sie nicht mehr mitspielen. Dafür wurde ein Regelwerk geschaffen, das unter dem Namen Financial Fairplay firmiert.
Das Projekt gilt als Herzensangelegenheit von Uefa-Chef Michel Platini. Der Franzose hat vor Kurzem gesagt: „Es gibt keine Hintertürchen, auch nicht für PSG.“ Wirklich nicht? Arabische und französische Medien berichteten Anfang der Woche über einen Sponsorendeal, der dem Klub den Anschein eines seriös wirtschaftenden Sportunternehmens geben soll. Eine katarische Bank soll demnach bereit sein, vier Jahre lang jeweils 100 Millionen Euro für Trikotwerbung und die Namensrechte am Prinzenparkstadion in Paris zu zahlen.
„Kreativ sein“
Wie meinte noch der Präsident von PSG, der katarische Geschäftsmann Nasser El Khelaifi, als er auf Platinis Hintertürchenzitat angesprochen wurde? „Platini hat gesagt, man müsse kreativ sein. Und wir haben schon Ideen.“ Die französische Nachrichtenagentur AFP zitiert aus Uefa-Kreisen, dass grundsätzlich nichts dagegen spreche, wenn ein katarisches Unternehmen einen Klub sponsert, der von einem katarischen Präsidenten geführt wird.
Allerdings werde durchaus geprüft, ob die Verträge verhältnismäßig seien. Das darf getrost in Zweifel gezogen werden. Bis jetzt kassiert PSG von der Flugline Emirates im Jahr 3,5 Millionen Euro für die Trikotwerbung. Die europäischen Großverdiener in Sachen Kickerbrust sind derzeit der FC Bayern (25 Millionen per annum von der Telekom) und der FC Barcelona (30 Millionen von der Qatar Foundation).
Beide Summen sind weit entfernt von den 100 Millionen, die nach Paris fließen sollen. Und auch wenn die Kataris die Namensrechte des PSG-Stadions mitgeliefert bekämen, könnte man noch lange nicht von angemessenen Marktpreisen sprechen. So zahlt etwa der Versicherungskonzern Signal Iduna 5 Millionen Euro im Jahr für die Namensrechte am Stadion von Borussia Dortmund. Für die Uefa gäbe es demnach Gründe genug, den Deal kritisch zu beleuchten.
Aber wird sie das wirklich tun? Laurent Platini, der Sohn des Uefa-Präsidenten, ist Europachef von Qatar Sports Investments, jener Firma eben, der Paris Saint-Germain gehört. Sein Engagement für die sportlichen Ambitionen des Golfemirats werden von Vater Platini durchaus geschätzt.
WM in Katar
Der macht keinen Hehl daraus, dass er der WM-Bewerbung Katars in jener berüchtigten Fifa-Exekutiv-Sitzung 2010 seine Stimme gegeben hat. Um das katarische WM-Projekt in Europa populärer zu machen, trommelt er derzeit eifrig für eine Verlegung des Turniers in den November. Dafür die europäische Fußballsaison bis in den Sommer hinein zu verlängern, sei kein Problem, sagt er.
Wird der Katarfreund Michel Platini den Scheichs ihr neues Lieblingsspielzeug wirklich wegnehmen und sich gegen seinen Sprössling positionieren? PSG hat übrigens am Dienstag nach achtjähriger Abstinenz in der Champions League mit 4:1 gegen Dynamo Kiew gewonnen. Den Elfmeter zum 1:0 verwandelte Zlatan Ibrahimovic.
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