■ Filmstarts a la carte: Romantik in klassischer Bildkomposition
„Reiten, reiten, reiten, durch den Tag, durch die Nacht, durch den Tag. Reiten, reiten, reiten.“ Hier jubelt nicht etwa John Wayne über seine Lieblingsbeschäftigung, vielmehr entstammen diese Zeilen Rainer Maria Rilkes romantischer Erzählung „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“. Zur Zeit der Türkenkriege im 17. Jahrhundert findet ein junger Fähnrich ein kurzes anonymes Glück in den Armen einer Gräfin – angesichts des Todes und Grauens auf den Schlachtfeldern triumphieren für eine Nacht das Leben und Liebe. Doch über der Liebesnacht versäumt er seine Pflicht, unbewaffnet sprengt er seiner Truppe nach und stirbt in der Schlacht. 1955 adaptierte Walter Reisch, ehemaliger Emigrant und u.a. Co-Autor von Lubitschs „Ninotchka“, den eigentlich unverfilmbaren und sehr kurzen Rilke-Text für den Film: Die abenteuerlichen und erotischen Handlungsstränge wurden ausgeschmückt und die Liebesaffäre den Moralbegriffen der Zeit angepaßt (die Gräfin wird zur Witwe). Auch Zeitbezüge bleiben nicht ausgespart: Der Krieg hat nichts Heroisches, die Gräfin darf ganz offen ihre Zweifel an der militärischen Lösung von Problemen zum Ausdruck bringen. Inmitten der Heimat- und Operettenfilme der Epoche war Reischs „Der Cornet“ ein zweifellos ambitioniertes Werk mit guten schauspielerischen Leistungen (insbesondere von Anita Björk als Gräfin), und sehr schön fotografiert vom schwedischen Kameramann Göran Strindberg, einem Vertreter ausgesprochen klassischer Bildkompositionen.
„Der Cornet“ 30.5. Martin-Gropius-Bau
Kunst und Technik zu einer neuen Einheit verschmelzen und die Lebensqualität der Arbeiter in der neugewonnenen Freiheit zu verbessern – diese Gedanken beseelten den Architekten Walter Gropius, als er nach dem ersten Weltkrieg in Weimar die Kunstgewerbeschule und die Akademie zusammenlegte und das Bauhaus schuf. Die Arbeit mit modernen Werkstoffen wie Stahl und Glas, sowie die Ausrichtung von Architektur und Design auf das Funktionale, ließen das Bauhaus schnell zum Synonym für die Moderne werden. In ihrem Dokumentarfilm „Bauhaus – Mythos der Moderne“ gehen Niels Bobrinker und Kerstin Stutterheim Geschichte und Wirkung der staatlichen Hochschule für Gestaltung nach, suchen Spuren in aller Welt (u.a. in Tel Aviv, Südafrika und Amerika) und lassen ehemalige Studenten des Bauhauses zu Wort kommen, die auch als über Neunzigjährige noch die Freude an Kreativität und Freiheit ihrer einstigen Wirkungsstätte vermitteln.
„Bauhaus – Mythos der Moderne“ 27.5.-2.6. in der Filmbühne am Steinplatz
Es ist schon ein Kreuz mit dem Kreuzzug: selbiger erweist sich als Pleite und König Richard Löwenherz als starrsinniger, kindsköpfiger Tyrann. Robin Hood und Little John zwackt es mittlerweile im Rücken, Maid Marian fühlt sich zur Äbtissin berufen, und auch der Sheriff von Nottingham wird langsam alt. Die Helden der guten alten Robin-Hood- Geschichte wirken müde und desillusioniert. Ihre Versuche, das Rad der Zeit zurückdrehen und noch einmal die tollen Abenteuer ihrer Jugend erleben zu wollen, bergen – trotz komödiantischer Elemente – ein zwangsläufiges tragisches Scheitern in sich. Doch Richard Lesters „Robin und Marian“ ist auch eine romantische Liebesgeschichte, mit einer emanzipierten Marian (Audrey Hepburn), die dem simpel gestrickten Robin (Sean Connery) ordentlich Kontra zu geben weiß. Ein schöner Abschluß der kleinen Filmreihe zu Ehren von Audrey Hepburn, die Anfang Mai siebzig Jahre alt geworden wäre.
„Robin und Marian“ 27.5., 2.6. im Filmkunsthaus Babylon
Lars Penning
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