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■ Filmstarts à la carteDer unglaublich wichtige Künstler

Ob man an einen Symbolgehalt seiner Werke glaubt, einfach deren ästhetische Qualität bewundert oder das Ganze für gigantischen Humbug hält – das Spektakuläre an Christos Aktionen kann niemand bestreiten. Vor allem aber zwingen seine Installationen Menschen, die sich vielleicht nie zuvor Gedanken darüber gemacht haben, zur Auseinandersetzung mit dem Thema Kunst.

Dokumentiert wurden viele Projekte Christos von den amerikanischen Filmemachern Albert und David Masyles, Vertretern eines „direct cinema“: Kamera und Ton sind „unauffällig“ immer dabei, die „Story“ des Films ergibt sich oft erst beim Schnitt, auf einen Kommentar wird bewußt verzichtet. „Umbrellas“, nach Davids Tod von Albert Maysles in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Henry Corra und dem Cutter Grahame Weinbren gedreht, handelt – wie es der Titel bereits verrät – von Christos „Schirm“-Aktion: Im Herbst 1991 ließ der Künstler in Japan und den USA tausende riesiger Schirme aufstellen; blaue im Land der aufgehenden Sonne, gelbe in Kalifornien.

Maysles Film setzt mit der Überzeugungsarbeit ein, die Christo und seine Frau Jeanne- Claude bei jeder ihrer Aktionen im Vorfeld zu leisten haben (und die schon fast zum Kunstwerk dazugehört): Allein in Japan mußten für das „Umbrellas“-Projekt Genehmigungen von 750 Landbesitzern eingeholt werden. Maysles gelingt es, die verschiendenen Mentalitäten zu verdeutlichen: Während sich die Japaner vor allem von der Ästhetik des Werks angesprochen fühlen, beeindruckt die Amerikaner eher der Pioniergeist des Künstlers. „Ganz schön mutig von diesem Typ, soviel Geld für etwas auszugeben, was noch nie zuvor gemacht wurde“, bemerkt einmal einer der amerikanischen Landbesitzer.

In der Hauptsache zeigt „Umbrellas“ jedoch das Portrait eines Dr. Jekyll und Mr. Hyde der Kunst: Ist die Aktion erst einmal ins Rollen gekommen, verwandelt sich der sonst so liebenswürdige Christo in einen hektischen und zuweilen reichlich arroganten Besessenen, dem die besonnenere Gattin als notwendiges Korrektiv helfend zur Seite stehen muß. Gefragt, ob sie den Künstler nicht begrüßen wolle, traut sich eine freudliche Japanerin nicht an ihn heran: „Er sieht so furchtbar wichtig aus.“

Auf die Idee, Gertrud Kückelmann zu ehren, hätte eigentlich schon längst einmal jemand kommen können. Nun ist es soweit: Die Stiftung Deutsche Kinemathek veranstaltet am 6. und 7. Juni ein Symposium, auf dem neben Kückelmann mit Robert Graf und Hanns Lothar zweier weiterer ungewöhnlicher Schauspieler des Films der 50er Jahre gedacht wird.

Die übersprudelnde Fröhlichkeit, mit der die versierte Theaterschauspielerin Kückelmann seinerzeit eine jugendliche Frische und Natürlichkeit ins deutsche Kino einbrachte, die ihresgleichen sucht, ist auch in zwei ihrer besten Filme zu bewundern, die das Arsenal aus diesem Anlaß zeigt.

In „Die goldene Pest“, dem kritischen Blick des Exilheimkehrers John Brahm auf das Wirtschaftswunder-Deutschland der 50er Jahre, reüssiert sie auch als Sängerin (ihre Qualitäten als Ballerina in „Das tanzende Herz“ werden leider nicht gezeigt) und in Arthur Pohls „Die Spielbank- Affäre“ – dem DEFA-Blick auf den goldenen Westen – ist sie als naive Studentin zu sehen, die von Gangstern zur Geldwäsche im Casino mißbraucht wird.

„Die Spielbank-Affäre“, 7.6. im Arsenal

Lars Penning

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