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■ Filmstarts à la carteDer Schurke und der Komiker

Heute gilt es, eine Lanze zu brechen – oder besser: eine scharfe Klinge zu führen – für Basil Rathbone, einen der besten Schurkendarsteller des klassischen Hollywood. Er konnte kalt, gemein und hochmütig sein wie kaum ein anderer, und er besaß Eleganz, Stil und eine gewisse Noblesse – für die Rolle des niederträchtigen Adeligen war Rathbone geradezu prädestiniert. Nur seine übermächtige Liebe zum Theater und das „Typecasting“ Hollywoods verhinderten die vielleicht ganz große Starkarreiere in einer über 45 Jahre währenden Assoziation des Schauspielers mit der Filmindustrie. Dem Starstatus am nächsten kam er noch in Universals B-Filmreihe mit Abnteuern des Sherlock Holmes – den britischen Superdetektiv verkörperte Rathbone immerhin gleich 14 Mal.

Am überzeugendsten aber gestaltete er die Schufte in klassischen Swashbucklern wie „Captain Blood“, „The Adventures of Robin Hood“ und „The Mark of Zorro“, in denen er seiner Liebe zum Fechten frönen konnte. Im Kreuzen der Schwerter kam ihm von den Schauspielern der Traumfabrik niemand gleich – nur der Komiker Danny Kaye war ihm zu seinem Erstaunen in „Der Hofnarr“ (Regie: Melvin Frank und Norman Panama) ein mehr als ebenbürtiger Gegner. Und Kaye hatte zuvor noch nie eine Klinge angefaßt! Doch der Komiker besaß neben einem superben Bewegungs- und Imitationstalent das fotografische Gedächtnis: Man brauchte ihm nie etwas zweimal zu erklären.

„Plot wie got quite a lot“, singt Kaye bereits in der Titelsequenz des „Court Jester“ – ich werde mich daher hüten, die verwickelte Handlung hier wiedergeben zu wollen. Deshalb nur soviel: „Der Hofnarr“ ist weniger – wie oft behauptet – eine Parodie auf Ritterfilme, als vielmehr eine im Mittelalter spielende Komödie, die auf höchst amüsante Weise den verschiedenen Talenten des Danny Kaye – Sänger, Tänzer, Imitator und Grimassenschneider – gerecht wird.

Spezialität Kayes waren die zungenbrecherischen Wortspiele: Wie der Komiker beispielsweise den „The pellet with the poion's in the vessel with the pestle, the chalice from the palace has the bew that is true“ verdreht – das ist genial und müßte eigentlich selbst einer Trauergemeinde die Lachtränen in die Augen treiben. Und für die gute deutsche Fassung „Der Wein mit der Pille ist in dem Becher mit dem Fächer. Der Pokal mit dem Portal hat den Wein gut und rein“ sind auch Synchronautor und -sprecher ausnahmsweise einmal zu loben.

17./18.1. im Babylon Mitte

Und noche in Kostümfilm: Die Produktionen Alexander Kordas stachen stets durch eine besondere Üppigkeit der Ausstattung hervor – so auch der schöne „Scarlet Pimpernel“ (Regie: Harald Young), in dem Leslie Howard als britischer Aristokrat französische Adelige vor der Guillotine rettet. Eine Einstellung würdigt die genialen Bauten von Kordas Bruder Vincent in besonderem Maße: Da schwenkt eine hoch oben postierte Kamera langsam über den Richtplatz und gibt den Blick frei auf den Chor und die Strebepfeiler einer Kathedrale, sowie auf hunderte verwinkelter Gassen und windschiefer Häuser, die entfernt an die Bauten expressionistischer Stummfilme erinnern.

Lars Penning

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