■ Filmstarts à la carte: Die Rückkehr des unsichtbaren Horrorstars
Seine Karriere als Horrorstar begann gewissermaßen unsichtbar: In „The Invisible Man Returns“ (1940) ist das Gesicht des Vincent Price bestenfalls knapp eine Minute am Schluß zu sehen. Seine Rematerialisierung aus der Unsichtbarkeit – erst werden nur die Blutbahnen sichtbar, dann langsam der ganze Kopf – gehört allerdings zu den dramatischsten und eindrucksvollsten Entrées der Filmgeschichte und stellt eine Meisterleistung des Special-effect-Kameramanns John P. Fulton dar.
Ideengeber und Koautor des Scripts war im übrigen Kurt Siodmak, und wer die Rückkehr des Unsichtbaren bei der Retrospektive der Berlinale verpaßt haben sollte, kann sein Versäumnis dieser Tage im Arsenal-Kino wieder wettmachen.
Auch einem weiteren Emigranten sicherte „The Invisible Man Returns“ für eine Weile Arbeit und Brot: Regisseur Joe May war in den zwanziger Jahren Herrscher über das legendäre Studiogelände in Woltersdorf bei Berlin gewesen, wo er grandiose Monumentalfilme wie „Das indische Grabmal“ inszeniert hatte, ehe er wie Siodmak 1933 als Jude vor den Nazis flüchten mußte. In Hollywood konnte er sich jedoch nie durchsetzen und geriet später in bittere Not. Kein Wunder also, daß die Erfahrungen der Emigranten mit den Nazis Eingang in ihre Arbeit fanden: Die größenwahnsinnigen Allmachtsphantasien, die der Unsichtbare als Nebenwirkung der farbabsorbierenden Wunderdroge entwickelt, tragen deutlich faschistische Züge.
11.3. im Arsenal
Unter dem Titel „Kino in der 1. Person Singular“ stellt das Zeughauskino in diesem Monat eine Reihe von Filmen vor, in denen sich die Regisseure und Regisseurinnen als Person selbst einbezogen haben. Als Interviewer ist Marcel Ophuls in seinen Dokumentarfilmen stets auch vor der Kamera zu sehen gewesen, wobei er Leuten, die ihm allzu offensichtlich irgendeinen Mist erzählen, mit seiner ironischen Art besonders zusetzt. In „Novembertage – Wege und Stimmen“ (1990) bekommen das besonders Egon Krenz, Markus Wolf und Walter Momper zu spüren, mit denen Ophuls über die Vorgänge der Maueröffnung und die Zukunftsperspektiven eines vereinigten Deutschlands spricht. Deutlich spürbar werden dagegen Ophuls Sympathien für den Mann und die Frau von der Straße und das fröhliche Fest, das die Menschen nach dem Wegfall der Grenze feierten. Da kommt für den Filmemacher dann auch schon einmal die Frage auf, ob Freiheit nicht auch etwas mit Erotik zu tun hat.
Die schönsten Szenen des Films entstehen allerdings aus der Begegnung Ophuls mit Heiner Müller, der dem Regisseur in Sachen Scharfsinn und Ironie in nichts nachsteht und einige erstklassige Anekdoten zum besten gibt.
Die Eingeborenen Australiens und Neuseelands hat Frank Sputh 1993 bei einem „Sacred Run“ durch ihre Länder mit der Kamera begleitet. Und wie stets am „Jour fixe“ des Dokumentarfilms in der Filmbühne am Steinplatz wird der Regisseur im Anschluß an die Vorführung seiner Videoproduktion „Heiliger Lauf durch heiliges Land“ dem Publikum für eine Diskussion zur Verfügung stehen und über seine Intentionen Auskunft geben.
9.3. in der Filmbühne am Steinplatz Lars Penning
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