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Filmothek beginnt mit Pasolini

 ■ V O R L A U F

(„Evangelium nach Matthäus“, Italien 1964, DFF 2, morgen, 20 Uhr) Der deutsche Fernsehfunk wird morgen abend eine Reihe wiederbeleben, die sich dem künstlerisch anspruchsvollen Film verpflichtet fühlt: die Filmothek. Im Wochenabstand werden Filme gezeigt, die durch ihre ungewöhnlichen Geschichten und ihre eigenwillige Umsetzung Bedeutung erlangten.

Den Anfang setzt Pier Paolo Pasolini. Um ihn, den gehaßten und geliebten, verachteten und gefürchteten italienischen Schriftsteller und Filmemacher, hatte sich das Fernsehen lange vor politischen Veränderungen verdient gemacht. Morgen abend zeigt es nach Pasolinis Selbstverständnis einen Höhepunkt seines Schaffens, die Verfilmung des Neuen Testaments Evangelium nach Matthäus. Mit diesem Film definierte sich Pasolini als einen Künstler, der zwischen den scheinbar widersprüchlichen Polen des Katholizismus und des Marxismus, die Italien so sehr bestimmten, eingespannt war. So ist Pasolinis Jesus ein Befreier der armen und geknechteten Menschen, ein Kämpfer für soziale Gerechtigkeit.

Aus diesen Intentionen konnte kein Film entstehen, der mit Hollywoods lauten spektakulären Bibel-Farb-Schinken etwas gemein hat. Pasolini setzte ganz auf die Anziehungskraft des Schwarz-Weiß-Films, benutzte ausschließlich Texte des Evangeliums und ließ in der kargen Landschaft von Sizilien und Kalabrien nur Laiendarsteller auftreten. Jesus wird von dem spanischen Studenten Enrique Irazoqui gespielt, Jesus‘ Mutter von der Mutter Pasolinis, Susanna Pasolini. Das bewirkt, daß dieser Film über einen großen Mythos die Wirklichkeit dokumentarisch widerspiegelt. Er erinnert an die besten Filme des Neorealismus.

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