Film "Die Reise des chinesischen Trommlers": Über diesen Gipfeln ist keine Ruh
Mönchisches Krachmachen in freier Natur: Kenneth Bis "Die Reise des chinesischen Trommlers" beginnt in der Unterwelt Hongkongs und führt in die Berge Taiwans.
Sid (Jaycee Chan, Sprössling von Jackie) ist Anfang zwanzig, lebt in Hongkong als Sohn des Triaden-Bosses Kwan (Tony Leung Ka Fai) und genießt das Leben in vollen Zügen. Zum Beispiel im Bett mit der Mätresse eines anderen bösen Triaden-Manns namens Stephen Ma (Kenneth Tsang). Sie werden in flagranti erwischt, und Sid muss noch froh sein, dass er mit dem Leben oder jedenfalls unverstümmelt davonkommt. Vor allem die Hände, die Stephen Ma will, braucht er noch, weil er nämlich ein Schlagzeuger ist. Mit den Drums hat es sich erst mal, denkt man, denn die Flucht vor dem Zorn des gehörnten Gangsters führt weit weg in eine andere Welt: nach Taiwan, in die Berge, ins Grüne.
Jedoch stellt sich heraus: Über diesen Gipfeln ist keineswegs Ruh. Eine Gruppe von Zen-Virtuosen hat sich hier zum mönchischen Trommeln im Freien versammelt, dargestellt wird sie von den die Welt und auch Deutschland schon auf Tourneen bereisenden Trommlerinnen und Trommlern des U-Theatre. Sid will mittun, versteht sich, und glaubt, dass er schon lange kann, was die anderen können. Zwar wird er aufgenommen, aber so schnell, wie er glaubt, geht hier nichts. Erst nämlich muss er Steine schleppen und andere niedere Dienste tun, wie man sie aus einschlägigen Shaolin-Filmen kennt. Außerdem muss er sich in die schöne junge Trommlerin Hong Dou (Angelica Lee) verlieben, die aber einen ganz anderen will und nicht kriegt.
Es fallen mehr Blicke als Worte, dann rutscht der Film leider vom viel versprechenden romantischen Gleis und sucht in der Folge höchst erwartbar Kontraste.Die zwischen Vater und Sohn, die zwischen hektischer Großstadt und zur Einkehr ladendem Land, die zwischen bloßem Haudrauf-Getrommel und spirituellem Paukenschlag. Die Reise, von der der Titel spricht, ist denn eine innere mehr noch als die äußere von Hongkong nach Taiwan. Aus einem der Welt allzu sehr zugewandten soll ein fürs Geistige offener junger Mann werden.
Jungregisseur Kenneth Bi, auch für das Drehbuch verantwortlich, meint das alles sehr gut und inszeniert es mit gezielt gesetzten harten Wechseln zwischen Schauplätzen und Genres handwerklich auch gekonnt. Sehr viel mehr als Trommel-Buddhismus für Anfänger kommt dennoch nicht raus dabei. Zu simpel die Botschaft, zu leer die schönen Bilder, zu holzschnittartig die Konflikte und zu säuberlich die Lösungen, die der Film findet.
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