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Fernverkehr der BahnICE bekommt Konkurrenz

Die Kölner MSM-Gruppe plant täglich drei Fahrten von Köln nach Berlin und Hamburg ab Ende 2012. Die Verbindungen sollen länger dauern als mit dem ICE, aber billiger sein.

ICE, ICE, Baby: Bisher gab es im Fernverkehr der Bahn nicht viel Rivalität. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Deutsche Bahn AG soll erstmals in Deutschland auf einer langen ICE-Strecke Konkurrenz im Fernverkehr bekommen. Das Kölner Touristik- und Eventunternehmen MSM plant auf den viel genutzten Strecken Köln-Berlin und Köln-Hamburg ab Ende 2012 einen Linienverkehr. Die Nutzung der Schienentrassen sei bereits bei der DB Netz AG beantragt, sagte MSM-Chef Niko Maegde der taz.

Die DB Netz ist die Infrastrukturtochter der Deutschen Bahn, die zur Unparteilichkeit bei der Trassenvergabe verpflichtet ist. Bislang organisiert MSM touristische Bahnreisen - etwa Partyzüge an die Nordsee oder zum Münchener Oktoberfest. Im Winter geht es im Regelverkehr wöchentlich von Hamburg über Köln in die Skigebiete Österreichs.

Die MSM-Gruppe will zunächst jeweils drei Hin- und Rückfahrten täglich anbieten. Die Züge, die das Unternehmen anmietet, sollen Intercity-Niveau haben und in Hannover geteilt werden. Ein Teil fährt nach Hamburg, der andere nach Berlin. Besonderer Clou in Berlin: Die MSM-Züge sollen auf dem Bahnhof Zoologischer Garten halten, der für die Westberliner Innenstadt zentral liegt. Die DB hatte diesen Bahnhof vom Fernverkehr abgehängt, um den neuen Hauptbahnhof besser auszulasten, der nahe dem Regierungsviertel etwas abseits im Niemandsland der alten Mauer liegt und noch nicht ans U- und Straßenbahnnetz angebunden ist.

Für die Strecke von Köln nach Berlin plant MSM eine Fahrzeit von rund viereinhalb Stunden. Damit wären die Züge kaum langsamer als die ICEs der Deutschen Bahn. Der Fahrpreis werde unter dem DB-Normaltarif liegen, so MSM-Chef Maegde. Der Preis solle aber flexibel sein.

Die Bahn reagierte gelassen auf die MSM-Pläne. "Wir sind Wettbewerb gewohnt, sowohl im Fern- als auch im Nahverkehr", sagte ein Bahnsprecher der taz. Die Bahn werde sich das Projekt in Ruhe anschauen.

Bislang herrscht allerdings im Fernverkehr der Bahn nur wenig Konkurrenz. Eine Ausnahme ist der Interconnex, der von Leipzig über Berlin nach Rostock fährt. Auch einen Nachtzug von Berlin nach Malmö gibt es.

Problematisch für Konkurrenten sind vor allem hohe finanzielle Risiken. So müssen teure Züge gekauft beziehungsweise gemietet werden. Zudem können Konkurrenten nur alle fünf Jahre bei der DB-Netz-Linien anmelden, und diese Linien müssen dann auch fünf Jahre lang betrieben werden.

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3 Kommentare

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  • AM
    Andreas Möller

    Die MSM-Gruppe sollte sich auch mal überlegen, nicht nur Rosinenpickerei zu betreiben, sondern auch in die Fläche zu gehen. So könnte sie doch neben den erwähnten Zügen Köln-Berlin etwa auch interregionale Fernverbindungen wie Aachen-Mönchengladbach-Krefeld-Duisburg-Gelsenkirchen-Dortmund-Paderborn-Hameln-Braunschweig-Magdeburg-Berlin anbieten. Das geht aber nur, wenn der Bund das Geld nicht für sinnlose Projekte wie Stuttgart 21 hinauswirft, sondern es stattdessen für die Bestellung solcher "Interregio"-Züge verwendet.

  • ML
    mr l.

    es wird auch wirklich zeit, dass dieses monopol der bahn gebrochen wird. wobei aber auch hier wieder böse hürden für die vermeintliche konkurrenz geschaffen wird. warum kann man nur alle fünf jahre strecken anmelden und muß diese dann auch fünf jahre betrieben werden? das könnte man doch auch auf einen einjährigen rhythmus verkürzen. hier wird ein staatsunternehmen auf teufel-komm-raus geschützt. dabei täte konkurrenz der bahn gut. ich bin benutzer der öffentlichen verkehrsmittel und bin immer wieder der willkür der db ausgesetzt. und da habe ich im laufe der jahre ein stattliches sammelsurium an haarsträubenden geschichten erlebt, die hier den platz sprengen würden. jeder privatwirtschaftliche laden wäre schon lange pleite, aber die bahn darf das ja, politisch geschützt. es ist halt wie ini fast allen öffentlichen bereichen. du zahlst für einen daimler und bekommst einen golf. und immer öfter auch nur noch ein bobbycar. und das wird uns dann noch als förderung der wirtschaft verkauft. schließlich läuft der laden vom bobbycar-hersteller wie geschmiert ;-)

    liebe taz, wie wäre es denn mal mit einer bundesweiten langzeitstudie zur bahn? schließlich ist mobilität eines der wichtigsten dinge heutzutage. nur mit DER bahn unmöglich...

  • T
    teltowlle

    Der Zug nach Malmö ist keine Konkurrenz, weil die DB selber weder dorthin noch in unmittelbare Nähe einen Nachtzug anbietet.