piwik no script img

Fernsehen satt für die Welt

■ Am 1. April nimmt 3sat in Bremen das Programm auf / Zum Einstieg eine Woche bremische Impressionen / Bürgerschaft setzt auf die öffentlich-rechtlichen Sender

3sat ist der öffentlich rechtliche Satellitensender von ZDF, dem österreichischen ORF und dem Schweizer Fernsehen, der SRG. Ab 1. April beginnt für das Sende-Triumvirat ein neues Zeitalter: Die Bremer Bürgerschaft hat beschlossen, an 3sat die vorläufig letzte offene Frequenz zu vergeben. Damit ist der Sender ab 1. April in Bremen über die normale Hausantenne zu empfangen: Eine Premiere für das bisher reine Ka

belprogramm 3sat.

Die Macher des nunmehr sechsten Bremer Programmes geben sich selbstbewußt: „Wir sind von Tel Aviv bis Rejkjavik, von Portugal bis Finnland zu erreichen. Wir machen Fernsehen für die Welt.“ Ermöglicht wird dieses Breitba ndfernsehen durch zwei Verteilersatelliten: „Wir sitzen sowohl auf dem West als auch dem Ostbeam.“

Bremen für die Welt also und das in der ersten Woche mit einer Vielzahl hansestädtischer Impressionen. Das Programm wird eröffnet mit einer Live-Sendung vom Marktplatz. Zu erwarten sind InterviewpartnerInnen, bunte Beiträge und maritime Klänge. Es folgt am selben Abend eine „Aspekte -extra„-Sendung mit Reportagen über die „vielfältigen kulturellen Aktivitäten und Besonderheiten der Hansestadt“, über die Böttcherstraße und Worpswede, das bei 3sat immer noch als Künstlerkolonie läuft, über das Bremer Theater und andere hansestädtische Highlights.

Auch die weiteren Sendungen, die in der ersten Sendewoche jeweils vor und nach den „Heute„-Nachrichten laufen sollen, deuten auf eine ehrenwerte, aber eher betuliche Berichterstattung hin. Themen werden das Schaffer

mahl, die japanische Schule, das Bremerhavener Aquarium und die Altstadt sein, jeweils angereichert durch diverse GesprächspartnerInnen aus der Stadt. Solch hübsche Bilder kann man auf Video fürs Heimat-Archiv aufnehmen. Etwas dichter am Puls der Zeit sind die „Bilder aus Deutschland“, die zweimal als reine Bremensien ausgestrahlt werden und sich unter anderem mit Bremens Wegen aus der wirtschaftlichen

Strukturkrise und mit der Roland-Entnazifizierung beschäftigen sollen.

„Buten&Binnen“ braucht bestimmt keine Konkurrenz zu fürchten. Trotzdem ist 3sat sicher einer der weniger unangenehmen Satellitensender. Er zeigt keine „Mini-Maxe“, „Jeannies“ oder „Rin Tin Tins“ um die Kinder vom Spielen abzuhalten, bringt stattdessen eine Kinder -Nachrichtensendung, die politische Themen einfach aufbereitet. Er kommt ohne Werbung aus. Er hat einen eindeutig kulturellen Schwerpunkt, bietet Kost jenseits der TV-Hauptstraßen: Theater, Oper und Ballett, features und Dokumentationen - und eine Börsensendung.

Die werden offensichtlich immer populärer , denn sat 1 informiert längst intensiv über Wertpapier-Kurse, und demnächst wird auch das ARD aus Frankfurt über dieses Gesellschaftsspiel der Endachtziger berichten.

Gedulden müssen sich die Bremerhavener, denn wegen technischer Schwierigkeiten wird dort das neue Programm noch 14 Tage auf sich warten lassen. Aber dann hat unser tägliches Fernseh-Leben seine Ordnung: fünfmal öffentlich -rechtlich, einmal privat - sechs Programme. FWG

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen