Fernsehen in Bremen: Wedemeiers TV-Geschäfte
Der Alt-Bürgermeister und sein Sohn spielten eine moralisch fragwürdige, rechtlich aber einwandfreie Rolle beim Aufbau eines Regionalsenders.
Es war Sieg auf ganzer Linie, den Alt-Bürgermeister Klaus Wedemeier (SPD) und sein Sohn Maik gestern beim Oberlandesgericht davontrugen. Rein juristisch betrachtet. Moralisch war es eine klare Niederlage.
Es geht dabei um die Frage, ob die beiden mit gezinkten Karten spielten, als Bremen vor inzwischen drei Jahren ein Regionalfernsehen namens "Center.TV" bekam. Die Wedemeiers haben für den Sender nicht nur die drei wichtigsten Geldgeber beschafft - die Sparkasse, die EWE Tel und Niels Stolbergs Reederei Beluga Shipping - sondern auch das Konzept mit ausgearbeitet. Und zwar als "We2 Wedemeier PartPlus GmbH", die des Alt-Bürgermeisters gute Kontakte in Wirtschaft und Politik vermarktet. Zudem ist Wedemeier junior der Geschäftsführende Gesellschafter von Center.TV in Bremen und Bremerhaven und an dem Sender mit 21,6 Prozent beteiligt.
Die Idee für ein solches Regionalfernsehen zuerst gehabt haben will indes Christofer Sebald mit seiner Firma "4youTV". Auch er hat einst mit den Wedemeiers verhandelt. Sie seien an dem Projekt "sehr interessiert", schrieben sie im Sommer 2005 an Sebald, und dass sie überlegten, sich mit eigenem Kapital an dem neuen Sender zu beteiligen. Wenig später haben sie die Zusammenarbeit aufgekündigt. Und, so sagt es Sebald, erklärt, dass keiner der drei potenziellen Groß-Investoren Interesse gezeigt habe. Wenig später finanzieren eben jene mit Wedemeiers Hilfe ein ähnliches Fernsehprogramm. "Als Herr Wedemeier uns sein Konzept für Center.TV vorgelegt hat, waren wir sofort von seiner Idee überzeugt", wird Volker Diebels von EWE Tel auf der Center.TV-Homepage zitiert. Realisiert wurde es zusammen mit der Center.TV-Holding des Fernsehproduzenten Andre Zalbertus, die ansonsten in mehreren Städten Nordrhein-Westfalens und bald auch in Singapur aktiv ist. Zalbertus ist mittlerweile ausgestiegen - der Weser-Kurier übernahm seine Anteile.
Sebald hat die Wedemeiers auf Schadensersatz verklagt, alles in allem fordert er 4,5 Millionen Euro. Vor dem Landgericht ist er damit abgeblitzt, und in zweiter Instanz waren ihre Aussichten so schlecht, dass er die Klage schließlich zurück zog, ehe ein Urteil gegen ihn fiel. Sebald habe "keine Ansprüche", sagt Richter Detlev Blum unmissverständlich, weil: "Die Idee allein ist nicht schützenswert."
Und überhaupt: Das Regional-TV, was Sebald plante, sei "Daddelfernsehen", sagt Blum - oder, wie man es heute nennt: "interaktives" Fernsehen mit vielen "Call In-Shows", die per Anruf Geld verdienen. Der Regionalbezug, so der Richter, sei dabei nur "ein Vehikel" gewesen, um ins Geschäft zu kommen. Center.TV aber mache in Bremen 18 Stunden pro Tag "echtes Regionalfernsehen" und nur vier Stunden lang Homeshopping-Programm. "Das ist etwas grundlegend anderes."
Am Ende, sagt Blum, sei es eben einfach "schlecht gelaufen" für Sebald. Wedemeiers Kooperation mit Center.TV sei rechtlich nicht zu beanstanden. Zwar sei solch ein Geschäftsgebahren "relativ unfair" und auch "eher unanständig". Aber: "Die Empörung trägt keinen Schadensersatz", sagt Blum, auch "unlauteren Wettbewerb" mag er hier nicht erkennen. Und überhaupt sei das Oberlandesgericht nicht der Ort für eine "Moralzensur".
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