Ferienflieger Condor: Air-Berlin-Chef redet vor allem wolkig
Die Condor-Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs, wenn Air Berlin sich einkauft. Auf der Betriebsversammlung gab es keine beruhigenden Antworten.
BREMEN taz Der Satz sollte die Mitarbeiter beruhigen: "Die Ferienfluglinie Condor soll eigenständig bleiben" - unter dem Dach des Air-Berlin-Konzerns. Das betonte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold auf einer Condor-Betriebsversammlung am Mittwoch in Kelsterbach. Die einstige Lufthansa-Tochter soll 2009 von Air Berlin übernommen werden, viele Beschäftigte fürchten deshalb um ihre Arbeitsplätze.
Thoma Middelhoff, der Vorsitzende des Condor-Haupteigentümers Arcandor (ehemals Karstadt Quelle), so erzählen es Teilnehmer später, hat von einer "dramatischen Chance" für den Verbund, zur "zweitgrößte Airline Europas zu werden", gesprochen. An der Betriebsversammlung nahmen mehrere hundert Beschäftigte teil, Pressevertreter waren nicht zugelassen.
Doch auch nach den Reden von Middelhoff und Hunold bleibt die Belegschaft äußerst skeptisch. "Viele Beschäftigte haben nach den konkreten Auswirkungen für ihren Standort gefragt, aber nie eine Antwort bekommen. Das war den Herrschaften anscheinend zu kleinteilig", sagt Joachim Müller, Leiter Tarifpolitik und Recht der Kabinengewerkschaft UFO, verärgert. Und eine langjährige Condor-Flugbegleiterin meint: "Da kommen auf jeden Fall heftige Sachen auf uns zu."
Hunold habe offen gelassen, wie seine Konzernstruktur betrieblich ausgestaltet werde. Diese Zurückhaltung dürfte mit dem laufenden Prüfverfahren des Bundeskartellamts zusammenhängen. Die beteiligten Unternehmen erwarten eine Entscheidung des Kartellamts bis Ende Januar. Die neue Gruppe, zu der seit August auch die Düsseldorfer LTU gehört, hätte auf einigen touristischen Langstrecken ein Monopol.
Ein Pilot warf Hunold auf der Betriebsversammlung vor, dass Air Berlin schon derzeit drei der insgesamt 27 LTU-Flugzeuge dem LTU-Personal entzogen habe. In diesen drei Maschinen wird künftig das deutlich günstigere Air-Berlin-Kabinenpersonal fliegen. "Das führt auf jeden Fall dazu, dass hier Leute wegrationalisiert werden", sagt UFO-Gewerkschafter Müller. Bis vor wenigen Tagen hatte es stets geheißen, lediglich Logos auf einigen Flugzeugen der LTU würden durch das Air-Berlin-Label ersetzt - die Belegschaft bliebe jedoch dieselbe.
Indes streiten sich die Airline-Manager um die Namensrechte an dem Ferienflieger Condor. Arcandor-Chef Middelhoff sprach am Mittwoch von einem Verkauf des Condor-Markennamens an die Lufthansa. Deren Vorsitzender Wolfgang Meyerhuber sagte jedoch am Donnerstag im Hessischen Rundfunk, er gehe davon aus, dass der Lufthansa die Namensrechte an Condor nach dem Verkauf an Air Berlin automatisch zufallen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Der Fall von Assad in Syrien
Eine Blamage für Putin