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Felix Lee über die geplatzten Fusionsgespräche bei Fiat und RenaultZukunft gescheitert

Die Sorge, die deutschen Autobauer könnten in Sachen Elektromobilität und autonomes Fahren die Zukunft verschlafen, ist berechtigt. Im Vergleich zur Konkurrenz in Fernost oder dem Silicon Valley haben Volkswagen, Daimler und BMW zu lange an Diesel- und Benzinfressern festgehalten und zu wenig auf umweltfreundlichere Technologien gesetzt. Noch sehr viel schlimmer ist es allerdings um die einstigen Auto-Größen aus Frankreich und Italien bestellt.

Am Donnerstag hat der Vorstand von Fiat Chrysler das Scheitern der Fusionspläne mit dem französischen Autobauer Renault bekannt gegeben. Gemeinsam wollten sie nach Volkswagen und Toyota zum drittgrößten Autokonzern der Welt aufsteigen. Doch nicht nur in der Stückzahl wollten die Franzosen und die Italiener punkten. Renault kooperiert mit Nissan und Mitsubishi. Im Vergleich zu den Europäern sind die japanischen Autobauer bei Hybrid und E-Technik sehr viel weiter. Vor allem Fiat hoffte, über eine Fusion mit dem einstigen Rivalen aus Frankreich könnte der italo-amerikanische Konzern vom japanischen Technologievorsprung profitieren und aufholen, was seine Ingenieure viele Jahre versäumt haben.

Dieses Kalkül ist nicht aufgegangen. Fiat gibt Frankreichs Regierung die Schuld. Sie ist mit 15 Prozent an Re­nault beteiligt und forderte eine Jobgarantie für die rund 120.000 Mitarbeiter. Renault wirft Fiat vor, zu viel zeitlichen Druck ausgeübt zu haben. Beide Gründe sind vorgeschoben.

Vielmehr wollte die Renault-Spitze ihre Entscheidung für eine Fusion davon abhängig machen, ob die Partner Nissan und Mitsubishi auch dabei sind. Doch genau das wollen die Japaner nicht. Die umwelttechnologischen und digitalen Umwälzungen in der Automobilbranche weltweit sind in vollem Gang. Nissan und Mitsubishi haben gar kein Interesse, ihre Technik an einen weiteren Autokonzern in Europa weiterzugeben.

Fiat Chrysler bleibt nichts anderes übrig, als die Versäumnisse der letzten Jahre aus eigener Kraft zu stemmen – oder dem Untergang entgegenzusehen.

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