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Felix Lee über das chinesisch-russische Militärmanöver „Wostok“Brüchige Allianz

Fast 300.000 Soldaten, 35.000 Panzer, über 1.000 Flugzeuge – darunter Jagdbomber und Kampfhubschrauber –, Drohnen im Einsatz und 80 Schiffe der Pazifik- und Nordmeerflotte – es handelt sich nach russischen Angaben um das größte Militärmanöver seit dem Zweiten Weltkrieg. Und mit dabei sind ausgerechnet auch die Chinesen. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass China und Russland gemeinsame Militärmanöver abhalten.

Und auch dieses Mal beteiligen sich die Chinesen mit im Verhältnis bescheidenen rund 3.000 Soldaten. Die bisherigen gemeinsamen Übungen beschränkten sich jedoch auf einzelne Anti-Terror-Übungen. Was die beiden Mächte mit diesem gemeinsamen Mega­manöver demonstrieren wollen, ist klar: ihre neue Eintracht gegen die US-Hegemonie im Asien-Pazifik-Raum. Und doch: Diese neue Eintracht sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Differenzen zwischen Moskau und Peking weiterhin sehr groß sind.

Zwar wendet sich Putin seit seinem Zerwürfnis mit dem Westen im Zuge der Krimkrise auffällig häufig an Peking. Putin und Xi treffen sich an diesem Donnerstag bereits das dritte Mal in diesem Jahr. Und auch den Handel haben die beiden Nachbarn in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet.

Der Neid der Russen auf die Chinesen sitzt jedoch nach wie vor tief. Wirtschaftlich haben es die Russen all die Jahrzehnte nicht geschafft, mit Chinas boomender Wirtschaft auch nur annähernd gleichzuziehen. Die Chinesen wiederum scheren sich recht wenig um Völkerverständigung, sondern haben es allein auf die reichhaltigen Rohstoffe Russlands abgesehen. Vor allem aber Chinas Projekt der „Neuen Seidenstraße“ – ein gigantisches Infrastrukturprogramm, das China, Zentralasien und Europa auf dem Landweg verbinden soll – ist Moskau ein Dorn im Auge.

Längst warnen auch chinesische Politologen: Wenn China in Zentralasien mit der Seidenstraßen-Initiative zu forsch auftritt, könnte es mit der chinesisch-russischen Allianz rasch wieder vorbei sein. Heißt: Bei den nächsten Manövern wären die Waffen wieder aufeinander gerichtet.

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