berliner szenen: Feldenkrais macht clever
Paket kommt heute“, steht auf dem Bildschirm. Ich atme auf, denn die letzten fünf Tage stand da immer nur was von wegen Unstimmigkeit in der Empfängeradresse und dass mein Paket deswegen rumliegt, zwar schon in Berlin, aber im Verteilerzentrum statt bei mir. Bei mir würde es auch nicht rumliegen; ich würde es aufreißen in der Sekunde, in der ich es kriege. Denn im Paket ist Katzenfutter und das alte ist alle und das Ersatzfutter wollen die Katzen nicht. So ganz und gar nicht. Sie fressen nicht, sie gehen nicht aufs Klo, sie meckern pausenlos, sie nehmen ab. Ein bisschen abnehmen sollten sie auch, find ich, aber so richtig gut ist das alles trotzdem nicht.
Aber jetzt kommt das Paket ja. Nur: „Zwischen 13 und 14 Uhr“. Und da hab ich Feldenkrais und da muss ich auch hin, ganz unbedingt, denn ich hab wegen dem ganzen Paket-und-Futter-Stress schon voll schlechte Laune. Und Feldenkrais macht schlechte Laune zu guter, bei mir jedenfalls. Also klapp ich den Laptop zu, gleich nach dem Kurs dann wieder auf.
„Paket zugestellt“, les ich. „Bei: Juschka“. Ich stutze. Bei mir? Können die Katzen jetzt schon Türsummer drücken, Schlüssel drehen? Würd mich nicht wundern, in Notfällen schaffen ja auch Menschen unglaubliche Dinge. Aber dann seh ich ein PS gleich hinter meinem Namen: „PS: 83“. Ein Postskriptum für mich, ein Rätsel vom Boten! Also rätsle ich, „PS“ ist „Paketshop“, nur was soll das „83“? Nummer des Shops?’ne Hausnummer ist es, finde ich schließlich raus und die Straße für die Nummer gleich mit. Ich glaub, Feldenkrais macht nicht nur voll gute Laune, sondern auch clever.
Und dann radele ich los zu PS 83, dann mit dem Paket nach Hause, damit auch die Katzen wieder gute Laune haben. Vom Futter, denn zu Feldenkrais dürfen die nicht mit. Schade eigentlich.
Joey Juschka
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