Federer verliert in Wimbledon: Nadal schlägt den ewigen Champion
Federer wollte einen neuen Rekord aufstellen und sechs Mal in Folge Wimbledon gewinnen. Doch Nadal trotzte Federer den Titel in einem erbitterten Fight ab.
LONDON dpa Mit grimmiger Miene, aber der Größe eines Gentleman ertrug der entthronte Champion Roger Federer seine erste Pleite nach 65 Rasen-Siegen in Serie gegen seinen Dauerrivalen Nadal. Damit musste er den Traum begraben, als erster Tennisprofi sechsmal in Serie die All England Championships zu gewinnen. Kleiner Trost: Federer bleibt Weltranglisten-Erster - und das schon seit 232 Wochen.
Rafael Nadal beendete die Wimbledon-Regentschaft Federer mit einem entschlossenen Spiel. Wie ein Wirbelwind im stürmischen London fegte der Spanier am Sonntag zweieinhalb Sätze lang über den "Heiligen Rasen", ehe Federer noch einmal zurück ins Spiel kam. Zwei Regenpausen und weitere zweieinhalb Sätze später hatte Nadal den Schweizer niedergerungen - mit 6:4, 6:4, 6:7, 6:7, 9:7. Überwältigt sank der 22jährige rücklings ins Gras, rannte dann mit Tränen in den Augen zu seiner Familie und bedankte sich auch noch bei Kronprinz Felipe und dessen Frau Letizia.
"Es ist nicht zu glauben. Das ist ein Traum, hier zu gewinnen", sagte Nadal, nachdem er den Pokal in Empfang genommen hatte. "Roger hat unglaublich gekämpft. Er ist die Nummer eins und bleibt für mich auch der Beste." Auch Federer standen Tränen in den Augen. "Ich habe alles versucht", sagte er schließlich.
Mit seiner peitschenden Vorhand, dem stark verbesserten Aufschlag und der Gabe, unmögliche Bälle zu kontrollieren, machte Nadal der Dominanz Federers ein Ende. Dabei hatte Federer gut dagegen gehalten. Vor allem nach der Regenpause im dritten Satz bei eigener 5:4-Führung kämpfte er wie ein Löwe. Mühsam holte Federer sich den Tiebreak und machte es im vierten Satz noch einmal genauso spannend.
Nach zwei abgewehrten Matchbällen ballte der 26jährige Federer die Faust und hüpfte nach dem Satzausgleich erleichtert in die Luft. Nadal war geschockt und mobilisierte seine letzten Kräfte - körperlich und geistig. Mit Erfolg, denn nach einer neuerlichen Regenpause beim Stand von 2:2 im entscheidenden fünften Satz hatte er die stärkeren Nerven.
Als erster Profi überhaupt schaffte Nadal damit nach seinem vierten Erfolg bei den French Open und dem ersten Rasen-Titel in Queens auch den Sieg in Wimbledon. Das ist außer ihm nur dem legendären Rod Laver gelungen - aber nicht im selben Jahr. In den beiden Vorjahren hatte Nadal im Endspiel noch gegen Federer verloren.
Was hinter Nadals Knieblessur steckte, die ihn im dritten Satz zu einer Behandlungspause zwang, blieb sein Geheimnis. Die wie üblich weiß bandagierten Patellasehnen waren kein Problem, wie er erklärte. "Das ist nur zur Vorsicht."
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