: Fast ortlos
■ Luries Lizards in Berlin. Ein Dokumentarfilm im Panorama
Irgendwie habe ich mit den Lounge Lizards Pech gehabt: Vor zwei oder drei Jahren fiel ihr Vorspiel in Hamburg so müde aus, daß ich mir den Bericht darüber getrost sparen konnte. Im letzten Jahr, unter den mehrfachen Augen einer Filmcrew im Berliner Quartier Latin, liefen die coolen Echsen unter Leitung des permanent fast unmerklich grinsenden John Lurie zu großer Form auf: etwas von Santana meets Ornette Coleman. Garret Linns Mitschnitt des Konzerts war also ein bißchen wie Nachsitzen; dafür allerdings recht erfreulich.
Die Lounge Lizards leisten genau das, was eine größere Combo oder kleinste Bigband zustande bringt, wenn das Repertoire frisch gehalten wird und — bei klarer Führung — die Querverständigung (etwa vom Schlagzeug zu den Percussions) bis ins Detail funktioniert. Das technisch hochgerüstete Ensemble — der Sound ist äußerst klar, geflochten, fast ortlos — agiert vor einem Designerset von fünf farbigen Dreiecken, die in den Schwenks der Kameras als leuchtende Flächen auftauchen; und die Köpfe, vor allem der Bläser, werden vor dem Schwarz des Bühnenraums in Szene gesetzt. Nicht immer ist die Schärfe optimal; und auch die Farbkorrekturen waren noch nicht gemacht.
Überhaupt ließen die Umstände zu wünschen übrig. Für die Vorführung hatten auch die Journalisten sich Karten besorgen müssen, was hier (und auch anderswo) dazu führte, daß vierzig oder fünfzig Plätze freiblieben: man holt sich gewiß Karten und kommt vielleicht. Leider ist das Management des Ateliers am Zoo zu borniert, um dann andere Wartende hineinzulassen. Der elfminütige Vorfilm (Gary Goldberg: Usher) war ein unerträglicher Langweiler, und als der Konzertfilm endlich anlief, lag er verkehrtherum auf der Rolle und mußte umgespult werden. In der Zwischenzeit stellte ein Berlinalemoderator den erst 25jährigen Regisseur Garret Linn vor. Mehrmals wurde um Licht gebeten. Vergeblich. uez
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