Fast-Explosion: Aus der Wohnung eine Bombe gemacht
Der Mann, der am Freitag ein Haus am Helmholtzplatz in die Luft sprengen wollte, ist weiter auf der Flucht. Zuletzt wurde er in Hamburg gesehen. Eine Gasexplosion in dem Haus in der Dunckerstraße war nur durch Zufall ausgeblieben.
Die Polizei fahndet weiter nach einem 36-jährigen Mann, der am Freitag in einer Wohnung in der Dunckerstraße 13 in Prenzlauer Berg eine Gasleitung manipuliert haben soll. Am Samstag hielt sich der gesuchte Michael S. nach Erkenntnissen der Berliner Mordkommission in Hamburg auf, wo Personenfahnder des Hamburger Landeskriminalamts (LKA) die Suche weiterhin fortsetzen.
Der 1,85 Meter große Mann soll mit einem Beil bewaffnet sein, mit dem er nach Polizeiangaben am Freitagmorgen auf einen Bekannten losgegangen ist. S. wird versuchter Mord in mehreren Fällen vorgeworfen. Nähere Einzelheiten zu der Fahndung wollte die Polizei nach Angaben eines Sprechers aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen am Sonntag nicht mitteilen.
Die Anwohner des Prenzlauer Berger Mietshauses waren am Freitag nur mit viel Glück einer Katastrophe entgangen. Bewohner des Nachbarhauses hatten gegen 2.30 Uhr Gas gerochen und die Feuerwehr alarmiert. Die schloss zunächst den Gashahn des falschen Hauses.
Gegen 6 Uhr meldeten Bewohner des eigentlich betroffenen Hauses ebenfalls Gasgeruch. Diesmal fanden die Feuerwehrleute die Quelle: Michael S., Mieter im Seitenflügel, hatte offensichtlich die Gasleitung und eine Glühbirne in seiner 2-Zimmer-Wohnung so manipuliert, dass es zu einer Explosion kommen sollte. Außerdem hatte S. die Wohnungstür verschraubt und unter Strom gesetzt. Anschließend muss er seine Wohnung im dritten Obergeschoss über den Balkon verlassen haben.
Dass es nicht zur Explosion kam, lag nur daran, dass S. vor seiner Flucht vergessen hatte, ein Oberlicht zu schließen. Dadurch reichte die Gaskonzentration in der Wohnung nicht für eine Entzündung aus.
Die Feuerwehrleute gelangten unversehrt in die Wohnung, indem sie den Strom leitenden Türknauf nur mit dicken Handschuhen berührten. Anschließend sicherten sie die Wohnung, und Techniker reparierten das Leck in der Gasleitung. Nach Angaben der Polizei bestand akute Lebensgefahr für die Anwohner des Hauses. Vor knapp zehn Jahren waren in Steglitz durch manipulierte Gasleitungen bei einer Explosion sieben Menschen tödlich verletzt worden.
Hintergrund der Tat am Freitag könnten persönliche Probleme sein. Michael S. ist im Haus offensichtlich bereits mehrfach durch aggressives Verhalten aufgefallen. Vor acht Monaten hat er Möbel aus seinem Fenster in den Innenhof geworfen. Außerdem traf und stritt sich S. häufig mit Trinkern auf dem Helmholtzplatz. Die Polizei hatte bereits früher gegen ihn wegen Sachbeschädigung, Diebstahl und Körperverletzung ermittelt.
Offensichtlich waren S. die Folgen seiner Tat nicht ganz gleichgültig: Dem Mieter unter ihm hatte er vor seiner Flucht geraten, mit seiner Frau ins Kino zu gehen, damit ihm nichts passiert. Nach Berichten der Berliner Zeitung hat S. zunächst in der Schliemannstraße gewohnt. Dort musste er wegen der Sanierung des Gebäudes ausziehen. Dies habe S. als eine Art von Zwangsräumung empfunden, sagen Nachbarn.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!