„Fassaden der Aquino-Demokratie sind brüchig“

Pastor Schmidt, der zwei Monate auf den Philippinen unter Arrest stand, sieht die Militärs als die geheimen Herrscher  ■ I N T E R V I E W

taz: Klaus, nach zwei Monaten Hausarrest, psychischem Druck, Vorverurteilungen und täglichem Zwang zu Auseinandersetzungen mit neuen Beschuldigungen, zurück in Deutschland, steht dir da der Sinn noch nach Öffentlichkeitsarbeit?

Klaus Schmidt: Ja, aus zwei Gründen. Erstens macht's Spaß, zweitens ist es wichtig, weil Toni Bosch noch gefährdet ist auf den Philippinen. Er ist zwar frei im Moment, aber eine Anklage ruht noch in der Schublade und ich möchte meine Hauptanstrengungen in den nächsten Tagen darauf konzentrieren, den Namen Toni Bosch bekanntzumachen. Öffentlichkeit und öffentlicher Druck im Verein natürlich mit diplomatischen Beziehungen hilft enorm.

Vor einigen Wochen sah es noch so aus, daß doch ein Prozeß gegen dich und deine beiden Begleiter eröffnet werden würde. Jetzt konntest du das Land verlassen. Was hat zu dieser Wende geführt?

Energische und hochrespektable diplomatische Arbeit, Stichwort Auswärtiges Amt, Deutsche Botschaft in Manila. Und zweitens gilt ganz herzlicher Dank auch der schon erwähnten Öffentlichkeit und Öffentlichkeitsarbeit vieler parlamentarischer und außerparlamentarischer, kirchlicher und anderer Freundinnen und Freunde und prominenter Persönlichkeiten in der Bundesrepublik.

Antonio Bosch ist in Gefahr. Was ist aus dem schwedischen Journalisten Stellan Hermansson geworden?

Er macht seine Parteiarbeit in Schweden, er macht Solidaritätsarbeit für die Philippinen, und es hat, so haben wir gehört, eine enorme Kampagne zur weiteren Rehabilitierung und Gerechtigkeit für Toni Bosch gegeben. Ich hoffe, daß wir das hier auch hinkriegen.

Philippinische Parlamentarier und Minister haben sich für eine schnelle Klärung der Vorwürfe eingesetzt. Wie erklärst du dir die lange Dauer des Verfahrens ungeachtet der Proteste aus der BRD und Skandinavien?

Das ist die politisch entscheidende Frage. Ich glaube, an unserem Beispiel ist wieder einmal deutlich geworden, daß die demokratische Fassade auf den Philippinen mehr als brüchig ist. Die reden da von neu restaurierter Demokratie, ich denke manchmal, das sind Neubauten, die immer wieder einzustürzen drohen und die zum Teil eingestürzt sind. Der Kern ist der: Das Militär sitzt - das ist Einschätzung erfahrener philippinischer und auch bundesdeutscher Leute in Manila - an allen entscheidenden Stellen und ist an allen Schalthebeln der Macht präsent, sei es direkt oder indirekt. Wir haben formal noch eine Demokratie auf den Philippinen, aber die geheimen Herrscher sind, wie zur Marcos-Zeit, die Militärs.

Interview: Uwe Höring