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■ QUERBILDERFarinelli

Rot bauscht sich der Samt hinter dem gerafften Linnen, die Korsage schnürt sich fein ums Dekolleté. Hart ist aber das Leben für die derben Leute und die kleinen Buben mit den unschuldigen Augen. Sie stecken zwischen Kirche und Drill und rohen Sitten in ihrem Plunderlook und müssen ans Überleben und an ihre Mannesehre denken. Gerard Corbiau hat tief in die barocke Requisitenkiste gegriffen. Wir sind im 18. Jahrhundert, in Italien, in der Geschichte von Carlo Broschi (Stefano Diosnisi), der später als der Sänger Farinelli bekannt werden wird. Als 10jähriger wird Carlo Broschi auf Geheiß seines Bruders Riccardo (Enrico Lo Verso) kastriert, um ihm seine Kompositionen zu Ruhm zu singen. Der Schnitt führt zu einer erfolgreichen Symbiose. Lange begleiten sich die beiden auf dem Weg über die Opernbühnen Europas. Sie teilen die musikalischen und erotische Abenteuer in artifizieller technischer Perfektion. Bis sich Farinelli von seinem Bruder abwendet. Ein Hohelied an die Kunst und die Macht der Stimme hätte Farinelli werden können. Denn die Verzückung, die Kastraten beim Publikum auslösten, ging über bloßes Amüsement hinaus. Erregung und Ohnmacht ist nur mit den Massenhysterien angesichts moderner Popstars vergleichbar. Das damalige Kunstideal bediente sich lediglich anderer Verstümmelungen als heute, um die mystische und erotische Faszination zu erreichen. Aber diesen Fragen dienen die opulenten Szenen nicht. Die Tafelgelage werden nicht genutzt, um im Zeitalter der Konversation auch nur einen ernstzunehmenden Dialog zu führen. Elsa Freese

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