piwik no script img

„Falsches Signal“

■ Strompreise sinken / Vahrenholt will der „Katastrophe“ mit Sonderfonds begegnen

Gut fürs Portemonnaie, schlecht für die Umwelt und den Ruhrpott: Die Hamburger Strompreise sollen zum 1. Januar 1996 um 9,2 Prozent sinken. Zu diesem Termin entfällt der „Kohlepfennig“, die Subventionsabgabe für den Ruhrkohlebergbau. „Die HEW geben diese Ein-sparung voll an den Verbraucher weiter“, lobte sich HEW-Vor-standssprecher Manfred Timm.

Die Kehrseite der verbraucherfreundlichen Preissenkung: Billige Energiekosten vermindern den Anreiz zum Stromsparen. Für Umweltsenator Fritz Vahrenholt ist die Preissenkung deshalb ein „falsches Signal“, das einer „ökologischen Katastrophe“ gleichkommt. Die Kostensenkung von rund 180 Millionen Mark per anno wäre „für den Ausbau regenerativer Energien“ weit sinnvoller einzusetzen.

Der Stromversorger sei aber gezwungen, den Subventionswegfall „an seine Kunden ohne Abstriche weiterzugeben“. Vahrenholt schlägt vor, die StromkundInnen könnten die eingesparten Energiekosten ab Anfang 1996 auf freiwilliger Basis in einen Sonderfonds einzahlen, aus dem der Ausbau umweltfreundlicher Energien finanziert werden soll.

Mit dem Wegfall des Kohlepfennigs entfällt für die HEW auch die Verpflichtung, einen bestimmten Anteil der von ihr verfeuerten Kohle aus deutschen Zechen zu beziehen. Deshalb will der Hamburger Stromversorger, der in seinen Kraftwerken jährlich rund 800.000 Tonnen des Grubengolds in Rauch auflöst, zukünftig statt teurer Ruhrkohle Billig-Kohle vor allem aus Südafrika einkaufen.

Auch die dadurch entstehende Kostenminderung von 30 Millionen Mark jährlich soll an die StromkundInnen weitergegeben werden. Timm: „Hamburg hat traditionell Importkohle bezogen. Ich denke, daß wir dahin zu hundert Prozent zurückkehren.“ Die Kumpel im Revier werden das nicht gerne hören. mac

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen