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Falsche Lichtblick-Werbung entlarvtKorrekt, aber nicht sauber

Mit "100 Prozent Öko" wirbt Ökostromanbieter Lichtblick. Doch tatsächlich kauft das Unternehmen auch Dreckstrom auf der Strombörse ein, um Schwankungen auszugleichen.

Die Öko-Idylle trügt: Auch Lichtblick liefert nicht nur "sauberen" Strom. Bild: cwdewign/photocase

FREIBURG taz Wer just am Mittwoch einer vielleicht schon länger gehegten Absicht folgend endlich auf Ökostrom wechseln wollte und dafür die Website des Branchenführers Lichtblick besuchte, stieß dort auf eine irritierende Stellungnahme: Gleich auf der Startseite räumt das Unternehmen ein, auch Strom an der Leipziger Strombörse EEX einzukaufen. Dort aber wird bekanntlich nur ein allgemeiner Strommix gehandelt, der auch Kohle- und Atomstrom enthält. Nur eine Seite weiter aber erfahren Interessenten, dass Lichtblick seinen Strom "vollständig aus regenerativen Energiequellen" beziehe. "Schummelei beim Ökostrom" also, wie die Financial Times Deutschland am Mittwoch auf der Titelseite meldete und dadurch die Hamburger erst zu dieser Stellungnahme veranlasste?

Lichtblick selbst beziffert darin die Menge, die man auf der Strombörse EEX einkaufe, auf "0,5 Prozent bezogen auf die insgesamt an Endkunden abgegebene Energiemenge". Unter Berufung auf nicht namentliche genannte Insider sprach die FTD gar von 2 Prozent.

In seinem offiziellen Strommix hingegen weist Lichtblick einen Anteil von hundert Prozent erneuerbaren Energien aus. Doch dieser ausgewiesene Ökostromanteil, der eingedenk der Einkäufe an der Börse wie ein Schwindel anmuten mag, ist durchaus korrekt.

Denn in der Jahresbilanz kauft Lichtblick tatsächlich so viel Strom aus regenerativen Quellen ein, wie die Kunden des Unternehmens verbrauchen. Weil die Nachfrage nie hundertprozentig zu prognostizieren ist, gibt es allerdings Zeiten, in denen Lichtblick Überschuss an Ökostrom hat, und in anderen Zeiten hat das Unternehmen zusätzlichen Bedarf. Diese Fluktuationen gleicht Lichtblick über die EEX aus. "Zertifizierer akzeptieren solche Abweichungen von den Prognosewerten, solange sie nicht über 3 bis 5 Prozent liegen", sagt der Lichtblick-Sprecher Gero Lücking.

Bei dem EEX-Handel handele es sich nur "um zwangsläufig auftretende Mengen", schreibt Lichtblick. Dieser Sachverhalt sei "in energiewirtschaftlichen Fachkreisen eine Selbstverständlichkeit". In der Branche gebe es einen "breiten Konsens, der diesem Umstand, der durch die Nichtspeicherbarkeit des Produktes Strom und damit dieser besonderen Gegebenheit des Produktes und Marktes geschuldet ist, Rechnung trägt". Will es heißen: Es geht nicht anders.

Robert Werner, Vorstandsmitglied des Mitbewerbers Greenpeace Energy, beschreibt das Phänomen des Ausgleichs so: "Wenn während der Fußball-EM viele unserer Kunden abends beim Public Viewing sind, liefern wir während der 90 Minuten mehr Ökostrom ins Netz, als tatsächlich verbraucht wird." Dann sind viele Fernseher ausgeschaltet, und der Herd ist es häufig auch. Anschließend kommen die Leute auf einen Schlag nach Hause, wodurch in diesem Moment der Verbrauch über den Prognosewert steigen dürfte.

Obwohl an der Lichtblick-Praxis formal nichts auszusetzen ist, widerspricht sie aus Sicht vieler Kunden der reinen Ökostromlehre, zumal die drei anderen großen Ökostromanbieter Naturstrom, Greenpeace Energy und Elektrizitätswerke Schönau (EWS) eigenen Angaben zufolge mit den Schwankungen ganz ohne die Strombörse zurechtkommen.

Das Problem mit den Prognoseabweichungen haben sie freilich auch. "Wir gleichen das durch offene Lieferverträge aus", sagt EWS-Geschäftsführer Martin Halm. Das heißt: Die EWS bezahlen einen Ökostromlieferanten dafür, dass dieser je nach Bedarf in gewissem Rahmen mehr oder weniger Strom liefert. "Das ist natürlich teurer als der Handel über die Börse", sagt Halm. Auch Greenpeace Energy arbeitet mit offenen Lieferverträgen. Diese Methode sei "sicherlich nicht die billigste, aber die glaubwürdigste". Somit dürfte die Praxis von Lichtblick auch ein Grund dafür sein, dass das Unternehmen günstigstere Preise anbieten kann als die Öko-Konkurrenz.

Doch selbst die hält sich mit Kritik an der Praxis des Marktführers zurück: "Seit zehn Jahren ist bekannt, dass das so läuft", sagt Oliver Hummel, Geschäftsführer der Naturstrom in Düsseldorf. Denn man habe nur zwei Möglichkeiten, die schwankenden Nachfragemengen auszugleichen: entweder über die Börse oder aber über einen Vorlieferanten, der dann allerdings selber oder über weitere Vorlieferanten an der Strombörse handelt. Ein weiterer Schritt könnte eines Tages ein spezieller Markt für Ökostromprodukte an der EEX sein. Noch steht dem jedoch die geringe Strommenge entgegen, denn nur wenn ausreichende Kontingente gehandelt werden, kann eine vernünftige Preisbildung erfolgen.

Auch Holger Krawinkel von der Verbraucherzentrale Bundesverband hält die aktuelle Diskussion darüber, auf welchem Wege die Stromanbieter ihre Regel- und Ausgleichsenergie managen, nicht für entscheidend: "Viel wichtiger ist die Frage, was die Unternehmen tun, um die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien auszubauen. Denn nur damit verändern sie den gesamten europäischen Strommix."

Gleichwohl äußert er auch Kritik an Lichtblick: "Die hätten transparenter mit dem Thema umgehen müssen", sagt Krawinkel. Es sei ein "schlechter Stil", wenn ein Unternehmen erst mit Informationen rausrücke, wenn Kritik aufkomme.

Offensichtlich scheute man sich bei Lichtblick vor der Diskussion über das schwierige Thema Strombörse. In der auch im Internet publizierten Liste der EEX-Marktteilnehmer ist Lichtblick nämlich gar nicht aufgeführt - obwohl der Ökostromanbieter mit eigenem Namen an der EEX registriert ist. Man habe, heißt es bei Lichtblick dazu, einfach keinen Grund gesehen, sich namentlich nennen zu lassen.

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21 Kommentare

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  • Z
    Zeichengeber

    Au Mann und Au Frau, manche Reinst-Ökos (wie leben die eigentlich in unserer Welt) haben Sorgen. Regen sich über 0,5 - 2 % technischer Abweichung auf, rauchen sich zur Beruhigung erst mal eine Krebsstange, fahren dann in ihrem Diesel in den Urlaub oder jetten mal eben mit der Billig-Städtreise nach Rom, New York, London. Haben die das Recht sich so aufzuregen?

    Das ist kein Hirngespinst, sondern ich kenne einige. Und jetzt die Gretchenfrage: Wer von denen, die sich jetzt aufblasen, hat denn schon selbst auf die Öko-Seite gewechselt? Mal rechnen:

    400.000 Lichtblick, 70.000 EWS, 70.000 Greenpeace, 23.000 Naturstrom = 563.000.

    Grünwähler sagen wir bei 5 % Stimmenanteil einfach mal 2.000.000. Fällt etwas auf???

    Aber LichtBlick gibt mir jetzt einen Grund nicht zu wechseln und bleibe bei RWE, E-on, Vattenfall und EnBW. Oder ich wechsele zu e-wie einfach (E-on), Yello (EnBW - mit dem größten Anteil an Atomstrom).

    Es gibt schon Pharisäer.

     

    Zeichengeber

     

    PS: Bitte verschont mich bei dem Rechenbeispiel mit Zahlenkorrekturen. Es geht nur um die Tendenz.

  • L
    lilo

    liebe taz,

     

    würde mir jemand von ihnen in diesem zusammenhang erklären wieso sie sich entschieden haben gerade der firma vattenfall in der taz einen anzeige-platz zu verkaufen?

  • C
    christophe

    Man sieht bei diesen Diskussionen immer in erster Linie eines: die meisten haben keine Ahnung wo ihr Strom herkommt...

    Denken die, man legt eine Leitung zu einem Windrad von ihrem Haus, sobald sie Naturstrom kaufen?

    Das ist ein großes Netz, niemand bekommt "Ökostrom geliefert"!

    Der Kunde verbraucht Strom und der Ökostromanbieter ersetzt das sozusagen.

     

    Aus der Steckdose kommt so oder so auch der Strom aus AKWs, was wichtig ist, ist wer alles am Produzieren ist. Je mehr Ökostromanbieter, desto weniger andere bei gleichem Verbrauch (deswegen ist auch Kritik an Wachstumsstrategien ein bisschen absurd).

    Aber eben, auch ein Ökostromanbieter muss seinen Kunden ja auch irgendetwas verrechnen können wenn die grad mehr verbrauchen als er in das Netz einpumpt...

     

    Schlecht ist wohl in erster Linie die Kommunikation... Aber wnn es jemanden freuen sollt: wenn Lichtblick zuviel produziert kaufen das auch die AKW-Kunden :-)

  • T
    Tom

    Es wiedert mich mittlerweile an, dass Geschäftsfüher und sogenannte Marketingfachleute immer wieder die Entscheidung treffen, das bestimmte Sachverhalte angeblich dem Kunden nicht zu vermitteln sind. Wie ja dargelegt wurde, ist der Slogan 100% Ökostrom durchaus haltbar, es hätte nur in einem Glossar einer Erklärung zu den Mechanismen des Strommarktes bedurft, mehr nicht. Da diese Erklärung der Bedarfsschwankungen werder neu, noch besonders kompliziert ist, ist es noch weniger zu verstehen,warum dies nicht gemacht wurde. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen für diese Entscheidung ihren Job verlieren, und es den anderen eine Leere ist.

  • C
    cwaffel

    Interessant bei dem Onlineartikel ist die beiläufig platzierte Werbung eines Konkurrenzunternehmes.

  • A
    Agnieszka

    ..könnte man sich in diesem Artikel auch die Frage stellen, wer von dem Skandal profitieren könnte......

  • A
    abc

    Die Diskussion ist doch absurd: Wie der Strom tatsächlich erzeugt wird, der konkret aus der Steckdose kommt, kann man doch überhaupt nicht feststellen. Es geht doch darum, wie er erzeugt wird. Und deshalb spielt es selbstverständlich auch keine Rolle, wenn Lichtblick am einen Tag konventionellen Strom dazukauft und am anderen Tag dafür Ökostrom verkauft, insgesamt wurde gleich viel Ökostrom produziert. Ich finde, dass die Aussage "100% Ökostrom" damit nicht falsch wird.

     

    Außerdem finde ich es schon etwas bedenklich, wenn die taz in einem Artikel einen Ökostromabieter extrem kritisiert und nebendran Werbung für die Kooperation der taz mit einem anderen Ökostromanbieter macht, und das sogar noch, ohne im Artikel auf den eventuellen Interessenskonflikt hinzuweisen. Dieses Niveau ist man eher von der "Bild" gewöhnt und weniger von der taz.

  • DP
    Dietmar Pahlseck

    Man kann sich leicht vorstellen, welche Lobbyarbeiter mit ihren gewohnt guten Drähten zur FTD die Meldung dort lanciert haben. Fallt nicht auf diese Art der medialen Interessendurchsetzun herein. In dieser monopolisierten Branche wird mit allen Tricks gearbeitet. Und der Artikel hier in der taz zeigt ja auch zum Glück die echten Zusammenhänge auf - ein Lichtblick!

  • T
    technokrat

    Muahuahuahuaha, was für eine Nachricht. War ja nach der Überschrift fast geschockt, aber nach lesen des Artikels... 2%...boah, ey, ich fühle mich ja sowas von über den Tisch gezogen. "Seit zehn Jahren ist bekannt, dass das so läuft", aber die Taz hat wohl heute keinen Aufhänger. Schon Sommerloch?

    Wir leben nunmal in einer Übergangszeit, mich ficht diese Praxis nicht soweit an, das ich mich von Lichtblick trennen würde. Ich schreib nichmal ne mail.

     

    "drei anderen großen Ökostromanbieter Naturstrom, Greenpeace Energy und Elektrizitätswerke Schönau (EWS) _eigenen_ _Angaben_ _zufolge_ mit den Schwankungen ganz ohne die Strombörse zurechtkommen."

    "Nach eigenen Angaben" ging das bei Lichtblick bisher auch. Ein Schelm wer böses dabei denkt.

     

    Ansonsten kommt aus euren Steckdosen ebenfalls feinster Atomstrom. Das hängt mit dem Strompool zusammen und wird sich nicht ändern lassen, bis das letzte Ukrainische AKW abgeschaltet ist. So what?

    Lichtblick hat nicht ausreichend informiert. Das ist doof. Mehr aber eigentlich auch nicht.

    Was das Thema Fehlinformationen und Greenpeace angeht: ich sage mal "Brant Spar". Da hat Greenpeace absichtlich falsche Tatsachen behauptet "um die Leute zu mobilisieren". Ist gelungen. Ein letztes Mal.

    Weltrettungs GmbH... ts, ts, ts, was würde David sagen?

  • RK
    René Kobald

    Was mich persönlich besonders berührt ist, das Lichtblick sich einen Stamm von freien Mitarbeitern hält, die nur auf einer geringen Provisionsbasis bezahlt werden. Da der Strommarkt sowieso hart umkämpft wird müssen die freien Mitarbeiter nun auch noch diese Pille schlucken. Da das Geschäft eh so schwierig ist kann ich mir vorstellen, wer jetzt noch nicht gekündigt hat, tut es aufgrund der neuen Sachlage spätestens jetzt.

    MfG René

  • M
    mheiber

    Danke für diesen etwas ausgewogeneren, informativen Artikel. Das Tagesspiegel zeigt im Gegenzug mal wieder, wie man es nicht macht (dpa Mitteilungen ungekürzt und ohne Gegenrecherche abdrucken). Lob für die taz!

     

    Das was Lichtblick hier angelastet wird, ist gängige Praxis. Ohne eine Zukauf von 0,5 - 2% bei Belastungsspitzen säßen wir entweder im Dunklen oder aber würden mehr bezahlen. Entweder man akzeptiert also den Preis von Lichtblick (der im Moment keineswegs der günstigste unter den Ökostromanbietern ist), dann muss man damit vorlieb nehmen, dass man eventuell zu den 0,5 oder auch 2% gehört, denen dann doch eventuell Atomstrom in Rechnung gestellt wird. Oder man wechselt einfach zu einem anderen Anbieter (ist ja relativ einfach und geht schnell). Jeder, der sich hier beschwert, kann gerne eine der beiden Optionen ziehen.

     

    Mal ganz davon ist die Informationspolitik seitens Lichtblicks nicht wirklich gelungen. Umfangreiche Information und Vertrauen sind gerade in dieser Branche oberstes Gebot; denn soviel Geld man auch damit machen möchte: Ökostrombezieher sind keine BILD-Leser und Hummer-Fahrer, sondern meistens umweltbewusste Verbraucher, denen das Gewissen, bei einem Unternehmen seine Energie zu beziehen, welches sich dem Erhalt der Umwelt verschrieben hat, das extra an Geld wert ist, welches man heute noch für Strom aus erneuerbaren, natürlichen Quellen zahlen muss. Und sobald man das Vertrauen der Verbraucher, sei es durch Fehlinformation oder Klüngelei, verliert, kann man meistens den Laden dicht machen.

     

    Vorsicht Lichtblick! Lasst euch das eine Warnung sein; lernt aus euren Fehlern. Ihr seit zwar der größte am Markt für Ökostrom. Aber das muss nicht immer so bleiben.

  • V
    vic

    Ihren Kommentar hier eingebenSelbstverständlich hätte Lichblick darauf hinweisen müssen, auch bei 0,5%.

    Andererseits fühle ich mich als Kunde nicht betrogen und dort noch immer in guten Händen.

    Dass nun die Dreckstromlobbyisten allenthalben aus den Löchern kriechen um ihre gar nicht so klammheimliche Schadenfreude zu äußern, halte ich für ebenso sebstverständlich. Dick aufgetragen ist allerdings eine Schlagzeile in der Süddeutschen: "Atomstrom statt Ökostrom".

  • MF
    Michael Fritsch

    98,5 % Ökostrom ist doch wesentlich besser, als 10 %, oder 15 %. Das Schwankungen durch Zukäufe ausgeglichen werden müssen, erscheint mir logisch und ist m. e. auch legitim. Trotzdem sollte diese Realität eindeutig beschrieben werden.

    Das die FTD, oder andere Zeitungen diese "Tatsache" so hart bewerten, ist doch reine Stimmungsmache. Wenn alle auch nur 80% Ökostrom beziehen würden, hätten wir keine Energieprobleme mehr und könnten auch auf alle AKW´S verzichten. Das wäre doch mal was.

  • J
    Johannes

    Wenn der Werbeslogan einer Firma - für die das Ansehen bei den Kunden Kapital ist! - "100% Ökostrom" lautet... sollte man das eigentlich ernst nehmen dürfen. Oder nicht?

    Übrigens... wisst ihr, welchen Großkunden lichtblick auf ihrer Startseite an prominenter Stelle als "Referenz" nennen?

    ...die taz.

  • A
    andi

    @Björn:

    Ist doch toll, wenn durch so ein Unternehmen dann auch der Bildleser dem "Klimahype" verfällt und wenigstens diesen Ökostrom kauft. (und zwar was seinen Stromverbrauch betrifft über Lichtblick, zwar verteilt, aber im Endeffekt doch zu 100%)

  • L
    Leo

    Sicherlich hat sich Lichtblick mit der Nicht-Information über die Zukäufe an der EEX nicht gerade einen Gefallen getan. Soll ich deswegen meinen am Montag gestellten Antrag sausen lassen? Nein! Allerdings muss Lichtblick jetzt alles auf den Tisch legen. Mir graust es nur vor den Kommentaren in anderen Zeitungen, nach dem Motto: Wir haben es ja schon immer gewusst!

  • MH
    Matthias Hufnagel

    Ich bin Lichtblick Kunde. Ich bin ein Atomkraftgegner. Ich vetraue Lichtblick. Ich misstraue vor allem diesem aus meiner Sicht schon fast pathologischen Reinheitskomplex, der in solchen Diskussionen immer wieder seine Zähne blitzen lässt zutiefst. Dieses "Lieber sterben als einmal einen Nicht-Bio-Apfel essen"

    Ich habe kein Problem mit Lichtblick. Mich stören ein paar Prozent Realität aus der Steckdose nicht die Bohne. Die wirklich wichtige Mischung für die Zukunft sind 100% Pragmatismus und 0% Dogmatismus. Mein Vertrauen In Lichtblick ist ungestört.

  • BA
    Björn Ahaus

    Gerade beim Ökostrom ist Ehrlichkeit ein besonders hohes Gut. Deswegen begrüße ich es, dass die TAZ, wenn auch plakativ, darauf hinweist. Schließlich gibt es noch die anderen drei unabhängigen Ökostromer Greenpeace Energy, Naturstrom und EWS, die allerdings noch deutlich kleiner sind als Lichtblick. Vielleicht liegt dies darin begründet, dass sie weniger oportunistisch als Lichtblick ein ehrlicheres Geschäft betreiben. Lichtblick hat den Klimahype im letzten Jahr und die damit verbundene Ökostrommode ausgenutzt, seinen Strom in Bild als "Bild-Ökostrom" vermarktet und betreibt agressives Door-to-Door-Marketing, außerdem ist die Firma bereits vor einigen Monaten wegen der Verwendung der umstrittenen RECS-Zertifikate in die Kritik geraten. Vielleicht ist bei der Expansion die Ehrlichkeit auf der Strecke geblieben.

    Das ist allerdings kein Grund, die Idee des Ökostroms grundsätzlich in Frage zu stellen. Warum nicht einfach zu einem der anderen Anbieter wechseln?

    Greenpeace Energy z.B. widerspricht Lichtblick und betont, keinen Strom an der Strombörse zu kaufen. Außerdem veröffentlicht die Firma als einzige, die Kraftwerke, welche den Strom liefern.

    Deshalb: Augen auf beim Ökostromkauf.

  • L
    LichtblickschmerztimGeldbeutelundlügtauchnoch

    Auf der einen Seite ist es zwar nicht verwunderlich, dass eine hundertprozentige Versorgung noch nicht erfolgen kann, da auf regenerative Energien ja noch nicht allzu lange gesetzt wird. Die Informationspolitik lässt allerdings doch sehr zu wünschen übrig und erinnert eher an Konsorten wie RWE und Vattenfall. Schade. Bei einem monatlichen Abschlag von ca. 60 Euro und zusätzlichen Gaskosten bei Lichtblick von 35 Euro- also ungleich mehr als bei anderen Energieversorgern, möchte ich doch sichergehen können, dass die Angaben auch stimmen.

  • SK
    Stefan Karst

    Reißerischer Artikel

     

    Lichtblick liefert also nicht, wie beworben, 100% Ökostrom, sondern nur 98,5%? Und dafür diese eher an die BILD erinnernde Überschrift samt Artikel?

    Ich meine, gut finde ich diese Praxis von Lichtblick (und anscheinend auch von den anderen Ökostromanbietern) nicht, die Kunden darüber nicht zu informieren. Ein kurzer Absatz auf der Homepage zur Erklärung der gängigen Praxis des stromzukaufens an der EEX würde ja schon reichen.

    Aber eigentlich sollte jedem Kunden klar sein, das er nicht wirklich zu jeder Zeit 100% erneuerbare Energien geliefert bekommt, sondern das es auch kurzfristig Abweichungen gibt. Genauso wie man sich darüber im klaren sein sollte, das auch Bioprodukte nicht 100% Bio sein müssen, sondern es vielleicht nur zu 98% sind...

    Darüber so einen Artikel zu schreiben finde ich doch übertrieben...

     

    Gruß, Stefan Karst

  • P
    palindrom

    Bei diesem extremen Wachstumskurs von Lichtblick verwundert es ja nicht wirklich, daß die durchaus gewinnorientierte Firma konventionellen Strom hinzukauft. "Ökostrom" bedeutet im Umkehrschluß eben nicht, daß der Gewinnmaximierungsgedanke und die moralische Integrität automatisch funktionieren. Schade nur, daß es gerade diese eigentlich sinnvolle Branche trifft.