: Fall Siemens
Siemens, das ist der Konzern, der im vergangenen Jahr 2 Milliarden allein an Zins- und Spekulationsgewinnen verbuchte, erinnerte Gerold Janssen vor Gericht. Und diesem Konzern verkauft Bremen das High-Tech-Gelände zu einem subventionierten Preis. Siemens schafft dort keinen einzigen High-Tech-Arbeitsplatz, sondern konzentriert seine 13 über Bremen verstreuten Betriebe. Janssen: „Da kann man wunderschön rationalisieren.“
Gerold Janssen akzeptiert schweren Herzens das politische Versprechen Bremens an Siemens, will aber wenigstens ein wettvolles Gebiet einigen hundert Metern retten: Ein Feuchtgebiet, schwärmt er, auf dem seit 20 Jahre Bäume einfach frei wuchern konnten, das als Frischluftschneise für das Klima wichtig ist und für die Menschen zugänglich, also kein abgezäunter Naturschutz, sondern richtiger „Erlebnisraum“, vor allem von Kindern entdeckt und geschätzt. Währnd die Bremer Siemens-Niederlassung damit nichts anfangen kann, hat Siemens-Vorstandssprecher von Pierer versprochen, daß Janssens Kompromiß-Vorschlag von der Bauabteilung des Konzerns in München ernsthaft geprüft wird. Im März wollte Siemens das Ergebnis mitteilen. Daß der Flächenbedarf von Siemens bei sinkender Beschäftigtenzahl doch nicht so groß ist, hat der Konzern auch dem Umweltsenator signalisiert. Von 10 Hektar ging man auf 6 zurück. Statt riesiger Parkflächen könnte zum Beispiel ein Parkhaus gebaut werden, hat die Umwelt-Deputation angeregt.
Vermutlich wird diese Sitzung, die den Bebauungsplan beschloß, aber wiederholt werden müssen. Umweltsenator Fücks hatte Janssen als „Vertreter der Fraktion der Grünen“ wegen Befangenheit ausgeschlossen. Janssen war gegangen - und klagt vor Gericht gegen seinen Ausschluß. Im Umweltressort geht man inzwischen davon aus, daß er Recht bekommt.
Die Antwort des Konzerns auf den Janssen-Vorschlag steht aber noch aus. Der Bremer Umweltschützer hatte auch auf der Hauptversammlung in München ( „Ich bin ein Siemns-Aktionär. Ich will, daß Siemens etwas Gutes macht.“) das Bremer Thema vorgebracht und war damit sogar in die FAZ gekommen.
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