■ Querspalte: Fakten, Fakten, Fakten
Fakten sind gut, Fakten sind wichtig, Fakten erzählen einem von der Welt, wie sie ist. Deutschland zum Beispiel, trauriges Land. Hunderttausende werden laut Stern alljährlich von ihrer Fettsucht dahingerafft. 160.000 fallen – so der Spiegel – dem Nikotin zum Opfer, 100.000 Tablettenabhängige geben jedes Jahr den Löffel ab, 40.000 sterben an der Teufelsdroge Alkohol (taz), 10.000 sterben beim Verkehr, 12.000 nehmen sich das Leben, 1.500 kommen durch harte Drogen um.
Doch auch den Lebenden geht's nicht so gut: 56 Prozent der Deutschen fühlen sich gestreßt. 70 Prozent aller Krankheiten sind streßbedingt. 25 Prozent aller Arbeitnehmer klagen über „Mobbing“, die Hälfte aller Arbeitsplatzbesitzer hat längst resigniert und „innerlich gekündigt“ (Focus). 300.000 nehmen laut Bundesregierung harte Drogen; eine Million sind tablettenabhängig; 1,5 Millionen Deutsche zwischen 15 und 65 Jahren leiden an „Menschenangst“, sozialen Phobien, Gehemmtheiten, Schüchternheit. Das Suizidrisiko bei den sogenannten „Sozialphobikern“ ist fast sechsmal höher als im Bevölkerungsdurchschnitt.
Sechs Millionen haben hierzulande ein Handy und sind mithin Hirntumorgefährdet wegen Elektrosmog, sechs Millionen haben keine Arbeit, sechs Millionen Stasi- Akten lagern in der Gauckbehörde; acht Millionen leiden an Migräne, elf Millionen unter Angststörungen (Focus). Viele sind auch spielsüchtig. Deshalb werden alljährlich 42 Milliarden Mark in deutschen Spielbanken umgesetzt. Doppelt soviel, wie in der Stahlindustrie. Laut eines Anfang 1994 von der Bundesärztekammer veröffentlichten Berichts sind 21 Prozent aller Mädchen und 6 Prozent aller Jungen Opfer sexuellen Mißbrauchs. Von den Kauf-, Sex- oder Fernsehsüchtigen wollen wir gar nicht erst reden.
Deutschland einig Opferland. Und wer versorgt euch mit so schönen Zahlen? – Wir von der Sinnbeschaffungs- und Medienindustrie, in der, so der Bertelsmann- Manager Frank Wössner, mittlerweile die Hälfte aller Erwerbsarbeit geleistet werde. Detlef Kuhlbrodt
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