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Fairer Handel im BezirkIn Fairtradetown sollten alle fairen Kaffee trinken

Charlottenburg-Wilmersdorf will "Fairtradetown" werden. Die Bürgermeisterin ist skeptisch, weil faire Produkte mehr kosten.

Charlottenburg-Wilmersdorf will "Fairtradetown" werden. Im Wege stehen könnte allerdings das Geld. Bild: dpa, Marcel Mettelsiefen

In Berlin wären sie die ersten: Eine kleine Gruppe von Bürgern in Charlottenburg-Wilmersdorf möchte für ihren Bezirk den Titel "Fairtradetown" gewinnen, der vom Verein "Transfair" seit 2009 deutschlandweit verliehen wird. In Deutschland dürfen sich mittlerweile 21 Städte "Fairtradetown" nennen, unter anderem Marburg, Trier, Wolfsburg und Hannover.

In Charlottenburg-Wilmersdorf steht hinter den engagierten Bürgern der Weltladen "A Janela", dessen Leiterin Judith Siller das Fairtradetown-Projekt im April angestoßen hat. Der Weltladen entstand aus der Agenda-21-Bewegung nach der ersten großen UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro, als überall auf der Welt der Gedanke von fairem Handel Fuß zu fassen begann. "Für gute Arbeit muss es auch einen gerechten Lohn geben. Das bringt nicht nur den Produzenten im Süden etwas, sondern sichert auch bei uns die Arbeitsplätze, indem verhindert wird, dass Firmen auf der Suche nach billigen Arbeitskräften in andere Länder abwandern", sagt Siller.

Die Faire Woche

Die Faire Woche wurde 2001 vom VereinTransfair ins Leben gerufen, um den fairen Handel stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, und wird seitdem vom Forum Fairer Handel organisiert. Jährlich beteiligen sich deutschlandweit verschiedene Institutionen und Akteure an dem Projekt, darunter Weltläden, Restaurants, Cafés, Verbraucherzentralen, Geschäfte und Schulen. Mit diversen Aktionen möchten sie auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam machen.

Unterstützt und finanziert wird die Faire Woche vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Aufgrund der positiven Resonanz geht die Faire Woche nicht mehr nur über sieben, sondern über 14 Tage. Ab dem heutigen Montag finden allein in der Hauptstadt bis zum 26. September mehr als 150 Veranstaltungen statt. Informationen zum Programm gibt es unter www.faire-woche.de

Um Fairtradetown zu werden muss unter anderem die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschließen, dass bei allen Sitzungen sowie im Bezirksamt und Bürgermeisterbüro Fairtrade-Kaffee und ein weiteres Produkt aus fairem Handel verwendet wird. Auch Gastronomien und Geschäfte müssen Fairtradeprodukte verkaufen. Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen (SPD) befürwortet das Projekt zwar im Prinzip, es sei aber in erster Linie eine Sache des Geldes. "Fairtrade ist immer etwas teurer und steht im Grunde im Widerspruch zur Landeshaushaltsordnung, die sagt, dass wir sparen müssen", so Thiemen. Die Idee sei aber positiv von der BVV aufgenommen worden. "Ein schneller Beschluss bringt in dem Fall aber nichts", findet sie. "Es ist eine Idee, die auch in den Köpfen gelebt werden und richtig umgesetzt werden muss. "

Zwei weitere Kriterien, die Einbindung von Schulen, Vereinen und Kirchengemeinden in das Projekt, sowie die Bildung einer lokalen Steuerungsgruppe, hat die Gruppe um Siller bereits erfüllt. Die Steuerungsgruppe, die bei regelmäßigen Treffen die nächsten Schritte plant, wird unter anderem vom Leiter des Umweltamtes, Wilhelm-Friedrich Graf zu Lynar, unterstützt. Dieser begrüßt das Engagement: "Wenn der Schwung der Gruppe anhält, bin ich optimistisch, dass Charlottenburg-Wilmersdorf bald Fairtradetown wird."

Judith Siller ist mit dem Fortschritt ihrer Arbeit bisher zufrieden. "Zum Beispiel konnten wir schon einige Geschäfte von der Kampagne überzeugen." Schwieriger sei es im Bereich der Gastronomie. Für den Bezirk müssten 21 Restaurants, Kneipen oder Cafés gewonnen werden. Die Anzahl richtet sich nach den Einwohnerzahlen der jeweiligen Stadt oder Kommune. "Häufig werden diese von kleinen Leuten geführt, die hart arbeiten und kalkulieren müssen. Für die ist Fairtrade oft zu teuer."

Trotzdem hält Siller an ihrem Ziel fest, dass Charlottenburg-Wilmersdorf im nächsten Sommer zur Fairtradetown gekürt wird. Einen Preis, etwa in Form einer Geldprämie, gibt es dafür zwar nicht. Die Fairtradetowns können aber jährlich am Wettbewerb der "Hauptstadt des Fairen Handels" teilnehmen und dabei bis zu 35.000 Euro Preisgeld gewinnen.

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3 Kommentare

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  • E
    EnzoAduro

    @linsenspaeller

    FairTrade Kaffee kommt ausschließlich von kleinbauern. Ein Großbauer kann keinen anbieten, selbst wenn er gute Löhne zahlen würde.

    Naja, und wer hat wohl mehr Ahnung von Kaffee anbauen?

    Abgesehen davon müssen die anderen Kaffeeröster sich durch qualität differenzieren. Die anderen haben dafür ja das Siegel...

  • L
    linsenspaeller

    Warum ist der Fairtrade-Kaffee so schlecht? Verkaufen die ihre guten Bohnen zuerst an die bekannten Großhändler und drehen uns dann den übrig gebliebenen Ramsch an? Wie doof sind wir eigentlich?

  • E
    EnzoAduro

    Tolle Promo für die Zertifizierungsinstitute. Quasi so etwas wie Fitch nur in Gut :-)

     

    Wenn das so weiter geht dann ist bald nur noch die Hälfte eines Produkts die Produktionskosten. Der Rest geht für Biosiegel, FairTrade Siegel usw. drauf.