piwik no script img

Fah'n auf der Autobahn

■ betr.: "Wer im Treibhaus sitzt, soll Steine schmeißen", taz vom 26.3.90, "Die Grünen wählen den Ausgleich", Tagesthema Seite 3, "Vertrauen gibt es nicht zum Nulltarif", taz vom 2.4.90, "Hurenmetaphorik", 3.4.90

betr.: „Wer im Treibhaus sitzt, soll Steine schmeißen“, taz vom 26.3.90, „Die Grünen wählen den Ausgleich“, Tagesthema Seite 3, „Vertrauen gibt es nicht zum Nulltarif“, taz vom 2.4.90, „Hurenmetaphorik“, taz vom 3.4.90

Da passiert doch tatsächlich etwas Ungeheuerliches: Da erdreisten sich diese stinknormalen Mitglieder der bisher doch ach so schön auf etablierten Kurs gebrachten Haus- und Hofpartei doch tatsächlich, eigene, konsequentere Gedanken zu der Politik zu formulieren, die sie durch ihre grüne Partei vertreten sehen wollen. Unverschämt!

(...) Jetzt, wo man/frau sich auch etabliert hat, wissen einige Aufsteigerautoren der taz, was sich gehört und erweisen dieser Zweidrittelgesellschaft ihre Referenz: Inhaltslos (wie häufig), ohne Sinn und Verstand wird mal wieder grüne Programmatik diffamiert, in einem Kommentar als ewige Predigt dargestellt.

Das ist leider seit Jahrtausenden so. Wer den Menschen die Wahrheit sagt, kommt nicht umhin, sich zu wiederholen, denn kaum jemand will sie hören. Der taz-Autor Loske hat da schon eine andere Richtung gewiesen. Wie wär's denn mal mit einer anderen Wahrheit: Die Sozialhilfeempfänger sind schuld an der Umweltzerstörung und sollen dafür bezahlen!

Ich bin dafür, der Mittelstand hört erstmal mit dem Autofahren auf. Ein Aufschrei im Land! Niemals! Aber das ist ein Teil der Wahrheit.

Jedem, der sich kommunalpolitisch engagiert, ist klar, daß als Voraussetzung eines „radikalen“ ökologischen Umbaus wohl auch einiges an der sozialen Grundstruktur der Gesellschaft geändert werden muß. Ich freue mich, daß die Inhalte wieder von den aktiven Mitgliedern aus den Regionen kommen. Dort, wo wir erfahren, daß eine ökologische Reformpolitik allein wohl nicht ausreicht, wenn zum Beispiel ein Arbeiter Morddrohungen ausspricht, weil seine Firma, deren Giftausstoß seine Kinder umbringt, geschlossen werden soll.

Es war schon früher ein untrügliches Zeichen für einen Aufschwung der Grünen, wenn sie von allen Seiten deswegen diffamiert wurden, weil ihre nichtprominenten Mitglieder sich nicht nach Wunsch verhalten haben und ihre Inhalte überraschenderweise selbst bestimmt haben.

Als Meinungsmanipulator, der immer die Trägheit der Basis bemängelte, sollte man (also bisher haben dazu nur Männer in der taz geschrieben, soweit ich weiß) sich freuen. Aber wie oben gesagt, die taz-Autoren haben da wohl andere Gründe. Wir fah'n fah'n fah'n auf der Autobahn, katgereinigt und für zwei DM der Liter. Wir können uns das ja leisten?

Axel Bretzke aus Darmstadt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen