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Facebook verklagt StudiVZAus Blau wurde Rot

Das weltweit beliebte und erfolgreiche Social Network Facebook verklagt nun doch noch das deutsche Holtzbrinck-Portal StudiVZ wegen "Missbrauch von Facebooks geistigem Eigentum."

Facebook ist blau, StudiVZ ist rot - ansonsten hat der eine dem anderen alles nachgemacht. Bild: screenshot facebook

Das eine - StudiVZ - ist rot. Das andere - Facebook - ist blau. Und sonst?

Worüber sich der eine oder andere Internetuser ohnehin schon längst gewundert hatte, nämlich die tatsächlich vorhandene Ähnlichkeit des US-amerikanischen Onlinenetzwerks Facebook und des deutschen Onlinenetzwerks StudiVZ, ist nun auch den Leuten von Facebook um Gründer Marc Zuckerberg aufgefallen: Facebook verklagt StudiVZ. Das berichtet die Financial Times Deutschland - und zitiert die Klageschrift, die Facebook bei einem kalifornischen Gericht einreichte: "Ein großer Teil des Erfolgs - wenn nicht der gesamte Erfolg - von StudiVZ ist dem Kopieren und dem Missbrauch von Facebooks geistigem Eigentum geschuldet." StudiVZ, eineinhalb Jahre nach Facebook gestartet, kopiere Design und Funktionen; teilweise seien nur die Farben ausgetauscht worden, so der Vorwurf. "StudiVZ hat nicht nur Facebooks Features gestohlen, sondern auch das Look and Feel, das Design, große Teile der Websitefunktionalitäten und andere Eigentumsrechte wie Style Sheets." Eine Facebook-Sprecherin schloss gegenüber der FTD auch eine Klage vor einem deutschen Gericht nicht aus.

"Dass StudiVZ eine Kopie von Facebook ist, ist ja kein Geheimnis und mehr als offensichtlich", hieß es etwa schon im Oktober 2006 in einem deutschen Weblog. "Krass finde ich, wie genau die Kopie ist … Es wurde vieles 1 zu 1 übernommen. Design, Format, Funktion, Bilder usw. Sogar der Stylesheet von StudiVZ heißt ,myfb' - ,"myFaceBook'". Das Medienblog turi2 schreibt: "Das erfolgreichste Social Network der Welt", Facebook, "verklagt das erfolgreichste europäische Network", StudiVZ, wegen Diebstahls geistigen Eigentums - und die Branche fragt sich, warum erst jetzt"?

Facebook, das 100 Millionen Nutzer hat, war im März mit einer deutschen Version gestartet, tut sich am deutschen Markt aber vergleichsweise schwer. Das könnte durchaus mit dem StudiVZ zu tun haben, das Holtzbrinck (Die Zeit, Tagesspiegel) 2006 für eine Summe zwischen 50 und 100 Millionen Euro erworben hatte. Es ist nämlich erfolgreich, und einem erfolgreichen Portal mit einer gewachsenen Community die User abspenstig zu machen, ist schwierig.

Dass Facebook sich seinerseits schon einmal gegen Plagiatsvorwürfe verteidigen musste, trägt zur Sache wenig Erhellendes bei - ist aber eine schöne Geschichte. Marc Zuckerberg hatte vor der Facebook-Gründung beim Netzwerk ConnectU gearbeitet - und wurde später prompt von ihm verklagt. Laut Wall Street Journal wurde der Rechtsstreit aber gegen Zahlung einer Geldsumme und Aktienbeteiligungen beigelegt.

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