: Facebook löscht Anti-NPD-Blog
INTERNET Ein preisgekrönter Blog, der über die rechtsextreme Szene informiert, ist aus dem Netzwerk verschwunden. Hasserfüllte Seiten seien nicht gestattet, heißt es zur Begründung. Die NPD ist weiter online
HAMBURG taz | Seit dem Wochenende ist bei Facebook die Seite „NPD-BLOG.INFO“ nicht mehr zu finden. Die Internetplattform hat den Blog, der kritisch über die rechtsextreme Szene berichtet, aus dem sozialen Netzwerk gelöscht. Am Freitag erhielt der Betreiber des Blogs, Patrick Gensing, die entsprechende Nachricht. „Kritische Berichte zu der NPD scheinen bei Facebook unerwünscht“, sagt Gensing der taz.
In der E-Mail an Gensing führt Facebook nur an, dass Seiten nicht gestattet seien, die hasserfüllt, bedrohlich und obszön wären. Wie NPD-BLOG.INFO diese Ausschlusskriterien erfülle, ist Gensing schleierhaft. Eine Warnung, dass gegen die Regeln verstoßen worden sei, gab es nicht. „Meine Nachfrage bei Facebook ist bisher unbeantwortet geblieben“, sagt er. Auf Nachfragen der taz beim Pressekontakt von Facebook gab es bis Redaktionsschluss ebenfalls keine Reaktion. „Selbst wenn es ein Versehen sein sollte, ist es unglaublich, da die NPD-Seiten selbst nach Protesten weiter unbehelligt bleiben“, betont Gensing.
Anfeindungen ist der Journalist bisher nur aus der rechtsextremen Szene gewohnt. Vor fünf Jahren, ging er mit dem NPD-Blog online. Täglich berichtet er, längst unterstützt von weiteren Autoren, über die Szene von NPD bis Burschenschaften. 2007 wurde der Blog unter anderem für den Grimme Online Award nominiert. In der Kategorie Internet des Axel-Springer-Preises für junge Journalisten erreichte Gensing 2009 den 3. Platz.
Bei Facebook war der NPD-Blog erst vor knapp drei Monaten online gegangen. Schnell fand er über 1.000 „Freunde“. Als er seinen Blog bei Facebook präsentierte, wollte Gensing auch der NPD-Präsenz in dem Netzwerk entgegenwirken.
Die NPD ist bei Facebook seit zehn Monaten online und hat 3.000 „Freunde“. In den vergangenen Jahren hatte Jugendschutz.net, die zentrale Stelle der Bundesländer für den Jugendschutz im Internet, darauf aufmerksam gemacht, dass sich Rechtsextreme gezielt in sozialen Netzwerken verankern – um Meinung zu machen und Zuspruch zu finden.
Im Mai hatte die Gruppe „Kein Facebook für Nazis“ versucht, Facebook dazu zu bewegen, die NPD-Seite abzuschalten. Mittlerweile hat die Gruppe fast 400.000 „Freunde“. Am Montag startet die Amadeu-Antonio-Stiftung eine Kampagne gegen die Neonazis in den sozialen Netzwerken, unterstützt von vielen bekannten Betreibern – Facebook ist nicht dabei. ANDREAS SPEIT